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Über Nacht - Roman

Über Nacht - Roman

Titel: Über Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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bevor er zur Rasur ansetzte.
    Â«Na endlich», mummelte er, «es reicht, daß ich behindert bin. Ich will nicht auch noch zum Penner werden.»
    Die Knopflöcher seines Hemdes waren schon etwas ausgefranst, die oberen Knöpfe aufgegangen. Ich betrachtete sein Brusthaar, konnte meinen Blick nicht abwenden. WäreCarelli nicht hier in diesem Bett, er könnte mir gefallen, dachte ich.
    Â«Ist das Schimmel?» fragte er und deutete mit der Hand Richtung Plafond.
    Â«Das kann ich mir nicht vorstellen.»
    Â«Ich kann mir sehr vieles vorstellen. Schließlich gibt es hier auch Kakerlaken.»
    Ohne anzuklopfen, betrat Marta das Zimmer. Sie nahm die Decke vom Bett, schüttelte sie, legte sie neu gefaltet über Carellis Beine.
    Â«Machen Sie das noch einmal.»
    Â«Wie bitte?»
    Â«Schütteln Sie.»
    Â«Ich lass’ mich von Ihnen nicht schikanieren», sagte Marta.
    Â«Das ist doch keine Schikane. Ich bitte Sie darum. Sie müssen nur die Decke schütteln.»
    Â«Aber wozu? Wir haben auch so genug zu tun.» Erst zögerte sie, dann nahm sie die Decke und kam Carellis Wunsch nach.
    Â«Und jetzt Sie.»
    Â«Wenn Ihnen das so wichtig ist», sagte ich.
    Carelli lächelte zufrieden. «Ihr Fleisch ist noch fest. Aber bei Marta –», er verzog das Gesicht, als ekelte er sich, «bei ihr sieht der Oberarm aus wie eine Hauthülle auf einem Kleiderbügel. Zwischen Achselhöhle und Ellbogen ist alles wabbelig.» Er grinste.
    Marta packte die Decke und warf sie Carelli ins Gesicht. «Sie sind einfach widerlich», sagte sie und ging.
    Â«Vermeiden Sie ärmellose Kleiderschürzen», rief er ihr hinterher.
    Ich hatte das Haus durch den Hintereingang verlassen, um Rino nicht zu begegnen, lief aber, als ich in die Nebenstraße einbog, in seine Arme.
    Â«Sie haben nicht auf mich gewartet.»
    Â«Ich bin zum Essen eingeladen», sagte ich, «von meinem eigenen Mann.»
    Â«Dann führen Sie entweder eine gute Ehe, oder er hat ein schlechtes Gewissen.»
    Â«Was geht Sie das an.»
    Die Blumen sah ich erst jetzt, Rino hielt sie hinter dem Rücken versteckt. «Ich hab’ erwartet, daß Sie den hinteren Ausgang nehmen werden. Sie gehen mir aus dem Weg, stimmt’s?» Er machte einen Schritt zurück und lehnte sich gegen ein geparktes Auto, legte die Rosen auf die Kühlerhaube. Eine Hand steckte er in die Hosentasche, mit der anderen stützte er sich ab.
    Â«Was wollen Sie überhaupt?»
    Â«Das, was Sie auch wollen.» Rino faßte nach den Blumen, zupfte am Papier. Die Sicherheit, die er in seine Worte legte, stimmte nicht mit seinen Bewegungen überein. Er wußte nicht, was er mit dem Strauß anfangen sollte, nachdem er erfahren hatte, daß ich mit Vittorio zu Abend essen würde.
    Â«Ihrem Onkel geht es besser», sagte ich. Eine Frau mit einem Zwillingskinderwagen beanspruchte die gesamte Breite des Gehsteigs, so daß ich auf die Straße trat, zwischen die geparkten Autos. Rino war nun zum Greifen nahe. Er nutzte die Gelegenheit und berührte meinen Oberarm.
    Â«Wann sehe ich Sie wieder?»
    Â«Gar nicht.»
    Â«Ich weiß, daß ich Ihnen nicht gleichgültig bin», sagte er. Er hatte viel Zeit auf seine Haare und seine Kleidung verwendet, es war alles ordentlich an ihm, nicht wie die anderen Male.
    Â«Lassen Sie mich.»
    Â«Wenn es Ihr Wunsch ist.»
    Â«Ihre Überheblichkeit widert mich an.» Ich wandte michzum Gehen, stieß unabsichtlich gegen einen vorbeikommenden älteren Herrn, entschuldigte mich. Rino lachte. Der Mann drehte sich irritiert nach uns um.
    Â«Ich stell’ sie zu meinem Onkel ins Zimmer. Aber sie sind für Sie», sagte Rino, nahm die Blumen und verschwand um die Ecke, grußlos, wie er gekommen war.
    Vittorio wartete vor dem Restaurant, hoffte auf einen Platz draußen, doch es wurde kein Tisch frei. Nach zehn Minuten, die ich damit verbracht hatte, die Auslage neben dem Lokal zu betrachten, setzten wir uns hinein. Drinnen waren wir die einzigen Gäste; später kam ein junges, verliebt wirkendes Paar hinzu. Es nahm jedoch den Tisch am anderen Ende des Saales. Während Vittorio seinen Prosecco trank, erzählte er von dem jungen Amerikaner, der die Möbel seines Onkels verhökerte, und kam dann auf das Inventar seines Geschäfts zu sprechen. Es waren Lamenti über Platzmangel und sinkende Verkaufszahlen.
    Â«Du wirst dich eben von ein

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