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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Mensch, die sich freiwillig eine Heroinspritze setzt: Fixer. Und dann ist da noch etwas, das du vermutlich nicht weißt; sein Onkel, Lukas Hommberg, hat ihn dabei ertappt, wie er …«
    »… Morphin aus dem Giftschrank des Pharma-Lagers stehlen wollte«, unterbrach Markesch. »Ich habe mit Hommberg gesprochen.«
    »Tatsächlich?« Enke holte tief Luft. »Verdammt, warum belästigst du mich dann mit diesen unsinnigen Fragen? Diese reiche Schnepfe hat mir schon genug überflüssige Arbeit gemacht! Sie ist dem Präsidenten solange auf die Nerven gegangen, bis er fast selbst an die Mordtheorie geglaubt hat, und es hat mich Tage gekostet, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Die Maaßen ist dabei, zum barmherzigen Engel der Kölner Dealer und Pusher zu werden, indem sie mit ihrem Einfluß und ihren Beziehungen die Arbeit des Rauschgiftdezernats sabotiert. Und jetzt hältst auch du mich noch von meiner Arbeit ab!«
    »Es ist mein Job, Fragen zu stellen.«
    »Und mein Job ist es, die skrupellosen Drogenhändler hinter Gitter zu bringen«, sagte Enke. »Zum Beispiel den Dealer, der Maaßen das Heroin für die tödliche Spritze verkauft hat. Da hast du deinen Mörder.«
    Markesch seufzte. Wenn es einen Rauschgiftbullen gab, der mit Herz und Seele bei der Arbeit war, dann Hauptkommissar Enke. Seit er vom Schutzpolizisten zum Drogenfahnder aufgestiegen war, führte er einen Heiligen Krieg gegen den Rauschgifthandel. Für Enke war es kein Beruf, sondern eine Berufung.
    »Was hat die Obduktion noch ergeben?« fragte er trotzdem. »War er ein harter Fixer?«
    »Er hat nicht genug Zeit gehabt, sich in ein körperliches Wrack zu verwandeln. Der einzige Einstich stammt von der tödlichen Spritze. Aber das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht hat er erst vor kurzem mit dem Fixen angefangen. Oder er hat versucht, von dem Zeug loszukommen, ist wieder rückfällig geworden und hat sich mit der Dosis verschätzt. Solche Fälle erleben wir jeden Tag. Köln ist eine schmutzige Stadt voller Abschaum. Die Junkies sterben wie die Fliegen, aber den Ratten, die ihnen das Zeug verkaufen, ist das scheißegal. Hauptsache, sie verdienen sich eine goldene Nase. Ob nun mit Heroin oder Kokain oder diesen chemischen Killerdrogen, die sie seit kurzem auf den Markt werfen. In den letzten zwei Monaten haben wir drei Amphetamin-Tote gehabt, und ich sage dir, das ist erst der Anfang. Manchmal habe ich das Gefühl, auf verlorenem Posten zu kämpfen. Für jeden Dealer, den wir verhaften, steigen zehn neue ins Geschäft ein. Wenn du meine Meinung hörst – wir sollten an jeder Straßenecke, vor jeder Haustür einen Fahnder postieren. Im Ernst. Das ist die einzige Möglichkeit, diesen Leuten das Handwerk zu legen. Und wenn wir sie erwischt haben, ab ins Arbeitslager. Für unbegrenzte Zeit. Ich wette, daß …«
    »Deine Vorschläge zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität sind hochinteressant«, fiel ihm Markesch ins Wort, »aber sie bringen mich keinen Schritt weiter. Wie heißt der Mann, der Maaßen gefunden hat?«
    »Laschke. Alfred Laschke. Ein Immobilienhändler aus Wuppertal.« Enke nannte ihm die Adresse. »Er hat noch versucht, Maaßen mit Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten, aber in dem Fall kam jede Hilfe zu spät. Lähmung des Atemzentrums, Kreislaufzusammenbruch, Herzstillstand, das Übliche.«
    »Danke für deine Hilfe. Noch etwas – hast du vielleicht eine vage Ahnung, was aus Maaßens Uhr geworden ist?«
    »Was für eine Uhr?« fragte Enke irritiert.
    »Hat Frau Maaßen nichts davon erwähnt?«
    »Ich habe nur einmal mit ihr gesprochen, und es war nicht sehr erfreulich. Als ich ihr beibringen wollte, daß es keinen Mörder gibt, riet sie mir, den Beruf zu wechseln und zur Müllabfuhr zu gehen, aber wahrscheinlich würde man mich auch dort wegen Unfähigkeit entlassen. Wie war das mit der Uhr?«
    »Vergiß es. Nur ein Gedanke. Ich rufe dich wieder an.«
    »Besser nicht. Und wenn doch, dann nur aus der geschlossenen Abteilung einer Nervenklinik.«
    Markesch legte den Hörer auf und nippte nachdenklich an seinem Scotch. Offenbar hatte Hommberg doch recht gehabt; es gab nicht einen Anhaltspunkt dafür, daß Michael Maaßen ermordet worden war. Wie Enke schon gesagt hatte – wenn es einen Mörder gab, dann war es der Dealer, der ihm das Heroin verkauft hatte.
    Er sah wieder nach draußen. Im Eingang des Aluminiumhauses stand jetzt ein schlanker, dunkelhaariger Mann, rauchte mit nervösen Bewegungen und schien auf das Ende des Regens zu warten. Dunkler

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