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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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verhalten. Immer umeinander rumgeschlichen und so. Ach, das ist einfach zu schön! Ich habe mit Violet und Henry gewettet.« Das alles sagt Moira ganz freimütig und ohne eine Spur von Scham.
    »Echt?«, fragt Juli beeindruckt. Vermutlich sind meine Freunde die Einzigen im Raum, die noch bereit wären, zu glauben, dass rein gar nichts gelaufen ist. Natürlich nur deswegen, weil sie die Vorgeschichte kennen, die es unmöglich erscheinen ließ, dass Colin ein gesteigertes Interesse an mir entwickeln könnte. Natürlich werde ich meiner Hamburger Gang später reinen Wein einschenken. Nur von unseren neuen Freunden wünsche ich mir, dass sie noch einen Funken Respekt vor mir wahren. »Hört zu, nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Es war gestern Abend einfach zu spät und wir hatten getrunken, deswegen wäre es dumm gewesen, noch Auto zu fahren und deswegen haben wir in Dublin übernachtet. Das ist alles!«
    »Ach so«, sagt Moira und versucht eine ernsthafte Miene
aufzusetzen. Meine Freunde grinsen. Zornig funkele ich sie an.
    »Wir haben nicht gewettet«, sagt Juli schnell. Das will ich doch schwer hoffen, sonst würde ich sie jetzt erwürgen!
    »Aber wie steht‘s denn nun?«, fragt Henry ebenso ungeniert wie Moira.
    »Lass die beiden doch in Ruhe.« Dass Violet so beherzt zu unserer Rettung eilt, macht die ganze Angelegenheit eher noch peinlicher und lenkt den Blick erst recht darauf, dass wir hier wie ungeschickte, schuldbewusste Schulkinder rumlavieren. Ja, es war der Elefant an der Ampel, die einfach nicht grün wurde, der meine Hausaufgaben gefressen hat. Ganz sicher!
    »Aber warum denn, ich muss doch wissen, ob ich meinen Spazierstock verloren habe, oder nicht?! Ich habe nämlich dagegen gewettet.« Henry kann gnadenlos sein.
    »Warum denn?« Das kam von Juli. Nun werde ich sie doch töten. Ihr müsste doch klar sein, dass ich dieses Thema auf keinen Fall weiter ausdehnen möchte. Wieso kann sie sich nie ihre neugierigen Fragen verkneifen?
    »Na, weil ich doch weiß, dass Colin eher auf kleine, dunkelhaarige Frauen steht.«
    Tja, jetzt ist Colin an der Reihe, rot zu werden.
    »Na und?«, sagt Moira unbeeindruckt. »Das war bei dir doch auch mal so.«
    Ha! Nun sieht Henry verlegen aus. Aber auch wenn der Ball der Scham und Schande so munter hin- und hergeworfen wird, wünschte ich wirklich, sie würden die Frage, ob Colin und ich was miteinander hätten, nicht so diskutieren, als wären wir gar nicht im Raum. Hilfesuchend blicke ich zu meinem Vater, der aber gerade Teresa zulächelt und ihr
dabei in die Augen sieht, als würde er noch die letzte Verfärbung ihrer Iris ergründen wollen.
    »Nun, es ist rein gar nichts gelaufen«, sagt Colin bestimmt. Am liebsten würde ich dankbar seine Hand drücken oder mit ihm gemeinsam laut über die absurde Situation loslachen. Gleichzeitig versetzt mir sein »nichts« einen echten Stich. Dabei hätte er in dieser Runde ja auch nichts anderes sagen können, wenn er tatsächlich etwas für mich empfände. Das würde ich ja auch nicht tun. Herrje! Hätten wir doch nie dem Zauber des Augenblicks nachgegeben! Was für ein Schlamassel. »Wem gehört eigentlich der riesige Wagen vor der Tür?«, wechselt Colin rasch das Thema.
    »Charlie Vice«, erklärt Moira müde. »Er ist überraschend angereist und hält nun ein Mittagsschläfchen. Er macht wohl immer Überraschungsbesuche, um Sabotageakten vorzubeugen. Anscheinend wollten ihm schon Leute weismachen, es spuke bei ihnen, obwohl rein gar nichts los war. Frechheit, oder?« Moira kichert so heftig, als könnte ihre Freude gleich in verzweifelte Hysterie umkippen – eine Stimmung, in der ich sie noch nie gesehen habe. Dann ist es also ernst.
    Betroffen sehen wir uns an.
    »Und wie ist er so?«, will ich wissen.
    Die anderen sehen sich an. Dann fangen sie an, ebenso nervös zu lachen, wie Moira es ihnen vorgemacht hat.
    »Nun ja, er sieht ein bisschen aus wie Christopher Lee und hat definitiv ein Alkoholproblem«, sagt Juli.
    »Umso besser«, sagt mein Vater. »Für heute Abend hat er eine Séance angesetzt.« Dabei verdreht er die Augen. Er hält Übersinnliches für ziemlichen Schwachsinn – so wie ich.
    »Eine Séance? Ich dachte, so etwas gäbe es nur in alten Filmen.
Haben moderne Geisterjäger nicht so komische elektrische Geräte? So wie die ›Ghostbusters‹? Und wie soll das ablaufen? Wir sitzen alle um den Tisch herum, halten Händchen und schließen die Augen?« Ich kichere bei der Vorstellung.
    »Genau so«,

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