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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Ihrem Neffen, Hommberg. Wollen Sie nicht auch, daß der Mörder Ihres Neffen gefunden und bestraft wird?«
    »Sie verstehen nicht. Sie ruinieren alles.« Hommberg straffte sich. »Aber es hat wohl keinen Zweck. Sie wollen nicht hören. Sie sind ein Dickschädel. Gehen Sie, Markesch. Gehen Sie.«
    Grußlos ging Markesch hinaus.
    Ehe er die Tür schloß, warf er Hommberg noch einen letzten Blick zu: er stand da, ein großer Mann in dem großen Chefbüro einer großen Firma, ein Mann, der es gewohnt war, Hunderten von Angestellten Befehle zu erteilen und mit Millionen und Abermillionen D-Mark zu jonglieren, aber jetzt sah er aus wie ein kleiner Junge, der Angst hatte. Todesangst.

 
8
     
    Auf der Fahrt zum Café Regenbogen ließ die Wirkung der Schmerztabletten nach. Markeschs Kopf dröhnte, und er fühlte sich müde und matt, aber er wußte, daß er nicht schlafen konnte. Hommbergs letzte Worte gingen ihm nicht aus dem Sinn. Sie ziehen die falschen Schlüsse, weil Sie nicht alles wissen. Hören Sie auf, Fragen zu stellen. Diese Sache ist zu groß für Sie.
    Verdammt, was wußte er nicht?
    Ein Bluff, dachte er. Und ein verflucht schlechter Bluff. Glaubt dieser Bastard im Ernst, daß ich mit den Ermittlungen aufhöre, wo ich kurz vor der Lösung des Falls stehe? Ich hatte recht – Hommberg wußte, daß Michael Maaßens chemische Experimente der Herstellung von Amphetamin dienten. Und er durfte das Zeug in den Labors der Maaßen-Pharma produzieren, weil Hommberg am Gewinn beteiligt war. Und jetzt wird er von den Spaniern gezwungen, sie weiter mit Speed zu beliefern, oder sie verlangen Geld von ihm. Erpressung. Deshalb hat er Angst.
    Sie ziehen die falschen Schlüsse.
    Wirklich? Zum Henker, es gab nur ein Problem, und auch das würde er noch lösen: die Frage, warum sich Michael Maaßen gegen die tödliche Spritze nicht gewehrt hatte. Und natürlich die verschwundene Uhr.
    Markesch fluchte. Zum Teufel damit. Jetzt gab es wichtigere Dinge zu tun. Er mußte handfeste Beweise für Hommbergs Kontakte zu den Heroindealern beschaffen. Das Kennzeichen des roten Porsche … Archimedes mit seinen Beziehungen zu Gott und der Welt konnte durch das Nummernschild den Halter des Wagens ermitteln. Und wenn Barny mit den Namen der Dealer herüberkam und einer der Namen stimmte mit dem des Halters überein, dann saß Hommberg in der Falle.
    Dann sehen wir uns wieder, Onkel Lukas, dachte Markesch. Und dann wirst du mir alles verraten, was du weißt, über die Spanier, die Speed-Connection, den Tod deines Neffen.
    Barny. Alles hing von Barny ab. Hoffentlich hielt dieser schmutzige kleine Fixer sein Wort. Und hoffentlich geriet er nicht in Schwierigkeiten. Schließlich hatte er mit seiner Warnung recht gehabt – die Spanier verstanden keinen Spaß.
    Markesch strich über die Schwellung an seinem Kinn, über seine zerschlagenen Lippen. Diese Hurensöhne. Wenn der Spanier in dem roten Porsche zur Heroin-Gang gehörte, wußten der Goldzahn und der Flamencotänzer bereits, daß er seine Nachforschungen nicht eingestellt hatte. Und sie würden zu ihm kommen, si, comprende, um el detective ein für allemal dazu zu bringen, noestro amigo Michael Maaßen zu vergessen, claro, sonst muchos problemas, si?
    Markesch dachte an die Magnum.
    Er hoffte, daß sich die Spanier beeilten. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen und ihnen seine kleine Freundin aus dem Erste-Hilfe-Kissen vorzustellen …
     
    Als er im Café anlangte, hatte sich der Nieselregen weiter verdünnt und hing als schmutziggrauer Sprühnebel in der Luft. Auf der Straße säuerten große Pfützen trübe vor sich hin; fauliges Herbstlaub hatte die Kanaldeckel verstopft und staute das Wasser.
    Archimedes war nicht da, aber er hatte auch nicht damit gerechnet. Es war erst Mittag, und der Grieche war eine Kreatur der Nacht; ein Wunder, daß es Sophie überhaupt gelungen war, ihn am Morgen ins Café zu locken – vermutlich hatte Archimedes noch nicht geschlafen. Sophie schwebte mit schwingenden Hüften von Tisch zu Tisch und steckte frische Kerzen in die Messinghalter; es sah obszön aus.
    Markesch schlurfte zu seinem Arbeitsplatz und sank ächzend auf einen Stuhl. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, und die Prellungen an seinem Körper machten jede Bewegung zur Qual. Er fühlte sich verbraucht und nutzlos. Aus den Lautsprechern unter der Decke drang ein uraltes Zappa- Stück und erinnerte ihn an seine Jugend. Es war das erstemal seit langen Jahren, daß er an seine Jugend

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