Ueberdosis
deshalb von den Spaniern umgebracht wurde. Wahrscheinlich, weil er zuviel wußte und sie Angst hatten, daß er irgendwann auspacken würde. Oder er hat damit gedroht, sich an die Polizei zu wenden. Doch auch das ist unerheblich. Michael wurde ermordet und der Mord als typischer Junkie-Tod getarnt. Seine Freundin, Susanne Großmann, kannte die wahren Hintergründe und wurde deshalb von den Spaniern unter Druck gesetzt. Als sie erfuhren, daß ich in Sachen Michael Maaßen recherchiere, versuchten sie mich ebenfalls mit Drohungen einzuschüchtern, aber es gelang ihnen nicht, und so griffen sie zu drastischeren Mitteln, wie mein Gesicht beweist.«
Er lächelte humorlos.
»Und vor einer knappen halben Stunde, Herr Hommberg, war einer der spanischen Heroindealer bei Ihnen. Was wollte er? Die nächste Amphetaminlieferung abholen? Kochen Sie das Zeug jetzt selbst? Oder haben Sie sich einen Ersatz für Ihren Neffen besorgt?«
Hommberg stand auf. Sein Gesicht war dunkel vor Wut.
»Sie müssen wirklich verrückt sein«, stieß er mühsam beherrscht hervor. »Ihre Unterstellungen sind grotesk und … einfach grotesk. Ich denke nicht daran, mir diesen Unsinn noch länger anzuhören. Verschwinden Sie!«
Markesch blieb gelassen sitzen. »Was mich brennend interessiert, ist, wer zuerst auf den Gedanken kam, Amphetamin für den Drogenmarkt herzustellen. Michael? Oder Sie? Ich glaube, Sie waren es. Ja, ich bin mir ziemlich sicher. Wahrscheinlich hielten Sie das für die einzige Möglichkeit, Ihre drückenden Schulden abzutragen. Glücksspiele sind eine teuflische Sache, Hommberg.«
»Raus!« knirschte Hommberg.
Markesch erhob sich und gab sich keine Mühe, seine Befriedigung zu verbergen. Seine Theorie basierte nur zum Teil auf Fakten, doch Hommbergs Reaktion bestätigte, was er bislang nur vermutet hatte. Er steckte bis zum Hals in den illegalen Amphetamingeschäften. Wenn er noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, dann waren sie durch den Besuch des Spaniers zerstreut worden.
Vor Hommberg blieb er stehen.
»Ich hoffe«, sagte er leise, »daß Sie nicht direkt an dem Mord an Ihrem Neffen beteiligt gewesen sind. Denn wenn Sie irgend etwas damit zu tun haben, werde ich es herausfinden, Hommberg. Verlassen Sie sich darauf.«
Hommbergs Augen wurden groß. Ein ersticktes Keuchen drang aus seiner Kehle.
»Sie sind wahnsinnig! Großer Gott, Sie sind wirklich wahnsinnig!«
Markesch wandte sich ab. »Und Sie sind erledigt«, knurrte er.
»So? Sie glauben also, ich bin erledigt, ja?«
Hommbergs Stimme hatte sich verändert; sie klang jetzt bösartig und triumphierend. Markesch blieb irritiert stehen und drehte sich um. Verdammt, Hommberg hatte keinen Grund zum Triumphieren, doch seine Lippen waren zu einem höhnischen Lächeln verzogen.
»Sie glauben, ich bin erledigt, weil Sie sich diese phantastische Geschichte zusammengereimt haben, ja? Ich will Ihnen etwas sagen, Markesch. Hören Sie zu, hören Sie gut zu. Ich bin noch lange nicht erledigt, im Gegenteil. Aber Sie werden bald erledigt sein, wenn Sie nicht aufhören, herumzuschnüffeln. Sie mischen sich in Dinge ein, die zu groß für Sie sind, zu gefährlich. Sie werden Ärger bekommen, Markesch, verdammt viel Ärger.«
»Sie wollen mir drohen?«
Hommberg schüttelte den Kopf. Das höhnische Lächeln verschwand von seinem Gesicht, und er sah jetzt sehr müde aus, sehr alt.
»Nein, ich will Ihnen nicht drohen. Ich will Ihnen nur einen guten Rat geben. Sie sind ein wirklich tüchtiger Mann, und ich weiß Tüchtigkeit zu schätzen. Sie haben eine Menge herausgefunden, aber Sie ziehen die falschen Schlüsse, weil Sie nicht alles wissen. Hören Sie auf, Fragen zu stellen. Sie bringen sich selbst in Gefahr und Sie bringen andere Menschen in Gefahr. Verstehen Sie? Diese Sache ist zu groß für Sie.«
Markesch runzelte die Stirn. »Sie haben Angst. Vor wem haben Sie Angst? Vor den Spaniern?«
»Ich kann Ihnen nicht mehr sagen.« Hommberg leckte nervös über seine Lippen. »Ich darf Ihnen nicht mehr sagen. Verdammt, Sie müssen Ihre Nachforschungen einstellen!«
»Ich habe einen Auftrag«, sagte Markesch ruhig. »Ich werde dafür bezahlt, die Wahrheit über Michael Maaßens Tod herauszufinden, und nichts und niemand wird mich daran hindern.«
Hommbergs Gesicht war grau und eingefallen. »Sie wollen also weiter Fragen stellen, weiter Ihre Nase in Dinge hineinstecken, die Sie nichts angehen?«
»Der Mord an einem zwanzigjährigen Jungen geht uns alle an«, erwiderte er. »An
Weitere Kostenlose Bücher