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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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sagte: ›Als deine
Mutter dich gebraucht hat, warst du nicht da. Was willst du jetzt
hier?‹ Das war alles. Danach war ich für ihn nur noch
Luft.« Sie atmete tief durch. »Onkel Ernst war auch da.
Der, der mich vergewaltigt hat. Bei seinem Anblick hätte ich
mich beinahe übergeben.«
    Auf einmal lachte sie
auf. »Abends hab ich dann einen Spaziergang durch
Wipperfürth gemacht. Es war schon dunkel, und plötzlich kam mir
Onkel Ernst entgegen. Allein und sturzbetrunken. Da hab ich mir
gesagt: ›Jetzt oder nie.‹«
    Max blickte sie
fragend an.
    »Ich bin zu ihm
hin und hab ihm mit voller Wucht zwischen die Beine getreten. Er
ist umgekippt und hat gekotzt und ge-schrien. Bevor jemand kam, bin
ich abgehauen. In der gleichen Nacht bin ich noch zurück nach
Berlin gefahren. Das Beste ist… « Margit lachte erneut
auf. »Ich glaube, er hat mich nicht einmal
erkannt.«
    »Er wird
später darauf gekommen sein«, sagte Max.
    »Das hoffe
ich«, sagte Margit. »Das hoffe ich
wirklich.«
    Max leerte seine Dose
ins Glas. Margit gähnte gegen ihren
Handrücken.
    »Das Sofa kann
man ausklappen«, sagte Max. »Ich geh rüber und
schlaf in der Scheune.«
    Ihre Augen trafen
sich. Margits Blick war klar und fest.
    »Ich habe keine
Angst vor Männern«, sagte sie.
    »Du mußt mir
nichts beweisen«, sagte Max.
    »Das hab ich auch
nicht vor. Aber ich kuschel gern.«
    Fünf Minuten
später lagen sie Seite an Seite auf der Bettcouch, und Margit
schmiegte sich an Max' Arm.
    Max fand, daß das
für den Anfang gar nicht schlecht war. Sicher, ein
bißchen mehr wäre nicht schlecht gewesen, aber ihm war
auch klar, daß er damit alles vermasseln würde. Also
pfiff er seine Libido zurück, schloß die Augen und war
brav.
    Zumindest für
diesmal.

16
    Sonntag, 4.
September
    Das
Telefon.
    Max schreckte hoch,
drehte sich um und kippte von der Couch.
    Bis er endlich
wußte, wo er war, hatte es aufgehört zu klingeln. Die
Ruhe währte jedoch keine halbe Minute, dann ging es wieder
los. Max stöhnte, kroch blinzelnd zu der selbstbemalten
wurmstichigen Anrichte und holte den Apparat zu sich auf den
Teppich.
    »Max?« Das
war Arnos Stimme.
    »Was willst du
um diese unchristliche Zeit?«
    »Na, hör
mal. Es ist fast zehn.«
    »Sag ich
doch.«
    »Was ist los? Du
hörst dich an, als seist du aus dem Bett
gefallen.«
    »Witzbold.« Max nahm
den Hörer in die andere Hand und kratzte sich am Brustbein.
»Was gibt's?«
    Arno holte tief Luft.
»Eigentlich wollte ich ja heute 'ne Reportage über euren
Gig schreiben, aber der ist ja leider ins Wasser gefallen. Also hab
ich mir gedacht, ich schreib einfach, warum der Gig nicht
stattgefunden hat. Über die Gründe für die Absage,
wie die Leute darauf reagiert haben und so weiter. Deshalb hab ich
gestern abend auch gleich den Wirt vom Kölner Hof interviewt
und dazu ein paar Gäste, die erst vor Ort von der Absage
erfahren haben.« Arno füllte seine Lungen wieder auf.
»Nur, damit ihr im Gespräch bleibt. Das ist jetzt das
Wichtigste. Verstehst du?«
    »Absolut«,
sagte Max.
    »Prima. Was ich
jetzt noch wissen muß: Wie seid ihr heute drauf? Wie ist
deine Stimmung, wie ist die Stimmung der Jungs? Einfach, wie ihr
euch fühlt.«
    »Berufsverbot«, sagte
Max. »Schreib, ich fühl mich, als hätte ich
Berufsverbot.«
    »Das kann ich
unmöglich schreiben«, sagte Arno betreten. »Das
rührt an alten Wunden. Geht es nicht ein bißchen weniger
drastisch?«
    »Wie
würdest du das denn nennen?«
    Arno räusperte
sich. »Tja, wie wär's mit: Unplugged oder Schwarzer Tag
für Black Bombay?«
    Max lachte bitter.
»Bewirb dich als Pressesprecher für's Kanzleramt, Arno.
Nimm's so, wie ich gesagt habe. Zitier mich einfach, dann kann
nichts an dir hängenbleiben.«
    »Ich weiß
nicht«, sagte Arno. »Was sagen denn die
Jungs?«
    »Die sind super
drauf«, sagte Max. »Tanzen mit den Mägden vom
Nachbargut auf der Tenne.«
    »Das glaub ich
nicht«, sagte Arno allen Ernstes.
    Max verdrehte die
Augen. »Die beiden schlafen noch. War ein langer
Abend.«
    Arno räusperte
sich erneut. »Was hältst du davon, wenn ich schreibe,
daß ihr enttäuscht seid?«
    »Hervorragend«, sagte
Max. »Schreib enttäuscht. Aber nur, wenn's nicht zu
drastisch ist.«
    »Ich will euch
einen Gefallen tun, und du kommst mir nur blöd«, sagte
Arno und klang beleidigt.
    »Ich hab noch
nicht gefrühstückt«, sagte Max.
    Nach einer Pause sagte
Arno: »Na ja, mir wird schon was passendes einfallen. By the
way: Chico machte gestern so 'ne Andeutung, daß

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