Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman
Wie es aussieht, werden die dir von ganz allein die Bude einrennen.«
Tanja grinst.
Der Abend könnte beinahe perfekt sein. Nur die Blicke, die Nellie Moira zuwirft, gefallen mir ganz und gar nicht. Das ist blanker Hass in seiner Reinform. So etwas sieht man selten. Moira scheint es mit Gelassenheit zu nehmen. Ab und zu verlässt sie mit ein paar der Jungs den Raum, um vor der Tür eine zu rauchen. Ich glaube, sie erzählt ihnen schmutzige Witze, in regelmäßigen Abständen ist ihr donnerndes, kehliges Lachen zu hören.
Als wir wieder im Cottage ankommen, schaffen Tanja,
Juli und ich es gerade noch uns »Gute Nacht, John Boy«, »Gute Nacht, Elizabeth«, »Gute Nacht, Mary Ellen« zuzurufen, dann sinken wir in die Betten. Ich habe mein Make-up nicht entfernt, ich habe meine Zähne nicht geputzt, aber ich spüre, wie wunderbarer schwerer Schlaf meinen Körper überwältigt. Endlich mal wieder!
Am nächsten Morgen weckt mich Telefonklingeln.
»Hallo, Louisa, ich bin schon hier, habe aber festgestellt, dass morgen in Dublin einer der größten Antikmärkte überhaupt stattfindet. Wollt ihr nicht einfach zu uns rüberkommen, dann packen wir hier noch etwas an und verschieben den Ausflug auf morgen?« Es ist Colin.
Ist mir recht. Ich bin für jede Verzögerung dankbar. Im Schloss angekommen, stürze ich mich gleich wieder mit Moira und Juli in die Planungen. Colin ist nicht da. Er ist schon in der Frittenbude, in der ihm nun auch Peter, Tanja, mein Vater und Henry Gesellschaft leisten. Als wir Mädels eine ungefähre Marschroute für die nächste Zeit festgelegt haben, machen wir uns auf die Suche nach Teresa und Violet. Die waren zwischenzeitlich mit einem Haufen Stoffballen an uns vorbeigehuscht, die sie in der Stadt besorgt haben. Wie es sich herausstellt, kann Teresa nicht nur ausgezeichnet kochen, sie näht auch noch gerne und hat sich spontan entschieden, sich um Vorhänge, Kissen und anderen Firlefanz zu kümmern. Wir finden sie hochkonzentriert in einem der zukünftigen Gästezimmer, wo sie an der Nähmaschine sitzt und sich an einem Stapel babyblauen Satin mit rosafarbenem Paisleymuster abarbeitet. Und neben ihr
lässt auch Violet überraschend gekonnt fließenden, roten Seidenstoff unter der laut ratternden Nadel durchlaufen.
»Guckt mal, ich habe in der Stadt Ians Frau getroffen. Wir haben uns unterhalten und dabei kam raus, dass sie noch eine alte Nähmaschine hat, die sie uns leihen kann. Wie nett von ihr! Jetzt haben wir zwei und schaffen richtig was weg«, ruft Teresa begeistert.
»Ähem, nun ja … das sieht interessant aus, was ihr da macht«, sagt Moira ohne echte Überzeugung und spricht mir damit wieder mal aus der Seele.
»Ja, oder? Je mehr ich darüber nachdenke, desto genialer finde ich den Einfall«, sagt Violet. »Ich habe mir gedacht, wir können die Schlafzimmer der Gäste nach Themen einrichten. Eines wird ein romantisches Landhauszimmer, eines wird ein mittelalterliches Burgherrenzimmer und ein weiteres wird der chinesische Raum. Apropos, wenn ihr noch einen alten Paravent bei eurer Antiquitäten-Tour findet, Louisa, den könnte ich echt gut gebrauchen. Ah, und Tanja kann auch nähen und hat versprochen, ein indisches Schlafzimmer zu gestalten, ein bisschen Kolonialstil und so. Ich habe Skizzen für alle Räume angefertigt«, sagt Violet.
»Ach so.« Mehr sage ich vorsichtshalber nicht, um die fleißigen Handarbeitsbienchen nicht zu enttäuschen. Die anderen mischen sich bei uns ja auch nicht ein. Und irgendwie hat die Idee sogar ihren Charme.
»Dann können wir eigentlich gar nicht helfen, oder?«, fragt Juli hoffnungsfroh.
Fröhlich schüttelt Teresa im Takt ihrer Nähmaschine den Kopf.
»Ach so, und ich dachte, wir könnten als Teeraum den Wintergarten nehmen und die Innenwände mit den leeren,
alten Eichenregalen vom Dachboden bestücken. Da können wir vielleicht Bücher und irgendwann auch eigene Souvenirs reinstellen und verkaufen. Aber bevor ihr verschwindet, könnt ihr noch einen Blick auf das Menü für den Teeraum werfen.« Teresa hält einen Zettel hoch.
»Wann hast du denn das alles gemacht?«, fragt Moira besorgt. Und auch Juli und ich sehen uns betreten an. Unser Vormittag glich – verglichen mit diesem irren Aktionismus – eher einem längeren Plauderstündchen.
»Heute Vormittag. Beim Menü hat mir aber Tanja geholfen«, erklärt Teresa.
»Gut, dann kümmern Louisa und ich uns um die Bestückung der Regale«, sagt Moira bestimmt. »Juli wird noch genug zu
Weitere Kostenlose Bücher