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Über den Wassern

Über den Wassern

Titel: Über den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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herumgesprochen. Schlimm, schlimm, dachte Lawler. Delagards Leute hätten die Klappe halten sollen, bis wir uns was ausgedacht haben, wie wir mit der Sache fertigwerden können.
    Jemand schluchzte. Mendy Tanamind kicherte wieder. Brondo Katzin durchbrach seine Erstarrung und knurrte unablässig vor sich hin: »Die verfluchten stinkigen Gillies!«
    »Was ist denn hier los?« fragte Delagard, der endlich auch auf dem Pfad von Lawlers Vaargh herangestampft kam.
    »Deine Kerle Bamber und Gospo haben es übernommen, die Neuigkeit zu verbreiten«, sagte Lawler. »Jetzt wissen alle Bescheid.«
    »Was? Wie? Die Mistkerle! Die mach ich fertig!«
    »Dafür ist es ein bißchen zu spät.«
    Weitere Leute kamen jetzt auf die Plaza. Lawler sah Gabe Kinverson, Sundira Thane, Father Quillan, die Sweyners. Und dicht hinter ihnen noch mehr Leute. Sie drängten heran, vierzig, fünfzig, sechzig Personen, praktisch alle. Sogar fünf oder sechs der Klosterschwestern waren da und hielten sich dicht in einem weiblichen Stoßtrupp zusammen. Die Sicherheit in der Masse, dachte Lawler. Dag Tharp tauchte auf. Marya und Gren Hain. Jose Yanez, Lawlers siebzehnjähriger Lehrling, der eines Tages der nächste Inseldoktor hatte sein sollen. Onyos Felk, der Kartograph. Natim Gharkid war von den Algenfeldern heraufgekommen, er war naß bis zur Hüfte. Also hatte sich inzwischen die Nachricht in der ganzen Gemeinde verbreitet.
    Auf den Gesichtern war zumeist Schock zu lesen, Verblüffung und Ungläubigkeit. Ist es wahr? fragten sie. Kann so was möglich sein?
    Delagard rief laut: »Hört mir mal alle zu. Es besteht keinerlei Grund zu Besorgnis! Wir werden die Geschichte zurechtbügeln!«
    Gabe Kinverson trat zu Delagard. Er wirkte doppelt so groß wie der Reeder, war ein gewaltiger Brocken Mann, nichts als vierschrötiges Kinn, massige Schultern und kalte, meergrün funkelnde Augen. Er war stets irgendwie von einer Aura von Gefahr, von potentieller Gewalttätigkeit umgeben.
    »Die haben uns rausgeschmissen?« fragte Kinverson. »Die haben wirklich gesagt, wir müssen weg?«
    Delagard nickte.
    »Wir haben dreißig Tage Zeit, dann müssen wir fort sein. Haben sie sehr deutlich zu verstehen gegeben. Es kümmert sie nicht, wohin wir gehen, aber wir dürfen nicht mehr hierbleiben. Aber ich werde alles schon richtig schaukeln. Da könnt ihr euch drauf verlassen.«
    »Mir scheint’s, du hast bereits alles geschaukelt«, sagte Kinverson. Delagard wich einen Schritt zurück und glotzte ihn an, als mache er sich kampfbereit. Aber der Wasserjäger wirkte eher verwirrt als zornig. »Dreißig Tage und dann weg«, sagte er halb zu sich selber. »Das haut ja wohl alles um!« Er kehrte Delagard den Rücken zu, kratzte sich den Hinterkopf und schritt davon.
    Vielleicht macht sich Kinverson ja tatsächlich weiter keine Sorgen, dachte Lawler. Der verbrachte sowieso ganz allein die meiste Zeit auf dem Meer und machte Jagd auf alle möglichen Fische, die nicht in die Lagunenbucht kommen mochten. Kinverson hatte nie aktiv am Gemeinschaftsleben auf Sorve teilgenommen; er schwamm hindurch, ähnlich wie die Inseln auf Hydros im Ozean drifteten, verschlossen, unabhängig, gut geschützt, irgendeinen selbstgewählten Kurs steuernd.
    Aber andere reagierten viel aufgeregter. Eliyana, Brondo Katzins zerbrechlich wirkende goldhaarige Partnerin, schluchzte wild. Father Quillan versuchte sie zu trösten, war aber sichtlich selbst recht durcheinander. Die verhutzelten alten Sweyners redeten leise heftig miteinander. Einige der jüngeren Frauen mühten sich, ihren verängstigten Kindern die Vorgänge zu erklären. Lis Nikiaus hatte aus ihrem Cafe ein Gemäß Traubenkrautschnaps geholt, und das kreiste nun rasch zwischen den Männern, die daraus heftige, dumpf-verzweifelte Schlucke tranken.
    Lawler sagte leise zu Delagard: »Und wie, präzise gesagt, willst du mit dem Ganzen fertigwerden? Hast du irgendwie einen Plan?«
    »Hab ich«, erwiderte Delagard. Auf einmal wirkte er wieder wie voller ungezähmter Energie. »Ich hab dir doch gesagt, ich übernehme die volle Verantwortung, und das meinte ich ernst. Ich werde auf meinen Knien zu den Gillies rutschen, und wenn ich ihnen die - äh - Hinterflossen lecken muß, dann tu ich das und bitte um Vergebung. Und sie werden früher oder später weich werden. Sie werden nicht wirklich auf diesem gottverdammten absurden Ultimatum beharren.«
    »Ich bewundere deinen Optimismus.«
    Delagard redete weiter: »Und wenn die nicht nachgeben wollen,

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