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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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deinem Gesicht gemacht? Haste Ärger gehabt? Klar haste Ärger gehabt. Haste Geld? Haste Zeit? Wenne ’nen Fünfziger hast, kannste raufkommen. Für ’nen Fünfziger mach ich’s dir, wie’s dir noch keine gemacht hat.«
    Markesch winkte ab. »Ich bin pleite, Kleine.«
    »’nen Zwanziger, Mann, ich mach’s dir auch für ’nen Zwanziger. Scheiße, du wirst doch ’nen Zwanziger haben!«
    Markesch wandte sich ab.
    »Arschloch! Schwuli! Hau doch ab, hau bloß ab!« schrie sie ihm nach. »Laß dich bloß nicht mehr hier blicken, du dreckige Tunte!«
    Markesch stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    Dies schien kein erfreulicher Tag zu werden, aber er hatte schon schlimmere Tage überstanden, und im Vergleich zu Barny oder seiner abgewrackten Nachbarin ging es ihm eigentlich prächtig.
    Die Hauptniederlassung der Maaßen-Pharma-AG befand sich am Rand der Innenstadt, zwischen der Nord-Süd-Fahrt und dem Konrad-Adenauer-Ufer. Markesch fuhr über die Rheinuferstraße, die wie ein Wurm aus Asphalt dem Lauf des schmutzigen Stromes folgte, und kämpfte sich durch den dichten Vormittagsverkehr am Malakoff-Turm und St. Maria im Lyskaner vorbei, Baudenkmäler, von der Zeit und vom Smog zerfressen, dunkel und feucht vom Regen. Auf dem Fluß zogen träge die Lastkähne ihre Bahn, wie tote, bäuchlings treibende Wale. Die Luft war dunstig, das andere Ufer die Küste eines fremden, düsteren Landes.
    Nachdem er die Hohenzollernbrücke passiert hatte und Dom und Hauptbahnhof hinter ihm lagen, brauchte er eine halbe Stunde, um einen Parkplatz zu finden. Er trank einen großen Schluck Scotch aus der Flasche im Handschuhfach, zögerte kurz und spülte mit einem weiteren Schluck zwei Tolimadoltabletten hinunter.
    Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er die beiden Tabletten der Maaßen-Pharma schuldig war.
    Die Hauptniederlassung entpuppte sich als moderner Zweckbau aus getöntem Glas und Betonfertigteilen unweit des Kunibertklosters und der Musikhochschule. Er sah neu und teuer aus, und hinter dem Haupteingang lauerte ein Pförtner wie eine fette Spinne im gläsernen Netz der Pförtnerloge.
    Als sich Markesch dem Portal näherte, kam ein Mann in einem dunklen Nadelstreifenanzug und mit einem glänzenden Aktenkoffer heraus. Über dem angewinkelten linken Arm hing ein Mantel aus teurem Stoff, am Handgelenk blitzte eine Uhr aus hellem Metall, Titan oder Platin, und er bewegte sich mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der wußte, daß ihm die Welt gehörte, weil sein Kontostand hoch genug war, um sie zur Not kaufen zu können. Ein schmales Oberlippenbärtchen zierte sein männlich-markantes Gesicht, Augen und Haare waren kohlenschwarz, und die heiße Sonne des Südens hatte seine Haut in dunkle Bronze verwandelt.
    Markesch blieb abrupt stehen.
    Der Mann sah aus wie ein älterer Bruder des Flamencotänzers.
    Verdammt, er war der ältere Bruder – die Ähnlichkeit konnte kein Zufall sein!
    Der Spanier stieg die Stufen hinunter und ging zu einem rotlackierten Porsche, der auf dem Besucherparkplatz stand. Er öffnete die Tür, warf Mantel und Aktenkoffer auf den Rücksitz und drehte den Kopf. Er sah Markesch direkt in die Augen. Nur für einen Moment, ohne daß sich sein Gesichtsausdruck veränderte, aber Markesch spürte, daß er ihn erkannt hatte, daß er wußte, wer er war.
    Markesch lächelte kalt.
    Der Spanier wandte sich ab, stieg ein und schlug die Tür zu. Der Sportwagen scherte aus der Parklücke aus und rollte davon. Markesch sah ihm nach und prägte sich das Kennzeichen ein.
    Plötzlich waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen.
    Hommberg stand also mit den spanischen Dealern in Verbindung, mit den Leuten, die aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Neffen ermordet hatten! Vielleicht war der saubere Onkel Lukas viel tiefer in den Drogenhandel verstrickt, als er bisher geglaubt hatte …
    Markesch stieg die Treppe hinauf. Die Glastür öffnete sich automatisch, und er betrat die Halle. Der Pförtner, ein dicker, kahlköpfiger Mann mit sauertöpfischer Miene, sah unwillig auf, als hätte ihn Markesch bei einer geheimen Meditationsübung gestört, und schauderte sichtlich beim Anblick seines zerschlagenen Gesichts.
    »Sie sind hier falsch«, sagte er abweisend. »Das Marienhospital ist ein paar Straßen weiter.«
    »Ich probiere nur eine neue Karnevalsmaske aus. Mein Name ist Markesch. Ich muß mit Hommberg sprechen.«
    Der Pförtner runzelte die Stirn. »Herr Hommberg ist sehr beschäftigt. Sind Sie angemeldet? Werden Sie

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