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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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seufzt mein Vater.
    »Oje. Wir dachten doch, mit ein paar Klopfgeräuschen und etwas Spuk sei es getan.« Colin sieht gar nicht begeistert aus. »Sollten wir dann nicht lieber noch aus der nächsten Dorfdisco eine Nebelmaschine organisieren? Und wie schaffen wir es, Barbara erscheinen zu lassen? Mit etwas mehr Vorbereitungszeit wären uns sicher ein paar technische Tricks eingefallen, um die Temperatur im Raum plötzlich zu senken oder einen Windstoß zu erzeugen, oder was bei so Geisterbeschwörungen halt passiert«, gibt er zu bedenken.
    »Du hast Glück, mein Junge, du musst rein gar nichts tun.« Moira seufzt laut.
    Colin zieht fragend die Brauen hoch.
    »Er hält Frauen für die besseren Medien – mehr spirituelle Energie, weißt du? Wir vermuten allerdings, dieser Glaube stammt noch aus alten Zeiten, als die Frauen so hingerissen von ihm waren, dass sie ohne jedes Zutun himmlische Chöre gehört haben«, sagt Peter.
    »Das heißt, wir beide, Henry und Gerhard sind raus aus der Nummer und können einfach einen trinken gehen?« Tja, zumindest Colin wirkt nun etwas gelöster und entspannter.
    »Zu schade, dass ich den Geist spielen muss und nicht seine Hand halten darf.« Violet seufzt.
    Henry schickt einen hilfesuchenden Blick gen Himmel.

    Violet nimmt glucksend seine Hand. »Nur um mal etwas spirituelle Energie zu spüren, selbstverständlich.« Sie zwinkern einander zu.
    »Alte Liebe, wie rührend.« Moira gähnt. »Aber Colin hat Recht. Wir wissen immer noch nicht, wie wir Barbaras Auferstehung meistern können.«
    »Ich habe schon mal probeweise gegen ein paar Rohre geklopft. Aber bei der Séance müsste dann ja zumindest meine Stimme zu hören sein.« Violet wirkt nachdenklich. Keiner weiß Rat.
    »Wie habt ihr ihm eigentlich unsere Anwesenheit erklärt? «, frage ich neugierig.
    »Oh, das war ein Kinderspiel. Nichten und Neffen dritten Grades.« Moira zuckt mit den Schultern, als sei das ihr geringstes Problem gewesen.
    Himmel, wir sind doch noch gar nicht so lange hier. Trotzdem nimmt unsere irische Verwandtschaft langsam so überhand, dass ich den Überblick verliere. Waren wir nicht gerade erst bei der Beerdigung unseres heißgeliebten Großonkels?
    »Verzeiht, wenn ich mich zurückziehe. Die Schmerzen werden schon wieder stärker.« Henry wankt etwas beim Aufstehen, geht aber halbwegs aufrecht durch die Halle. Besorgt sehen Violet und mein Vater ihm nach.
    »Er ist sicher nur erschöpft«, sagt Moira beschwichtigend. Mein Vater erhebt sich. »Ich gehe wieder in die Bude. Als Mann werde ich hier ja ohnehin nicht gebraucht. Colin, Peter?«
    Peter nutzt die Gelegenheit, um ebenfalls zu verschwinden. »Ach so, dann könnten wir ja, sobald es dunkel wird und wir nicht mehr arbeiten können, einen Herrenabend im Cottage veranstalten.«

    »Gute Idee«, antwortet Colin schnell. »Ich bleibe aber noch ein Stündchen hier sitzen, ich bin ja gerade erst angekommen«, sagt er. »Wir haben übrigens ein Auto voll Arbeit für dich, Juli. Vielleicht könntest du dich morgen mal mit Louisa zusammensetzen? Die hatte schon ein paar richtig ... ähem ... originelle, also sehr gute Einfälle.« Er zwinkert mir zu.
    Ich erröte geschmeichelt.
    »Was, Lügenmärchen aus deinem Mund?« Juli lächelt mir gespielt verzweifelt zu. »Dann bin ich ja gar nicht mehr die einzige Verrückte.«
    »Ich passe mich nur meiner Umgebung an«, sage ich huldvoll. »Schließlich sind wir im Land der Märchen und Mythen. Außerdem muss ich ja trainieren, um die Journalisten zu überzeugen.«
    Colin und ich setzen uns endlich hin – an die zwei entgegengesetzten Enden des Sofas. Ich lasse mich neben Juli fallen.
    »Du weißt, dass du mir später alles erzählen musst?«, flüstert sie.
    »Na klar«, willige ich erschöpft ein.
    Juli nickt zufrieden. »Ich habe übrigens mit Toni telefoniert. Sie setzt gerade alle Hebel in Bewegung und rührt kräftig die Werbetrommel für uns, auch in den anderen Redaktionen. «
    »Das ist schön«, murmele ich ein wenig geistesabwesend.
    Ich blicke zu Colin hinüber, der gerade mit Moira und Violet tuschelt und lacht. Er ist so süß und – egal, was ich mir vormache – ich bin verliebt in ihn. Aber nur ein ganz klein wenig. Und eine Beziehung kommt ohnehin nicht in Frage. Ich weiß ja jetzt, wie solche Dinge ausgehen. Früher
oder später würde er mit einer jungen Studentin durchbrennen. Der Gedanke ist kein bisschen abwegig! Schließlich hätte ich von Martin auch nicht gedacht, dass er die mollige

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