Über den Missouri
Tschotanka zu erkundigen. »Ihr seht nicht aus, als ob ihr gekämpft hättet!«
»Nein, das haben wir auch nicht. Es ist ein Geheimnis, das wir uns nicht erklären können. Die Langmesser von den Nordforts sind gekommen, und dann sind sie plötzlich wieder fortgeritten.«
Der Biber wurde sehr aufmerksam. »Wohin reiten sie?«
»Nach Nordosten sind sie fortgeritten, als ob sie zu der Mündung des Gelbsteinflusses zurückkehren wollten. Wir hatten uns in den Hügeln versteckt, um sie anzugreifen, ehe sie es sich versahen, aber da sie gingen, ließen wir sie gehen. Unsere Späher bleiben auf ihrer Spur.«
»Welcher Blitz hat das Gehirn dieser Kojoten getroffen?«
Tschotanka lächelte. »Der Blitz hatte lange Beine und lief wie eine Antilope.«
»Tatokano! Tatokano!« Der Biber trommelte klatschend auf seine Schenkel.
»Tatokano? Ja. Aber woher weißt du das?«
»Ich weiß es!« Der Biber sprang auf. »Er hat uns gerettet! Ja, ihr sollt es wissen! Wir haben ihn entfliehen lassen und haben ihn vorher wissen lassen, daß wir die Nordforts überfallen wollen. Das hat er den Langmessern berichtet, und sie reiten zu ihren Forts zurück, um diese vor uns zu schützen!« Schwarzfalke strich sich über das Haar.
Die mit Tokei-ihto zurückgekehrten Krieger wunderten sich sehr über das, was sie bruchstückweise zu hören bekommen hatten, und konnten den Zusammenhang noch nicht begreifen. Der Biber berichtete ihnen ausführlich und erntete ebensoviel Anerkennung wie Heiterkeit.
»Du trägst den Namen eines Schlauen zu Recht«, meinten die Männer. »Ein harter Kampf ist uns erspart worden. Wir waren zwischen zwei Feuern, aber Tschetansapa und Tschapa haben sie beide gelöscht. Das Langmesser Roach sitzt mit Schonka am Teich jenseits des Eisstroms, und die anderen reiten dahin, wo sie uns nicht finden können. Aber die Langmesser von den Nordforts, die durch die List des Bibers getäuscht sind, werden wohl bald wieder umkehren. Der sie führt …«, der Sprecher stockte mitten im Satz.
»Wer führt sie?« wollte Schwarzfalke wissen.
»Ihr kennt ihn alle. Der mit den roten Haaren und den gelben Zähnen. Tokei-ihto hat ihn gesehen.«
Die Männer schwiegen einen Augenblick.
»Und durfte ihn nicht töten, um euch nicht zu verraten?«
»Ja, so ist es.«
Die Krieger sogen an ihren Pfeifen.
»Wenn der da ist, wird es noch einmal hart hergehen, ehe wir über den Mini-Sose kommen.« Schwarzfalke sprach damit die Gedanken und Sorgen aus, die alle hegten.
Der Biber wippte mit den Zehen. »Wie weit ist es noch bis zum Schlammwasser?«
»Drei bis vier Nachtlager«, gab Tschotanka Auskunft. »So hat Tokei-ihto uns gesagt. Wir müssen zwischen den Hügeln durch und dann über flaches Land, das keine Deckung mehr gibt.«
»Und dann über das Schlammwasser, wo das Eis jetzt taut«, fuhr der Biber fort. »Da, seht euch den Gelbsteinfluß an; besser sieht es droben am Mini-Sose auch nicht aus. Vielleicht ist das Eis abgegangen, bis wir kommen, und das Wasser schwemmt über die Ufer.«
»Du kannst deine Spottdrossel rudern lassen«, meinte Tschetansapa.
»Ja, das kannst du tun, dann wirst du sehen, ob sie zu etwas nutze ist«, pflichtete Chef de Loup bei.
»Oho, sie ist ein prächtiges Weib!«
»Ich gönne sie dir, du hast ein gutes Weib verdient. Was aber macht ihr mit diesen Schwarzfußkriegern in Fesseln, wenn wir aufbrechen? Ich glaube nicht, daß Tokei-ihto uns noch lange auf den Decken liegen und rauchen läßt!«
Tschetansapa war offensichtlich unangenehm berührt, als das Thema wieder auf die Schwarzfüße kam. Er stand auf.
»Raucht weiter, und streckt eure Beine aus, ehe ihr wieder reiten müßt!« forderte er seine Gäste auf. »Ich gehe hinüber zum Häuptling. Ich werde ihm berichten und hören, was er befiehlt.«
Schwarzfalke erhob sich.
Als er vor sein Zelt hinaustrat, war der Himmel noch licht, aber der Sonnenball verschwand eben hinter den Grashügeln und ließ die Mulde und die Zelte im Abendschatten.
Aus dem Zauberzelt Hawandschitas kamen dunkle und unheimliche Töne. Der Alte sprach mit den Geistern. Das Tipi Tokei-ihtos war wenige Schritte davon entfernt aufgebaut. Seine Wände waren jetzt vollständig herabgelassen und gaben keinen Einblick in das Innere. Vor dem Eingang saß Ohitika und leckte sich mit der langen roten Zunge das schwarze Fell.
Als Tschetansapa seine Gestalt durch den Zeltschlitz hineinschob, kam er in Dämmer und Dunkel. Es sprang ihn das Gefühl an, daß er vielleicht nicht hätte
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