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Ueber den Himmel hinaus - Roman

Ueber den Himmel hinaus - Roman

Titel: Ueber den Himmel hinaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Freeman
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würden. In den zwei Monaten seit Grandads Tod kam ihr das Haus seltsam kalt vor. Die Kinder waren bedrückt, und Wendy schien es vor Trauer und Gewissensbissen
die Sprache verschlagen zu haben. Lena war heilfroh, dass sie endlich auszogen, weg von all der Schwermut, von Wendys scharfer Zunge.
    Anna schaffte es wie immer, alles noch schwieriger zu machen, indem sie ihr nicht von der Seite wich und ihre alten Spielsachen wieder aus der Mülltüte fischte.
    »Den nicht!«, protestierte sie und schwang einen zerlumpten Teddybär am Bein umher. »Mit dem spiele ich noch.«
    »Unsinn. Ich habe dich seit Jahren nicht mehr damit spielen sehen. Der ist für Babys; und du bist doch schon sieben.«
    Anna drückte den Teddy kopfschüttelnd an sich. Sie war mit Abstand das störrischste Wesen, das Lena je untergekommen war und aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als ihr sensibler Bruder, den sie ständig terrorisierte. »Also gut, du kannst ihn behalten, wenn du dafür fünf andere Babyspielsachen wegwirfst.«
    Anna begann im Schrank zu wühlen und erklärte sich schließlich selbstlos bereit, zwei von Matthews Lieblingsplüschtieren zu opfern, worauf dieser in Tränen ausbrach. Nun platzte Sam der Kragen. Während er die beiden zurechtwies, setzte Lena ihre Tätigkeit mit gesenktem Kopf fort. Die Umzugshelfer waren für den kommenden Morgen bestellt, und sie hatten noch längst nicht fertig gepackt.
    Schließlich erhob sie sich mit dem Koffer voll altem Spielzeug und fragte Matthew, ob er sie zum Wertstoffhof begleiten wolle.
    »Bring auf dem Heimweg etwas zu essen mit«, schlug Sam vor. »Wie wär’s mit Hotdogs von Morrie’s ?«
    Lena wollte einwenden, dass sie sich das jetzt nicht mehr leisten konnten, aber es war zu spät; die Kinder hopsten
bereits begeistert auf und ab. Sie griff nach den Autoschlüsseln und machte sich mit Matthew auf den Weg.
    Als sie eine halbe Stunde später zurückkam, saß Sam mit einem Stoß Kinderbücher auf dem Schoß auf dem unteren Stockbett, während Wendy mit unterdrückter Stimme auf ihn einredete. Sam wirkte benommen. Lena spürte gleich, dass etwas nicht stimmte.
    »Mittagessen«, sagte sie fröhlich.
    Wendy fuhr herum und funkelte sie zornig an.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, erkundigte sich Lena.
    Wendy holte tief Luft. »Allerdings.«
    Lena sah zu Sam, der verschämt dreinblickte. Matthew, von Wendys scharfem Ton eingeschüchtert, klammerte sich an Lenas Arm.
    »Mum hat interessante Neuigkeiten.«
    Wendy hob zitternd die Hand und zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Lena. »Ich komme gerade vom Notar. Vom Notar meines Vaters, der offenbar im Juni sein Testament geändert hat. Zugunsten einer gewissen Lena Tschernowa-Tait, wie es hieß.«
    Lena schüttelte den Kopf. »Wendy …«
    »Ich will kein Wort von dir hören. Du hast dich nur um ihn gekümmert, um dich bei ihm einzuschleimen und mich auszubooten, stimmt’s? Ich hoffe, du bist zufrieden.«
    Lena streichelte schweigend Matthews Rücken. Sie war gerührt, dass Grandad ihr das wenige, das er besessen hatte, vermacht hatte, aber ihm musste doch auch klar gewesen sein, dass er sie damit in Schwierigkeiten bringen würde.
    Wendy brach in Tränen aus. »Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun?«
    Sam erhob sich, wobei er sich den Kopf am oberen Bett
stieß. »Beruhige dich, Mum. Wir werden dir etwas abgeben.«
    Lena wurde schlagartig klar, dass Sam annahm, sie wären reich. Vermutlich hatte er im Geiste schon angefangen, das Geld auszugeben. Für eine Wiedervereinigung seiner Band, ein neues Auto, womöglich sogar ein Haus mit Tonstudio im Keller. Sie musste ihm reinen Wein einschenken, ehe seine Vorfreude zu groß wurde.
    »Hört auf, alle beide. Es gibt kein Geld«, platzte sie heraus.
    Wendy und Sam starrten sie an.
    »Wendy, hat dir der Notar gesagt, wie viel Grandad auf der hohen Kante hatte?«
    »Noch nicht. Er stellt noch Nachforschungen an. Dad hat nicht alles angegeben.«
    Lena atmete tief durch. »Grandad hat mir anvertraut, dass er lediglich etwas Bargeld auf dem Konto hat, allerhöchstens ein paar hundert Pfund, schätze ich. Er sagte, er hätte nie mehr gehabt. Das hat er nur vorgetäuscht, damit ihr ihn nicht in ein Altersheim steckt.«
    Wendy klappte den Mund auf und wieder zu, wie ein Fisch, der auf dem Trockenen sitzt.
    »Wann hat er dir das erzählt?«, wollte Sam wissen.
    »Vor ungefähr fünf Jahren«, murmelte Lena. »Er hat mich gebeten, es für mich zu behalten.«
    Sam wandte sich zu Anna

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