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Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman

Titel: Ueber den gruenen Klee gekuesst - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Seidel
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Lösung gewesen?« fragt er, als wir gerade erst ein paar Meter in der Dunkelheit zurückgelegt haben. So blöd wie ich dachte, ist Vice gar nicht.
    »Äh, ... das hat gestern den Geist aufgegeben – oder es hat wegen des Geistes aufgegeben!« Ha! Ha! Damit habe ich es echt ganz nach vorne gebracht an der Kalauer-Front.
    Auf halber Strecke kommen uns mein Vater und Colin entgegengerannt. Hoffentlich haben Tanja und Juli ihnen die Situation erklärt, so dass sie ihre Rollen spielen können.
    »Hallo. Wir haben etwas Wichtiges im Schloss vergessen. Und wo wollt ihr so eilig hin?«, fragt mein Vater. Uff, sie haben’s kapiert.

    »Gut, dass ihr zufällig da seid. Henry geht es sehr schlecht, lauft lieber schnell weiter.«
    Die beiden zögern keine Sekunde. Colin wirft mir über seine Schulter noch einen kurzen, undeutbaren Blick zu.
    »Was für eine Nacht. Jetzt werden wir ja eigentlich gar nicht mehr gebraucht. Das wird ohne uns im Herrenhaus schon wuselig genug sein. Gar nicht so weit von hier ist ein Pub, sollen wir etwas trinken?« Ich will natürlich viel lieber wissen, was mit Henry los ist. Aber wenn nicht alles umsonst gewesen sein soll, muss ich das hier jetzt durchziehen.
    »Eine gute Idee«, sagt Vice überrumpelt. Er sieht etwas überfordert aus, ob der schnellen Abfolge der Ereignisse.
    Im Pub wartet am Tresen der nächste Schreck: Ausgerechnet Frederick und Nellie gönnen sich hier ein paar Schnäpse. Wie gerne hätte ich es vermieden, ihnen über den Weg zu laufen. Daran lässt sich nun nichts ändern, aber ich muss meinem Vater unbedingt mitteilen, dass er sich für seine Skatrunden einen neuen dritten Mann besorgen muss. Frederick will ich nicht mehr sehen. Ich zerre Vice an einen kleinen Tisch mit nur zwei Stühlen. »Was möchten Sie denn trinken? Ich hole uns etwas. «
    »Ein Bier«, sagt Vice und lässt sich in einen der Stühle sinken. Am Tresen muss ich mich neben Frederick drängeln, um meine Bestellung aufzugeben.
    »Hallo, Louisa«, sagt der erfreut. »Ist das der Geisterjäger? «
    »Woher wisst ihr das jetzt schon wieder?«
    »Die Frau von Ian hat ihn ankommen sehen. Sie hat ihn sofort erkannt. War wohl ein großer Fan von ihm.«
    Er lächelt wieder. Womit er mich langsam zur Weißglut treibt.

    »Du brauchst gar nicht so zu grinsen. Colin hat mir alles erzählt. Was mit deiner Schwester wirklich passiert ist.«
    »Ach, und jetzt steht der brave, brave Colin wieder ganz hoch bei dir im Kurs?«
    Himmel, er streitet es nicht einmal ab. Wieso habe ich vorher nicht diesen fiesen Zug in seinem Gesicht bemerkt? Egal! Ich schnappe mir die beiden Bier und verschwinde schnell in unsere Ecke. Aus den Augenwinkeln sehe ich Nellie und Frederick tuscheln. Nellie lacht. Dann drängelt sie sich zu uns durch, schnappt sich lässig einen freien Stuhl vom Nachbartisch und setzt sich zu uns.
    »Sie sind also Charlie Vice?« Sie sieht ihn mit großen Augen an.
    »Ja«, antwortet der, offensichtlich geschmeichelt, dass man ihn auch im letzten Kaff noch nicht vergessen hat.
    »Was führt Sie in unsere einsame Gegend?«
    »Ich untersuche einen möglichen Spuk in dem Herrenhaus. «
    »Tatsächlich? Und ich hätte gedacht, da spuken nur ein paar Ratten. Oder seid ihr mit den Rettungsmaßnahmen schon vorangekommen, Louisa?« Das hat sich also auch rumgesprochen. Nellies Augen ziehen sich gehässig zusammen. Jetzt, wo die Fronten geklärt sind, wird die Schlacht offen ausgetragen.
    Vice sieht mich misstrauisch an.
    »Meine Schwester muss ja ganz aus dem Häuschen über Ihren Besuch sein. Die war früher ganz vernarrt in Sie.«
    Mir schwant Schlimmes.
    »Ihre Schwester?«
    »Na, Lady Violet. Die Hausherrin.«
    Ungläubig sieht Vice Nellie an. Sie deutet den Blick vollkommen
falsch, aber sie kann ja auch nicht wissen, dass die Hausherrin verborgen unterm Tisch saß.
    »Ja, schwer zu glauben, dass wir miteinander verwandt sind, oder? Wir sind uns wirklich ganz und gar nicht ähnlich. Na, dann wünsche ich euch noch einen schönen Abend.«
    Dass sie Missstimmung verbreiten wollte, ist klar. Ich hoffe, dass sie niemals erfährt, wie gründlich sie uns in die Patsche geritten hat. Den Triumph würde ich ihr nicht gönnen.
    In Vices alkoholvernebeltem Hirn fängt es an zu arbeiten.
    »Diese Violet fehlte am Tisch«, sagt er nachdenklich. Er grübelt weiter. »Oder fehlte sie gar nicht?«
    Mir fällt so schnell keine gute Lüge ein. Ich habe es vermasselt. Er sieht es mir an.
    Dramatisch springt er auf und wirft dabei fast

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