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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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die andere Decke bekommen, die, die nach Hund
roch, und preßte einen kalten Waschlappen auf die Beule am
Kopf.
    Margit brachte den
Kaffee. Rote Nescafe-Werbetassen. Zwei Stück zehn Mark.
Für Max den stärksten, mit drei Löffeln
Pulver.
    »Bevor wir dich
zum Schwimmunterricht anmelden«, sagte Max und warf den
Waschlappen in die Spüle, »erzählst du mir erst
einmal deine Geschichte.«
    »Ihnen brauch
ich überhaupt nichts erzählen«, sagte Henning und
klang irgendwie verstopft. »Ich kenn meine
Rechte.«
    »Kein
Problem«, sagte Max. »Um vier muß ich sowieso zur
Kripo. Die richten mir 'ne Konfettiparade aus, wenn ich ihnen
Tanjas Mörder anschleife.«
    Hennings Kopf
schoß nach oben, und sein Adamsapfel hüpfte wie toll.
»Sie glauben doch nicht etwa, daß ich

    »Und ob«,
sagte Max kalt. »Nachdem du von Christine erfahren hattest,
wo Tanja sich aufhielt, bist du zu diesem Ex-Juwelier gefahren. Da
war sie aber nicht mehr. Also wolltest du zurück nach
Burscheid. Dabei hast du gesehen, wie Tanja in Sträßchen
in unseren Wagen stieg, und bist uns bis Wermelskirchen gefolgt.
Dort hast du beobachtet, wie sie allein das AJZ verließ und
in den Bus ging, um sich umzuziehen. Du bist ihr nach, ihr habt
euch gestritten und gerangelt, und dann hast du sie
erstochen.«
    »Um Himmels
Willen!« rief Henning und sah aus, als habe er soeben
erfahren, daß der sympathische ältere Herr, dem er die
Kombination vom Haupttresor anvertraut hatte, niemand anders war
als Ronald Biggs.
    »Wie können
Sie sowas Schreckliches behaupten!« schrie Christine und sah
dabei sehr häßlich aus.
    »Weil es die
Wahrheit ist«, sagte Max.
    Margit und Sonja
sagten nichts. Henning ließ den Kopf wieder sinken,
schloß die Augen und begann zu weinen. Die Laute, die er
dabei produzierte, klangen nach einem Säugling mit
Schluckbeschwerden. Christine streichelte unaufhörlich seine
Stirn und brabbelte ihm beruhigend ins Ohr. Max nutzte die
Gelegenheit und drehte sich eine Zigarette.
    Nach einer Weile hatte
Henning ausgeweint, schob Christines Hand zur Seite und setzte sich
auf. Hinter einem der Kissen steckte eine Packung
Papiertaschentücher. Henning nahm eins, entfaltete es und
schneuzte sich.
    »Ich geb ja zu,
daß ich an dem Nachmittag zu Huberty gefahren bin«,
sagte er. »Aber ich hab nicht gesehen, wie Tanja in Ihren
Wagen gestiegen ist. Ich hab sie überhaupt nie wieder gesehen.
Das müssen Sie mir glauben.«
    »Warum
verkriechst du dich dann hier?« fragte Max.
    Hennings Adamsapfel
hüpfte zweimal. Dann sagte er mit überraschend fester
Stimme: »Weil ich Huberty umgebracht habe.«
    Christine biß
sich auf die Knöchel. Margit und Sonja nahmen die Nachricht
gelassener. Eher wie die neuesten Ozonwerte.
    »Kein
Zweifel?« fragte Max.
    Henning
schüttelte den Kopf.
    »Wie ist das
passiert?«
    Henning machte aus dem
Papiertaschentuch ein Bällchen und hielt sich daran fest.
»Huberty war bei uns Kunde. Daher kannte ich auch seine
Anschrift. Ich bin also zu ihm hin und hab ihm ohne Umschweife
gesagt, daß ich Tanja bei ihm suche. Er war so verdattert,
daß er mich problemlos reingelassen hat. Ich bin dann durchs
ganze Haus gelaufen, aber Tanja war nicht da. Auf einmal
brüllt der Typ los, Tanja hätte ihn bestohlen. Geld,
Schmuck, was weiß ich. Und dann schrie er mich an, ich
hätte von dem Diebstahl gewußt und sei Tanjas Komplize
und hat mir dann mit Anzeige gedroht. Daraufhin ist auch mir der
Kragen geplatzt und ich hab ihm gesagt, er solle sich schämen,
sich an einem Mädchen zu vergreifen, das seine Enkelin sein
könnte. Da ist er völlig durchgedreht und hat nach dem
Kamineisen gegriffen. Dem ersten Schlag konnte ich noch ausweichen,
mit dem zweiten hat er mich an der Schulter getroffen. Der Arm tut
jetzt noch weh.«
    Zum Beweis hob Henning
die linke Schulter und verzog das Gesicht.
    »Er war wie von
Sinnen, und ich war total in Panik. Ich dachte, der schlägt
mir den Schädel ein. Als er wieder auf mich losstürmte,
hab ich eine Buchstütze gepackt und ihm auf den Kopf
geschlagen. Die Stütze war aus Marmor. Er ist umgefallen und
war sofort tot.«
    »Wenn das
stimmt, war es Notwehr«, sagte Max.
    »Aber wer
würde mir das abkaufen? Sobald die Polizei das mit dem
Diebstahl herausfindet, glaubt sie doch, ich hätte Huberty
umgebracht, um Tanja zu schützen. Oder aus Eifersucht«,
schob er nach.      
    »Wann hast du
erfahren, was mit Tanja passiert ist?« fragte Max.
    »Donnerstag. Ich
hab mir jeden Tag die Zeitung gekauft.

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