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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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eine ernste Liebesgeschichte dort, auf die sie bereits einmal angespielt hatte, und weitere Versuche, in die Geheimnisse der Gillies einzudringen, was beinahe ebenso katastrophal endete wie ihre Schnüffelei auf Khamsilaine - und dann war sie weitergezogen, ganz fort aus dem Azurblauen Meer und nach Shaktan. Ob dies auf den Druck der Gillies hin geschah, oder weil ihre Liebesbeziehung zerbrochen war, wurde Lawler nicht so recht klar, aber er mochte auch nicht danach fragen.
    Von Shaktan nach Velmise, von dort nach Kentrup, und danach schließlich von dort nach Sorve... ein ruheloses und allem Anschein nach nicht übermäßig glückliches Leben. Hinter der letzten Antwort wartete stets immer schon die neue Frage. Weitere Versuche, die Geheimnisse der Gillies zu enträtseln, und als Folge davon immer neue Schwierigkeiten. Weitere Liebesgeschichten, die zum Scheitern verurteilt waren. Ein im Grunde einsames, brüchiges und unstetes Leben. Und warum war sie nach Sorve gekommen? »Warum sollte ich nicht nach Sorve gehen? Ich wollte weg von Kentrup. Und Sorve bot sich da an. Es war gerade in der Nähe, und es gab dort einen Platz für mich. Ich hatte vor, dort einige Zeit zu bleiben und dann wieder weiterzuziehen.«
    »Und hast du dir das für dein ganzes Leben so vorgestellt gehabt? An einem Ort eine Weile bleiben, dann woanders hin ziehen, und immer so weiter?«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte sie.
    »Aber wonach hast du denn gesucht?«
    »Nach der Wahrheit.«
    Lawler sagte nichts dazu, sondern wartete.
    »Ich glaube immer noch, daß hier etwas vorgeht, wovon wir kaum etwas ahnen. Die Sassen bilden eine global einheitliche Gesellschaft. Sie ist nicht von Insel zu Insel verschieden. Es besteht eine Verbindung zwischen den einzelnen Sassen-Gruppen, zwischen den Sassen und den Tauchern, den Sassen und den Plattformen, den Sassen und den Mäulern. Und wenn ich mich nicht irre, auch zwischen den Sassen und den Hexenfischen. Und ich will herausfinden, was diese Verbindung ist.«
    »Warum sorgst du dich deswegen so?«
    »Auf Hydros werde ich den Rest meines Lebens verbringen müssen. Ist es da nicht sinnvoll, wenn ich soviel wie möglich darüber lerne?«
    »Also beunruhigt es dich gar nicht so sehr, daß Delagard uns gekidnappt hat und uns jetzt wie Gefangene herumschleppt?«
    »Nein. Je mehr ich von diesem Planeten sehe, desto größer sind meine Chancen, ihn zu verstehen.«
    »Und du hast keine Angst, daß wir zu diesem Land über den Wassern segeln? Uns in unerforschte Gewässer vorwagen?«
    »Nein.« Und nach einer Pause: »Doch. Ein bißchen vielleicht schon. Sicher hab auch ich Angst. Aber nicht sehr.«
    »Und wenn einige von uns Delagard daran hindern wollten, seinen Plan auszuführen, würdest du mitmachen?«
    »Nein.« Sie sagte es ohne Zögern.

3
    AN MANCHEN TAGEN wehte nicht das leiseste Lüftchen, und das Schiff lag wie tot auf der völlig glatten See unter einer prallen Sonne, die immer mehr anschwoll. Die Luft hier tief in den Tropen war heiß und trocken, und manchmal machte es schon Mühe, auch nur zu atmen. Delagard vollbrachte Wunder am Ruder, befahl diese oder jene Segelsetzung, um die schwächste Brise aufzufangen, und irgendwie kamen sie meistens weiter voran und zogen stetig nach Südwest und immer in diese leblose Wasserwüste hinein. Doch es gab auch andere Tage, die schrecklichen Tage, an denen man das Gefühl bekam, daß nie wieder ein voller Wind die Segel blähen werde, niemals mehr, und daß sie alle für immer hier festliegen würden, bis sie zu Skeletten verdorrt waren. »So nutzlos wie ein gemaltes Schiff auf einem gemalten Meer«, sagte Lawler.
    »Wie war das?« fragte Father Quillan.
    »Ein Gedicht. Ein sehr altes, von der ERDE. Eins meiner Lieblingsgedichte.«
    »Du hast schon früher daraus zitiert, nicht wahr? Ich erinnre mich noch an einen Vers. Irgendwas mit ‚Wasser, Wasser, ringsumher...’«
    »Ja, ‚und doch kein Schluck zu trinken’«, sagte Lawler.
    DAS TRINKWASSER war inzwischen fast aufgebraucht. Auf dem Boden der Fässer war nur noch ein klebriger dunkler Rest, und Lis verteilte die Rationen tröpfchenweise.
    Lawler hatte Anspruch auf eine Extraration, wenn er sie für medizinische Zwecke benötigte. Er überlegte sich, wie er mit seiner Tagesdosis von Taubkraut zurechtkommen solle. Das Destillat mußte in starker Verdünnung eingenommen werden, oder es war schädlich; aber er durfte sich kaum den Luxus gestatten, soviel Wasser nur für sein kleines privates Laster zu

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