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Über den Missouri

Über den Missouri

Titel: Über den Missouri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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aber nicht mehr lebendig gemacht werden konnte.
    »Die Mustangs und die Maultiere des Roach und des Schonka wird der Rat auf die Zelte verteilen«, entschied Hawandschita als der Älteste weiter über die Beute. »Die lebenden Schwarzfüße sind dein, Tschetansapa, mit allem, was sie besessen haben, und du magst damit tun, was dir beliebt.«
    »Ich werde die Gefangenen Tokei-ihto zeigen«, antwortete Schwarzfalke nur. Er schaute dabei zu dem Häuptlingszelt. Das Zelt war offen und leer, denn der Häuptling war noch gegen den Feind aus Norden unterwegs. »Sobald Tokei-ihto zurückkehrt«, schloß Schwarzfalke. Er ließ den kampfunfähigen Donner vom Berge sowie die beiden noch lebenden Gefesselten zunächst in sein eigenes Tipi bringen und verteilte die Frauen und Kinder der Schwarzfüße auf die Zelte, in denen noch arbeitende Hände gebraucht wurden.
    Tschapa holte sich die freundliche junge Frau in sein Zelt. Er erfuhr ihren Namen Spottdrossel und erlaubte stillschweigend, daß sie ihren fünfjährigen Jungen mitbrachte. Blitzwolke betrachtete die neue Mutter prüfend, zeigte ihr alles im Zelt, besorgte zwei Spielgefährten für den verschüchterten Jungen und ging dann hinüber in Tschetansapas Tipi.
    Dort sammelten sich die siegreichen Dakotakrieger eben wieder um ihren Anführer. Er hatte sie zur Abendmahlzeit eingeladen. Blitzwolke half Mongschongschah. Das junge Mädchen legte Bastmatten aus und stellte die Schüsseln darauf. Mongschongschah teilte Fleisch aus. Ihre Schultern hatten sich aufgerichtet, und in der Freude über die Rückkehr des Gatten war sie jung und schön.
    Auch Hapedah und Tschaske waren längst von der Weide zurück, wo nach dem Beutezug Tschetansapas wieder zahlreiche Pferde und Maultiere grasten. Von ihren bescheidenen Plätzen am Zelteingang betrachteten die Knaben die gefangenen Schwarzfüße. Die beiden lassoumschnürten Männer und Donner vom Berge befanden sich in dem Tipi. Jenes Mädchen aber, das den toten Knaben trug, stand noch immer still vor dem Eingang.
    Mongschongschah ging jetzt hinaus, um ihr zu helfen. Sie gab ihr stark gegabelte Stöcke, an denen sie die Decke befestigen konnte, in die der tote Knabe eingeschlagen wurde. So war er aufgebahrt, ohne die Erde zu berühren. Die Frau wunderte sich, daß auch die Fremde Sitte und Brauch achtete, und forderte sie auf, das Zelt zu betreten. Auf einen Wink Mongschongschahs ließ sich Sitopanaki nieder, weitab von ihrem Bruder, dem starr blickenden jungen Häuptling.
    Ohitika, der Nachbarshund, war ins Zelt hereingekommen. Er verschmähte jedoch zu aller Erstaunen den Knochen, den Chef de Loup ihm schenken wollte, und ging mit vorsichtigen Tritten bis zu Donner vom Berge hin. Der Häuptling hatte sich im Zelt des Feindes nicht gesetzt. Aufrecht stand er in der Nähe der Zeltwand. Der Hund beschnüffelte ihn und fing an, erwartungsvoll zu bellen.
    Die Männer beobachteten das Gehaben des Tieres.
    »Als ob er ihn kennt.« Tschapa Kraushaar war verwundert. Ohitika spitzte die Ohren und wandte sich von dem Gefangenen ab. Gleich darauf schoß er aus dem Zelt hinaus und rannte, den Kopf weit vorgestreckt, davon. Fast zur selben Zeit vernahmen die Männer aus der Ferne den Schrei einer Krähe, mit dem heimkehrende Krieger von einem Kundschafter begrüßt wurden.
    Die Männer hatten keinen Zweifel, daß es Tokei-ihto selbst war, der mit seiner Schar zurückkam. Er näherte sich dem Lager von Westen her, obwohl er den Feind im Norden zu suchen gehabt hatte. Das mochte seinen Grund haben; auch der heimkehrende Vogel flog nicht auf geradem Weg zu seinem versteckten Nest.
    Tschetansapa und seine Freunde erwarteten den Häuptling und ihre Kampfgenossen am Ufer. Kein einziger Krieger schien zu fehlen, und es war auch nichts zu sehen von Blut oder Wunden. Langsam ging Tokei-ihto mit seinen Freunden durch die Reihen der Zelte. Auf dem Weg tauschten die Männer die ersten knappen Mitteilungen aus.
    »Will Tschetansapa in mein Tipi kommen und mir weiter berichten?« fragte der Häuptling.
    »Sobald du gegessen hast.«
    Die Männer verabschiedeten sich vorläufig. Chef de Loup und der Biber blieben bei Schwarzfalke in dessen Behausung. Bald hatte sich wieder ein größerer Kreis gebildet, da aus der Schar Tokei-ihtos die Männer vom Bund der Roten Hirsche auftauchten und sich im Zelt ihres Anführers Tschetansapa die Pfeife stopften.
    »Und was habt ihr gemacht, während wir Roach und Schonka die Pferde wegfingen?« begann Tschetansapa sich bei

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