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Über Stock und Runenstein

Über Stock und Runenstein

Titel: Über Stock und Runenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Archäologen morgens gegen halb acht Uhr eingetroffen waren
und daß die Kopflosen Reiter zu diesem Zeitpunkt noch auf ihrem Posten gewesen
waren, wünschte weiterhin Waidmannsheil und ging zurück zur Straße.
     

Kapitel 16
     
     
     
     
     
     
    E iner der Landvermesser, der mit einem
Zollstock beschäftigt war und mit Kreide Markierungen auf der Straße anbrachte,
kam Shandy irgendwie bekannt vor. Es war ein sonnenverbrannter junger Mann,
etwa 19 oder 20 Jahre alt, der sich bei seinem Anblick aufrichtete und den
Professor mit einem breiten Lächeln, das seine vorstehenden Zähne freilegte,
freundlich begrüßte. »Hi, Professor. Jeff Lewis, falls Sie sich nicht mehr an
mich erinnern. War ‘ne ganz schön wilde Nacht gestern, nicht? Meinen Sie, heute
wird’s genauso schlimm?«
    »Ich würde sagen, die Gänse müssen
weiterhin auf dem Quivive sein. Die Tiere gehören, eh, Ihrer Familie, nicht
wahr? Ich habe Sie am College gesehen, aber ich wußte nicht, daß Sie ein Lewis
sind.«
    »Klar. Geboren und aufgewachsen hier in
Lumpkin Corners. Ich habe Miss Hilda erzählt, was Sie uns letztes Jahr im
Unterricht beigebracht haben, das mit den Gänsen und der Rettung von Rom, und
gestern ist es ihr wieder eingefallen. Im Grunde war es also Ihre Idee.«
    »Wie interessant. Ich frage mich, was
damals wohl mein eigentliches Thema gewesen sein mag. Jedenfalls hoffe ich, daß
dieser Zwischenfall Sie inspiriert, ab und zu einmal wieder ein wenig
Geschichtslektüre zu betreiben. Werden Sie in diesem Jahr meinen Unterricht
besuchen?«
    »Das hoffe ich. Ich habe mich für den
Fortgeschrittenenkurs in Agrologie eingeschrieben, aber der Kurs ist so voll,
daß ich nicht weiß, ob es auch klappt.«
    »Wir werden die Sache einmal, eh,
untersuchen. Sagen Sie, Lewis, was haben Sie denn eigentlich hier bei dieser
Landvermessung zu tun?«
    »Das ist mein Sommerjob. Ich muß
irgendwie meine Studiengebühr zusammenbekommen.«
    »Natürlich. Vielleicht hätte ich die Frage
anders formulieren sollen. Warum vermessen Sie ausgerechnet dieses Stück Land
und warum ausgerechnet heute?«
    »Weil mein Chef es mir aufgetragen hat.
Ach so, jetzt verstehe ich Sie, Professor. Sie meinen, warum Nutie der
Schleimer so viel Einfluß auf die Abteilung für Landvermessung hat? Hey,
stellen Sie etwa wieder Nachforschungen an wie damals, als Belinda gekidnappt
wurde?«
    »Man hat mich gebeten, mich ein wenig
umzuhören. Inoffiziell und sub rosa, was Lateinisch ist und ›unter dem Siegel
der Verschwiegenheit‹ bedeutet, da Sie sich ja für das alte Rom sehr zu
interessieren scheinen.«
    »Schon kapiert. Aber, wissen Sie, Bill
und ich haben uns selbst schon gewundert. Das ist mein Freund Bill Swope.
Professor Shandy.«
    »Zweifellos ein Verwandter von Cronkite
Swope«, bemerkte Shandy, als er die Hand des anderen sonnenverbrannten jungen
Mannes schüttelte.
    »Hey, Sie kennen Cronk?« fragte Bill.
»Hat man Ihnen schon erzählt, daß er vorige Nacht mit dem Motorrad gestürzt
ist? Er ist jetzt bestimmt stinksauer, daß er im Krankenhaus liegen muß, wo
hier so viel los ist.«
    »Das kann gut sein. Als ich ihn besucht
habe, war er noch ein wenig, eh, weggetreten.«
    »Man hat Sie reingelassen? Mensch, Sie
müssen aber gute Beziehungen haben. Mein Vater wollte heute mittag direkt von
der Seifenfabrik hingehen, aber als er anrief und fragte, hat man ihm gesagt,
Cronk dürfe keinen Besuch empfangen.«
    »Ja, das hat man mir auch gesagt. Aber
erst, als man mich in seinem Zimmer erwischt hat. Ich bekam das, was man
ordinär ausgedrückt als Tritt in den Hintern bezeichnet.«
    Die Vorstellung, daß der berühmte
Professor Shandy aus dem Hoddersville-Krankenhaus geflogen war, machte ihn zu
einem von ihnen. Die beiden jungen Landvermesser amüsierten sich köstlich und
begannen ein langes Gespräch auf Kosten der Stadt, erkundigten sich genauer
nach Cronkites Unfall und stimmten mit Shandy überein, daß die Öllache auf der
nächtlichen Straße den Unfall verursacht haben könnte. Den fehlenden Helm und
den defekten Scheinwerfer erwähnte er lieber nicht, da man ja nie genau wissen
konnte.
    »Jetzt noch einmal zurück zu Ihrem
Landvermessungsauftrag. Was hat Nute Lumpkin damit zu tun?«
    »Na ja, das ist jetzt sein Land, nehm’
ich an. Jedenfalls gehört es zum Lumpkin-Besitz, das ganze Stück von der Grenze
der Horsefall-Farm bis hinunter zur Kurve, wo Cronk seine Kopflandung hatte.
Wir sollen sicherstellen, daß Henny genau weiß, wo seine Grenze

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