Über den Missouri
nicht leicht zu erwischen. Aber der Biber hatte zwei mit einer Schlinge überlistet.
Er häutete seine Beute ab und holte sich eine junge Schwarzfußwitwe zur weiteren Bedienung. Sie mußte trockenes Holz suchen, was sehr schwer zu finden war, sie mußte an vier gegabelten Stöcken eine Lederdecke ausspannen und darunter Feuer anzünden. Durch die Decke verteilte sich der Rauch, und der Feuerschein war nicht zu sehen. Die Indianer benutzten gern die Vorsichtsmaßnahme des gedeckten Feuers, um vor Spähern sicher zu sein.
Als die Fleischstücke angeröstet waren, verteilte sie der Biber. Die besten erhielten die Rabenbrüder, dann kamen Tschetansapa und Chef de Loup an die Reihe. Tschapa streckte die Füße zum Feuer und gab sich dem Genuß der wochenlang entbehrten Wärmequelle hin, während er als letzter aß. Hin und wieder äugte er zu seinem hageren Freund hinauf, aber er wußte schon, daß dieser nicht angesprochen sein wollte. Tschetansapa trug die Verantwortung als Anführer, und er fühlte sich schuldig am Tod des Alten Raben.
Tschetansapa hatte den Kopf in die Hand gestützt und schaute in das Licht und die Schatten der Mondnacht. Er konnte viele Einzelheiten des Geländes und der Menschen und Tiere erkennen. Fast waren Farben zu unterscheiden, so klar leuchtete die Halbmondscheibe vom Himmel. Einige Hunde der Schwarzfüße schalten sich mit einem Kojoten, der aus weiter Entfernung kläffend seinen Mut bezeigte. Die Pferde dachten ans Schlafen, nur der Schimmel war noch hungrig und weidete.
Schwarzfalke wartete auf den jungen Häuptling der Siksikau. Er war überzeugt, daß der Schwarzfuß zurückkehren und versuchen werde, mit den Seinen wenigstens zu sprechen und ihnen Verhaltensmaßregeln zu geben. Der Dakota bemerkte, daß das Mädchen Sitopanaki sich in die hinterste, von den Dakota am weitesten entfernte Reihe der Ihren zurückzog. Auch sie wartete darauf, daß Donner vom Berge kommen werde, und wollte es dem Bruder leicht machen, sich heimlich zu nähern. Jetzt, solange der Mond noch schien, kam er nicht. Aber wenn in tiefer Nacht das Gestirn untergegangen war, würde er es vielleicht wagen. Das Mädchen hatte sich über den toten Knaben gebeugt, der auf ihrem Schoß lag. Sie hätte Uinonahs Schwester sein können.
Um Mitternacht löste der Biber die beiden Raben bei der Wache ab. Die jungen Krieger kamen und setzten sich zu dem Pferd, das ihren Vater trug. Die Hunde der Schwarzfüße hatten sich zusammengerollt und jaulten nicht mehr. Eng zusammengedrängt hockten die Weiber und Kinder, die aus der Gefangenschaft der Langmesser nun in die Gefangenschaft der Dakota geraten waren. Sie wagten nicht, die Klage um ihre Toten zu singen. Aber leise erklang das Trauerlied der beiden Raben um ihren Vater.
Im Mondschein erblickte Tschetansapa einen Mann, der von fern her über die Prärie auf das Lager zukam. Als er den Kamm einer Höhe erreicht hatte, wurde er ganz sichtbar, dann verschwand er wieder in der nächsten Einsenkung. Der Beobachter wußte schon, daß es ein Indianer war. Er zog seine Flinte zu sich heran. Der Mann im Mondlicht war in der Nähe ein gutes Ziel. Tschetansapa erkannte ihn.
Donner vom Berge kam.
Er hatte nicht versucht, sich zu verbergen, deshalb ließ Tschetansapa ihn kommen.
Die Hunde waren aus dem Schlaf gefahren. Sie witterten den Herrn. Durch die Schar der eng zusammenhockenden Frauen und Mädchen ging eine Bewegung, wie eine Welle, die ein plötzlicher Windstoß aufgerührt hat. Gleich darauf saßen sie wieder ruhig und scheinbar teilnahmslos, und nur das Flüstern, mit dem sie zu den erwachenden Kindern sprachen, verriet, daß sie nicht wieder eingeschlafen waren.
Schwarzfalke rührte sich nicht von seinem Platz. Er blieb auch noch im Gras liegen, als Donner vom Berge den Rand der Wiesenmulde betrat. Der Feind hielt seinen Fuß an und schien zu warten.
Tschetansapa ließ ihn warten und stehen. In der Nacht wirkte der fremde Häuptling noch größer.
Alle Männer waren erwacht und schauten nach dem Siksikau. Die Pferde waren unruhig und hoben die Köpfe. Oben auf der Hügelkuppe sah Tschetansapa den Flintenlauf, den der Biber auf den Herankommenden gerichtet hielt.
Der Schwarzfuß hielt lange stand. Als er sich überzeugt hatte, daß sein Feind es verschmähte, ihm entgegenzutreten, löste er sich von seinem Platz. Er ging um die Frauen und Kinder herum, ohne sie anzusehen, und kam bis zu seinen gefesselten Kriegern. Lassoumschnürt lagen die Körper im Gras zwischen
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