Ueber den Horizont hinaus - Band 1
das weißt du doch. Das musst du doch wissen.“
Er verstummte und Matthias bemerkte, wie Arthurs Lippen zitterten.
„Ich weiß es nicht“, sagte Matthias leise. „Woher sollte ich auch?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne niemanden wirklich. Das … das lasse ich nicht zu. Auch bei dir nicht.“
Sie sahen sich an, bis Arthur als erster dem Blick auswich. Er räusperte sich verlegen. „Dann … musst du mir das einfach glauben“, sagte er schließlich leise. „Ich würde mir nichts antun. Dazu bin ich zu egoistisch.“
Matthias schüttelte den Kopf, fuhr sich über die Stirn. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Nicht, nachdem du so etwas Dummes angestellt hast und ich es aus den Nachrichten hören musste.“ Seine Stimme wurde lauter. „Aus den Nachrichten. Kannst du dir das vorstellen?“
Arthur knabberte einen Moment an seiner Unterlippe. Dann sah er den anderen an. „Wir haben uns seit Wochen nicht gesehen“, sagte er schlicht. „Ich habe nicht gedacht, dass es dich interessiert.“
„Es interessiert mich, wenn du dich auf einen mörderischen Trip über die Autobahn begibst“, schnappte Matthias und schüttelte wieder den Kopf. „Ich kenne dich doch“, sagte er dann. „Wenn du jemanden verletzt hättest, wärst du deines Lebens nie wieder froh geworden.“
Arthur atmete tief aus. „Wie kommst du darauf, dass du mich kennst“, fragte er dann und rieb sich nachdenklich seine Stirn.
„Vielleicht habe ich dir auch etwas vorgemacht. Vielleicht wusste ich, dass du dich früher oder später von mir abwendest. Vielleicht habe ich nur die Rolle gespielt, die du von mir erwartet hast.“
Er schluckte vernehmlich. „Und dann, als du mich erkannt hast, und mich und die Welt wissen ließest, dass ich dir zu alt bin, da konnte ich die Maske fallen lassen und mein wahres Gesicht wieder zeigen.“
Er kniff seine Augen zusammen und legte den Kopf schief, blickte Matthias von der Seite an. „In unserem Geschäft hat Rücksichtnahme nichts verloren. Und in unserem Geschäft ist nur keine Presse eine schlechte Presse.“
Arthur nickte leicht, als bestätige er sich selbst. „Jedes Risiko ist die Nachricht wert.“
Matthias‘ Augen weiteten sich. Er schnappte nach Luft, atmete dann geräuschvoll aus. „Hör auf, mir etwas vorzuspielen“, zischte er dann. „Glaubst du vielleicht, ich merke nicht, wenn du auf Theater umschaltest? Du bist betrunken und willst mich provozieren. Du hast vor, mich von der Wahrheit abzulenken.“
Er hielt inne. Seine Hände zuckten. „Oder du willst mich dazu bringen, dich zu schlagen, dass ich meine Wut an dir auslasse. Weil du … weil du selbst auf dich wütend bist.“
Matthias stöhnte und senkte den Kopf. „Und Gott weiß, dass du allen Grund dazu hast, auf dich wütend zu sein.“
Arthurs Mundwinkel zuckten spöttisch. „Du bist ja heute so einsichtig, was die Psychologie anderer angeht.“
Er schüttelte den Kopf, stützte die Hände in die Seiten und drehte Matthias dann seinen Rücken zu.
„Wie auch immer. Mir reicht es jetzt mit der Innenansicht. Geh einfach und vergiss das hier.“
Er stöhnte leise. „Lass ein Formular aufsetzen, ich unterschreibe dir, dass weder Serie noch du persönlich etwas damit zu tun haben. Wir wollen schließlich wirklich nicht, dass deine Karriere unter meinem Wahnsinn leidet.“
Matthias leckte sich die Lippen. „Das wird sie nicht“, brachte er schließlich hervor.
„Was, zum Teufel, willst du also noch hier?“
Arthur stolperte an der Couch vorbei, streckte einen Arm aus, bevor er fallen konnte und lehnte sich damit schwer gegen die Wand. Er streifte einen Bilderrahmen, der schwankte, an seinem Haken tanzte, und schließlich mitsamt des Bildes herabstürzte.
„Ich …“ Matthias suchte nach Worten. Was wollte er auch noch hier? Er hatte alles gesagt, alles gehört.
Arthur sprach ihn los von jeder Schuld, und hatte recht, mit der Serie an sich verband ihn nichts mehr.
Warum also verrauchte sein Ärger nicht? Warum hielt ihn ein zäher Klebstoff in einem Haus, das er nie wieder vorgehabt hatte zu betreten?
„Geh einfach“, stieß Arthur hervor, sank näher an die Wand, bis er sich nur noch mit dem Ellbogen dagegen stützte, eine Hand durch sein wild abstehendes Haar gleiten ließ, müde und zugleich mit besessen sich wiederholenden Bewegungen seine Kopfhaut rieb.
Matthias starrte auf den Stoff des Pullovers, unter dem sich Schulterblätter und Muskeln abzeichneten. Er beobachtete, wie die
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