Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
Vom Netzwerk:
und deinen Stiefvater
anzeigen.«
    »Die Bullen
stecken mich doch nur in ein Heim«, sagte Sonja.
    »Trotzdem
solltest du es tun. Ich begleite dich auch.«
    Sonja senkte den
Kopf.
    »Vielleicht
kannst du ja mit zu uns«, sagte Christine, die bisher mit
trübsinniger Miene ihren Tee schwindelig gerührt hatte.
»Meine Mutter hat bestimmt nichts dagegen.«
    Sonja schniefte.
»Meinst du?«
    Christine versuchte
ein Lächeln. »Glaub schon.«
    Max rückte seinen
Stuhl vom Tisch ab und schlug die Beine übereinander.
»Am Telefon hieß es, es gibt
Neuigkeiten.«
    Christines Gesicht
trübte sich wieder ein, aber sie nickte. Dann warf sie Max
einen kurzen, scheuen Blick zu und sagte so leise, daß er sie
kaum verstand: »Es ist wegen Henning.«
    »Wer ist
Henning?« fragte Max.
    »Na, Tanjas
Ex«, sagte Sonja. »Hab ich dir doch von
erzählt.«
    »Was hat er mit
der Geschichte zu tun?« fragte Max und ließ Christine
alle Zeit der Welt.
    Sie brauchte
länger. Als sich in Max' Gesicht erste hektische Flecken
zeigten, ergriff Margit die Initiative.
    »Christine
befürchtet, daß Henning in ernsten Schwierigkeiten
steckt«, sagte sie.
    »Echt?«
fragte Sonja mit vollem Mund.
    »Du hältst
jetzt mal die Klappe!« fuhr Max sie an. »Was haben
Schwierigkeiten, in denen dieser Henning stecken könnte, mit
dem Mord an Tanja zu tun?«
    Christine kämpfte
mit den Tränen. Vergeblich.
    »Na,
bravo!« entfuhr es Max, woraufhin Christine erst recht
losheulte. Nach einer Runde Trösten und Naseputzen war sie
endlich soweit.
    »Am Montag, am
frühen Abend, ich war allein zu Hause, klingelte auf einmal
das Telefon«, berichtete Christine stockend. »Tanja war
dran.«
    Max war ganz
Ohr.
    »Ich hab ihr
gesagt, daß alle sich Sorgen um sie machen und sie gefragt,
wo sie denn sei. Das wollte sie nicht sagen. Sie sagte nur, es gehe
ihr gut und sie sei in einem todschicken Haus bei einem netten
alten Knaben unter gekommen. Einem ehemaligen Juwelier. Der habe
ihr einen tollen Ring geschenkt. Und sie seien zum Altenberger Hof
gelaufen, wo der Mann ihr ein phantastisches Essen spendiert habe.
Ich hab ihr gesagt, sie soll bloß vorsichtig sein, der Typ
mache das bestimmt nicht umsonst. Da hat sie nur gelacht und
gesagt, sie meldet sich wieder, und hat
aufgelegt.«
    »Weiter«,
drängte Max, was ihm einen tadelnden Blick von Margit
eintrug.
    »Am Dienstag
mittag - ich war gerade zum Essen zu Hause -stand Henning
plötzlich vor der Tür. Das ganze Wochenende und den Montag hatte er
versucht, Tanja zu erreichen. Dienstag morgen hat er dann von Sonja
erfahren, daß Tanja schon seit drei Tagen nicht mehr zu Hause
war. Also dachte er, sie sei vielleicht bei mir. Als ich ihm gesagt
habe, ich wüßte auch nicht, wo sie ist, ist er
völlig ausgeklinkt.«
    »Hatten die
beiden sich nicht getrennt?« fragte Max und zog den Van Nelle
zu sich heran.
    »Er ist aber
noch immer in Tanja verknallt«, nuschelte Christine.
»Und als er hörte, sie sei mehrere Nächte
weggeblieben, dachte er, sie sei bei einem
anderen.«
    »Dann hast du
ihm von Tanjas Anruf erzählt.«
    »Nein. Nicht
direkt. Aber Henning hat mir angesehen, daß ich etwas
wußte. Ich kann so schlecht lügen.«
    Max riß ein
Streichholz an. »Gut genug für mich. Als ich dich
gefragt habe, ob du nach Wuppertal noch mal von Tanja gehört
hast, hast du nein gesagt.«
    Christine wurde rot
und ließ den Kopf hängen.
    »Schwamm
drüber«, sagte Max und wedelte das Streichholz aus.
»Du hast Henning also von Tanjas Anruf erzählt,
stimmt's?«
    Christines
Bestätigung war nur ein Wispern.
    »Hat er versucht
herauszufinden, wer dieser Juwelier ist?«
    »Nein.«
Sie schniefte. »Er wußte es.«
    Max vergaß zu
inhalieren. »Wie das?«
    »Henning
arbeitet in der Stadtsparkasse«, sagte Christine. »In
Burscheid. Tanjas alter Knacker muß da ein Konto haben.
Henning sagte, er kenne einen ehemaligen Juwelier, der in der
Nähe vom Altenberger Dom wohnt.«
    »Hat er dir auch
verraten, wie der schmucke Greis heißt?«
    »Nein. Er hat
nur gedroht, das Schwein umzubringen.«
    Die Zigarette war
nicht nach Max' Geschmack. Er drückte sie aus und
verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Nach kurzem
Nachdenken sagte er: »Ich seh noch immer nicht die
Schwierigkeiten für Henning.«
    »Er ist
verschwunden.« Kläglicher konnte man die drei Worte
nicht aussprechen. »Ich hab ständig bei ihm angerufen,
weil ich hören wollte, ob er Tanja gefunden hat. Er war nie zu
Hause. Donnerstag hab ich dann in der Sparkasse angerufen,

Weitere Kostenlose Bücher