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Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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den Kopf. »Eigentlich
niemand.«
    Inzwischen hatte die
Feuerwehr den Heuboden soweit abgestützt, daß eine
Leiter angelegt werden konnte. Chico kletterte herunter und
ließ sich von Curd, Wolle und Arno feiern, als sei ihm soeben
die Erstbesteigung des Matterhorns auf Socken gelungen.
    Max war der ganze
Trubel zuviel. Die Hände in den Hosentaschen spazierte er die
Stichstraße hinunter, vorbei an der Feuerwehr, dem
Notarztwagen und dem halben Dutzend Polizeifahrzeugen, lehnte sich
an einen Zaunpfahl und steckte sich eine Zigarette an.
    Ein lauer Sommerwind
strich ihm durchs Gesicht und ließ ihn lächeln. Max
freute sich. Er freute sich, daß er lebte, und daß auch
den anderen nichts passiert war.
    Jedenfalls solange,
bis er Königs Jaguar die Straße herunterkommen
sah.

27
    König stoppte
neben Max und mußte die Tür öffnen, da der
elektrische Fensterheber kaputt war.
    »Mensch,
Max«, sagte er und schob die Porsche-Sonnenbrille auf die
Stirn. »Das ist ja ein Hammer.«
    »Kein
Hammer«, sagte Max. »Eine Bombe. Haben dich die
Rauchzeichen angelockt?«
    König zeigte auf
die Mittelkonsole. »Ich hör doch immer den Bullenfunk
ab. Wegen Radar und so. Irgendwer verletzt?«
    »Bessie ist
tot.«
    Da König nichts
für Hunde, Katzen oder Kanarienvögel übrig hatte,
konnte er damit wenig anfangen. Er versuchte zwar kurz, ein
betretenes Gesicht zu machen, aber das reichte nicht einmal
für eine Nebenrolle in Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Also
begab er sich wieder auf Terrain, auf dem er sich zu Hause
fühlte. Geld.
    »Eure Schulden
sind natürlich per sofort gestundet«, sagte er und
machte dazu eine generöse Geste, die wohl besagen sollte, Max
brauche sich nicht zu bedanken. Was Max aber auch nicht in den Sinn
gekommen wäre. »Zumindest, bis alles wieder steht. Was
ist mit der PA?«
    »Schrott geht
selten kaputt.«
    »Na, na.«
König wackelte mit dem Zeigefinger. »Hat auch Geld
gekostet. Was wird aus eurem Gig in Burg?«
    »Startet
pünktlich. Schließlich ist die Miete für die
Bühne schon bezahlt, und das Konzert ist
ausverkauft.«
    »Falls ihr
irgendwelche Unterstützung braucht, weißt du ja, an wen
du dich wenden kannst.«
    Max sagte
nichts.
    »Was dagegen,
wenn ich mir die Bescherung mal ansehe?« fragte
König.
    »Nur zu«,
sagte Max. »Fühl dich wie zu Hause.«
    König rangierte
den Jaguar in die Rabatten und stieg aus. Da Max keine Anstalten
machte, ihn zu begleiten, machte er sich allein auf den
Weg.
    Max rauchte eine
weitere Zigarette und sah der Feuerwehr beim Zusammenpacken zu.
Dann schlenderte er zurück zum Haus. Margit, die inzwischen
einen von Irmgards Folklorefummeln trug, telefonierte von Ullmanns
Wagen aus mit Sonja und versprach, sie nachmittags abzuholen. Curd
und Chico schleppten die Anlage aus der nach wie vor
einsturzgefährdeten Scheune. Wolle trieb die Schafe zusammen.
Arno stand neben den Resten seiner Harley und trauerte. Von
König war nichts zu
sehen.      
    Im vorderen Klo, dem
sogenannten Gästeklo, war die halbe Decke heruntergekommen.
Also durchquerte Max die ramponierte Küche und ging ins Bad,
das im rückwärtigen Teil des Hauses lag. Hier war die
Welt noch heil. Max öffnete das Fenster hinter dem WC, zog
einen Uralt-Spiegel aus dem Lektürestapel auf der
Waschmaschine und machte es sich bequem.
    Barschel war tot.
Engholm verlangte vorbehaltlose Aufklärung. Stoltenberg
wußte von nichts. Max war die Explosion auf den Darm
geschlagen. Unter dem Badezimmerfenster piepste es.
    »Theo
hier«, hörte Max Königs Stimme sagen. »Ist
Jupp da?«
    Max runzelte die
Stirn.
    »Das ist mir
scheißegal«, fuhr König fort. »Dann holst du
ihn eben aus dem Bett.«
    Max warf einen Blick
über die Schulter. Von König war nur der dauergewellte
Hinterkopf nebst rechter Hand und Handy zu sehen.
    »Jupp?« -
»Na, endlich. Ich bin hier bei Hellenrath.« -
»Hellenrath, der mit dem kleinen Finger. Sag mal, bist du
eigentlich bescheuert? Weißt du, wie es hier aussieht? Wie
nach einem Bombenangriff.« - »Wovon ich rede? Von der
Scheiße, die du hier verzapft hast. Ich hatte Daumenschrauben
gesagt. Druck machen. Aber kein Wort davon, daß du Haus und
Hof in die Luft jagen sollst.« - »Quatsch doch nicht!
Das ist doch genau deine Handschrift!« - »Wie?« -
»Was?« - »Wie?« - »Das glaub ich
nicht.« -»Das gibt's doch gar nicht!« -
»Wirklich?« - »Ja, aber wer hat denn dann
…« - »Na, das verstehe, wer will.« -
»Nein, nein. Vorerst läßt du ihn in Ruhe.« -
»Nein. Du

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