Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
Vom Netzwerk:
unternimmst überhaupt nichts.« -
»Ich meld mich wieder.« - »Alles klar.« -
»Okay. Tschüß. Und Gruß an
Elli.«
    Max war minutenlang
wie versteinert. Minuten, in denen ihm eine Schuppe nach der
anderen von den Augen fiel. Die Bilder wurden klarer und
schärfer und paßten auf einmal zueinander. Sie fügten sich zu
einem Panorama. Einem Panorama der Niedertracht, der
Heimtücke, des Betrugs und der Gewalt. Als Max
schließlich alles überblickte, schwanden ihm beinahe die
Sinne.
    Er beendete die
Sitzung, wusch sich die Hände und verließ das Bad. In
der Küche klaubten Margit und Wolle die wenigen heilen Teller
und Tassen aus den Trümmern.
    »Was hast
du?« fragte Margit erschrocken, als sie Max sah.
»Kreislaufprobleme?«
    »Hast du einen
Moment Zeit? Ich muß mit dir reden.«
    Der einzige Ort, an
dem sie ungestört waren, war das Schlafzimmer im ersten Stock.
Sie setzten sich nebeneinander aufs Bett, und Max berichtete von
dem Telefonat, dessen unfreiwilliger Zeuge er geworden war. Margit
fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
    »Dieser
Bastard!« zischte sie, ballte ihre Fäuste und boxte
wutentbrannt das Kopfkissen. »Das heißt doch, daß
König auch diesen Seklacek auf dich angesetzt haben
muß.«
    »Allerdings. Von
wegen Zufallsbekanntschaft.« Max schüttelte den Kopf.
»Und ich Idiot geh dem Kerl auf den Leim. Im Nachhinein
fallen mir natürlich alle möglichen Ungereimtheiten
auf.«
    »Also war der
Schmuggel der Pornohefte von Anfang als Falle
gedacht.«
    »Raffiniert,
nicht? König hat die ganze Geschichte einzig und allein
eingefädelt, damit uns auch noch unsere letzten finanziellen
Reserven flöten gehen. Hundert zu eins, daß er es auch
war, der dem türkischen Zoll den Tip gegeben hat. Und ich hab
die ganze Zeit geglaubt, wir hätten einfach nur Pech
gehabt.«
    »Und dann hat
dir dieser Hurensohn den Fingerbrecher auf den Hals
gehetzt.«
    »Er dachte wohl,
je stärker der Druck auf mich wird, desto größer
die Chance, daß wir den neuen Vertrag doch noch
unterschreiben. Schlechtes Beispiel macht Schule. Er mußte
schließlich befürchten, daß die anderen Bands
nachziehen, wenn er uns damit durchkommen läßt.«
Max fuhr sich durch die Haare. »Ich hab mich sowieso schon
gefragt, woher Conradi wußte, auf welchen Finger ich am
ehesten verzichten kann.« 
    »Und du bist dir
sicher, daß dieser Conradi auch die Bombe gelegt
hat?«
    »Wer
sonst?« fragte Max. »Daß er es König
gegenüber bestritten hat, ist klar. Immerhin ist er damit
saftig übers Ziel hinausgeschossen.«
    Dumpfes Schweigen
folgte, währenddessen Max und Margit offenbar dasselbe
dachten. Nur wagte keiner der beiden, das Ungeheuerliche
auszusprechen, das sich als Konsequenz aufdrängte.
Schließlich war es Margit, die den Bann brach.
    »Tanjas
Ermordung«, sagte sie leise. »Geht die auch auf
Königs Konto?«
    Max atmete tief durch.
»Es fällt mir schwer, das zu glauben, aber es muß
wohl so sein. Wahrscheinlich war Conradi schon am Dienstag auf mich
angesetzt. Dabei muß ihm Tanja hinter dem AJZ in die Quere
gekommen sein.«
    »Und deswegen
bringt er sie gleich um?«
    »Weiß der
Teufel, wobei sie ihn überrascht hat. Und zu was er fähig
ist, hast du ja hier gesehen.«
    Eine Weile starrte
Margit vor sich hin, dann sagte sie: »Okay, nehmen wir an, es
war so. Aber wie willst du das alles beweisen?«
    Ruckartig stand Max
auf und trat ans Fenster. Auf der Weide im Tal standen Ollis
Brauner und die gescheckte Stute und knabberten sich gegenseitig am
Hals.
    »Frag mich was
Leichteres«, sagte er.

28       
 
… tonight the dragon
flies
tomorrow the world will die
tonight the dragon flies
tomorrow the world will die.
    Mehr als
zweihundertfünfzig begeisterte Besucher bejubelten die dritte
und letzte Zugabe der Band. Max, Chico und Curd turnten von der
Bühne, die auf der Schloßterrasse zu Füßen des
Standbilds Graf Engelberts des Zweiten auf gebaut war. Indigniert
wandte der steinerne Ritter seinen Blick vom tobenden Pöbel
ab.
    *
    Max schob sich mit den
Massen durch das Zwingertor. Die Uhr am Batterieturm stand oder
ging drei Stunden vor. Es war erst halb elf. Mitten im Gewühl
entdeckte er Margit. Sie trug einen Ledermini mit dazu passender
Jacke im Bolero-Schnitt und sah alles andere als begeistert
aus.
    »Waren wir so
schlecht?« fragte Max.
    Sie zog ihn zur Seite.
»Conradi ist hier.«
    Max gefror.
»Woher weißt du das?«
    »Wolle hat ihn
gesehen. Er hat es mir vor zehn Minuten

Weitere Kostenlose Bücher