Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman
tun bekommen, wenn sie die Geschichten zu den Fundstücken erfinden muss. Und Violet sollte sich vor ihrem großen Auftritt ruhig ein wenig schonen.«
»Dass du immer so tun musst, als wäre ich gebrechlich«, meckert Violet leise und nimmt Teresa den Zettel aus der Hand. »Den habe ich auch noch gar nicht gesehen.«
Es wird Scones, verschiedene Teesorten, Sandwiches und Pasteten geben. Eine kleine, aber so feine Auswahl, dass ich mich am liebsten sofort in das Teehaus setzen würde, wenn es das schon gäbe. Bis dahin muss aber noch einige Arbeit in den baufälligen Wintergarten gesteckt werden.
»Vielleicht könnten wir ja heute Nachmittag gucken, was im Teehaus alles getan werden muss. Ein wenig putzen, aufräumen und vielleicht in ein Gartencenter fahren, um ein paar Palmen zu besorgen«, schlage ich vor.
Juli und Moira nicken. Violet guckt immer noch versonnen auf die Liste. »Ich bleibe hier und helfe Teresa beim Nähen. Ich würde auch gerne die Karte für das Teehaus entwerfen.
Ich stelle mir altmodische Skizzen auf festem, edlem Papier vor. In braunes Leder gebunden.«
Moira schaut Violet überrascht an. »Stimmt, das vergesse ich immer wieder. Violet hatte früher einen Skizzenblock bei sich und hat ständig gezeichnet. So haben wir uns eigentlich auch kennengelernt.« Moira und Violet schauen sich versonnen lächelnd an.
Dann geht Moira mit Juli und mir in die Küche und wir belegen ein paar Sandwiches. Nicht so geschickt wie Tanja oder Teresa es täten – aber der gute Wille zählt. Mit den Broten und Thermoskannen voller Tee und Kaffee gerüstet, machen wir uns zur Bude auf. Vielleicht können wir uns ja dort ein wenig nützlich machen. Der Trupp schuftet schließlich auch schon den ganzen Vormittag über. Wenn die Jungs und Tanja so schnell waren wie Teresa bei ihren Aufgaben, ist die Fritteuse sicher schon betriebsbereit.
Ist sie nicht. Stattdessen gibt es einen riesigen Streit. Mein Vater scheint die Rolle des Schlichters einzunehmen, Henry wirkt fuchsteufelswild und Tanja und Peter sehen nicht weniger wütend aus. Nur Colin lehnt gelassen an der Wand und schmunzelt. Ihn wiederzusehen, fühlt sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Ich schaue schnell wieder zu den anderen hinüber. Oje! Hoffentlich hat Peter nicht vorgeschlagen, aus der Bude ein vietnamesisches Feinschmeckerrestaurant zu machen, in dem die Schlangen direkt am Tisch über den Tellern der Gäste geköpft werden. Hat er nicht, bloß: nachgedacht hat er offenbar auch nicht.
»Zum letzten Mal: Ein irischer Imbiss braucht kein Schottenkaro an den Wänden«, erklärt Henry mit verschränkten Armen.
Peter sieht ihn irritiert an. »Ich dachte, im ganzen Vereinigten Königreich trägt man Karo.«
O nein, hat er gerade vom Vereinigten Britischen Königreich geredet? Statt der ganzen Zitate hätte er sich lieber etwas Allgemeinwissen einverleiben sollen. Es kommt wie es kommen muss, und Henry hält Peter einen für seine Verhältnisse sehr emotionalen, ausschweifenden Vortrag über irische Unabhängigkeitskämpfe. Das kann dauern. Peter sackt nach und nach in sich zusammen. Mein Vater studiert seine Fingernägel, als wolle er anhand der Rillen und Flecken eine medizinische Analyse erstellen. Colin raunt ihm etwas zu, woraufhin er in ein herzhaftes Lachen ausbricht. Auch wenn er es schnell und wenig geschickt als Hüsteln zu tarnen versucht, trägt er damit wenig zu einer guten Stimmung bei. Tanja steht immer noch schmollend in der Ecke.
»Was ist los, Tanja, wollen sie keine Bollywood-Musik spielen?« Juli hat ihr beschwichtigend einen Arm auf die Schulter gelegt, um sie aufzumuntern.
»Das ist es nicht«, entgegnet Tanja, in ihrer Stimme liegt tief empfundener Schmerz, »sie wollen kein Gemüse aus organischem Anbau verwenden.«
Weil Juli zu sehr damit beschäftigt ist, sich ein Lachen zu verkneifen, muss Moira zur Hilfe eilen. Sie bemüht sich um eine ernste Miene und einen pragmatischen Blickwinkel: »Aber das kommt doch sowieso alles in die Fritteuse, da bleibt von den Vitaminen doch nichts mehr übrig.«
»Darum geht es doch gar nicht, es geht ums Prinzip. Außerdem bin ich hier die Einzige, die weiß, wie man die Geräte überhaupt bedient.« Tanja deutet trotzig auf ein paar metallene Geräte und riesige Siebe, die mein Vater in einer Annonce entdeckt und am Morgen dann prompt
gebraucht gekauft hat. »Und ich habe ihnen schon gesagt, dass ich ihnen nicht zeigen werde, wie die Dinger funktionieren, wenn wir nicht auch
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