Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueber die Wupper

Ueber die Wupper

Titel: Ueber die Wupper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
Vom Netzwerk:
gesagt.«
    »Kein
Zweifel?«
    »Er war sich
sicher.«
    »Und wo ist der
Schweinehund jetzt?«
    »Zuletzt hat
Wolle ihn vor der Torschänke gesehen. Da hat er ihn aus den
Augen verloren.«
    Max wollte gehen, aber
Margit hielt ihn zurück. »Nicht, Max. Nicht auf eigene
Faust. Wir müssen die Polizei einschalten.«
    »Die
Polizei?« fragte Max. »Machst du Witze? Daß ich das
Telefonat mitgehört habe, beweist gar nichts.«
    »Dann sagen wir
einfach aus, wir hätten es gemeinsam
gehört.«
    »Keine Chance.
König wird behaupten, er habe mit seiner Großmutter
telefoniert. Und sollte er wider Erwarten doch zugeben, mit Conradi
gesprochen zu haben, dann haben sie eben über die aktuellen
Kartoffelpreise gequatscht. Unsere Aussagen gegen ihre. Zwei gegen zwei.
Vergiß es.« Max schlug mit der Faust in seine offene
Hand. »Was wir brauchen, ist Conradis Geständnis. Und das
hol ich mir. Nur so können wir König
festnageln.«
    Curd und Chico
näherten sich.
    »Kein Wort zu den
beiden«, raunte Max. »Das ist meine
Sache.«
    Margit atmete schwer,
nickte aber.
    »Abbauen,
aufladen und nach Hause«, sagte Chico und schlug Max auf die
Schulter. »Wolle holt schon den Trecker.«
    Wie auf Stichwort
tuckerte der blaue Ford 6600 mit dem Pritschenanhänger im
Schlepp heran. Vorneweg marschierte Theo König und bahnte den
Weg.
    »Kompliment«, rief er.
»Saubere Arbeit. Noch Lust auf ein Bier? Geht auf meine
Rechnung.«
    »Geht
nicht«, sagte Chico. »Der Trecker muß zurück.
Olli braucht ihn morgen in aller
Herrgottsfrühe.«
    »Ihr
müßt heute mal ohne mich klarkommen«, sagte Max, der
sich zwang, König zu ignorieren. »Ich hab noch was zu
erledigen.«
    »Kein
Problem«, sagte Chico.
    Max deutete auf eine
heranknatternde Enduro. »Da kommt einer, der für mich
anpacken kann.«
    Der Fahrer trug einen
Integralhelm mit schwarzem Visier, aber die Fransenjacke entlarvte
ihn. Arno.
    »Wo hast du das
Ding denn her?« fragte Curd und tätschelte den Tank der
Yamaha.
    Arno nahm den Helm ab.
»Leihmaschine. Vor nächstem Frühjahr kann Harley
nicht liefern.«
    Alle mußten zur
Seite, als Wolle zurücksetzte. Max nutzte die Gelegenheit und
verdrückte sich gemeinsam mit Margit.
    »Du wartest vor
dem Café Burghof«, sagte er im Gehen. »Ich komm,
sobald ich die Sache erledigt habe.«
    Margit blieb stehen.
»Max, du machst mir Angst. Du müßtest dein Gesicht
sehen. Du siehst aus wie ein in die Enge getriebenes
Tier.«
    »Genauso
fühl ich mich auch«, sagte er und faßte sie an den
Schultern. »Sorry, aber es muß sein.«
    Die folgende Umarmung
war verkrampft und so vergnüglich wie saures Aufstoßen.
Abrupt riß Margit sich los und nagelte mit ihren Stilettos ein
bitteres Stakkato auf die Pflastersteine. Max blickte ihr nach, bis
sie im Pulk der Leute jenseits des Grabentors verschwand. Dann
atmete er einmal tief durch und betrat die
Torschänke.
    *
    »'n Bier?«
Die Frage des Dreitagebarts hinter der Theke kam
gespuckt.
    »'n Alt«,
sagte Max. »Aber in 'nem sauberen Glas.«
    »Was soll das
denn heißen?«
    »War nur 'n
Scherz.« Max lehnte sich an die Theke. »Ich bin hier
verabredet. Mitte Vierzig, eins neunzig lang, fast genauso breit
und Pepitahut-Fan. Hast du den gesehen?«
    »Sitzt da«,
sagte der Dreitagebart und ruckte mit dem Kopf.
    Max blickte zur Seite.
Der Pepitahut lag auf dem Tisch. Daneben stand eine halbvolle
Pilstulpe. Der Mann dazu fehlte.
    Der Dreitagebart hatte
es inzwischen auch bemerkt. »Dann ist er wohl pissen.«
Dazu ruckte er mit dem Kopf in die andere Richtung.
    Max löste sich
von der Theke und ging in Richtung Toiletten. Einmal Ausweichen,
weil ihm die Bedienung mit einem Tablett entgegen kam, auf dem zwei
Klumpen lagen. Baguettes aus der Mikrowelle. Moderne Küche.
Wenn's mal schnell gehen muß. Auch für zu Hause
geeignet.
    Damen geradeaus,
Herren links. Max griff in die Hosentasche und zog das Springmesser
heraus. Mit der freien Hand schob er vorsichtig die Tür auf.
Ein Waschbecken kam in Sicht. Zwischen Seifenspender und
Handtuchabroller ein Spiegel, dem unten rechts die Ecke fehlte. An
der gegenüberliegenden Wand ein Pissoir. Ein zweites. Ein
drittes. Aber kein Conradi.   
    Mit einem Satz war Max
an der Außenwand und überblickte den Raum bis zu den
Aborttüren. Die linke stand sperrangelweit offen. Brille und
Deckel waren heruntergeklappt. Auf dem Boden lag ein halber Meter
Klopapier. Die andere Tür war geschlossen.
    Max ging auf alle
Viere und warf einen Blick unter der Tür durch.

Weitere Kostenlose Bücher