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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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viel, wenn wir dadurch den Mörder meines Sohnes finden.«
    Markesch dachte kurz nach. »Lassen Sie mich mit dem Mann reden. Ich komme gegen sieben zu Ihnen. Zwanzigtausend Mark sind eine Menge Geld; die Sache gefällt mir nicht. Vermutlich kommen wir auch ohne die Information weiter.«
    »Sie haben etwas herausgefunden?«
    »Genug, um sicher zu sein, daß Ihr Sohn tatsächlich ermordet wurde. Ich verfolge zur Zeit einige Hinweise, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen. Wir sehen uns heute abend.«
    »Einverstanden. Aber ich erwarte, daß Sie mir dann ausführlich über Ihre Ermittlungen berichten.«
    »Sicher.«
    Markesch legte auf und starrte in sein Whiskyglas. Wer war der mysteriöse Anrufer? Zweifellos einer von den Gästen, die zum Zeitpunkt von Michael Maaßens Tod im Intercity-Restaurant gewesen waren. Aber die einzigen Zeugen, die sich zur Tatzeit in der Nähe der Toilette aufgehalten hatten – die Toilettenfrau und dieser Wuppertaler Immobilienhändler, dieser Laschke – waren von der Polizei befragt worden. Ohne Ergebnis. Bluffte der Anrufer? Und wenn er wirklich etwas wußte – wieso hatte er der Polizei gegenüber geschwiegen? Zwanzigtausend Mark, dachte Markesch. Eine hübsche Summe. Er sagte, er hätte gesehen, wie ein Mann die Toilette verließ, unmittelbar bevor Michael gefunden wurde. Verdammt, wenn das stimmte, dann mußte auch dieser Laschke ihn gesehen haben!
    Oder Laschke war der geheimnisvolle Anrufer.
    Vielleicht brauchte Laschke dringend Geld und hatte deshalb der Polizei nichts von seiner Beobachtung erzählt. Nur jemand, der in wirklich ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckte, konnte so dreist sein, der Mutter eines Ermordeten Informationen über den Mörder zum Kauf anzubieten.
    Die verschwundene Uhr fiel ihm wieder ein.
    Eine Rolex. Mindestens ihre zweitausend Mark wert.
    Und Laschke hatte Michael Maaßen Erste Hilfe geleistet. Er mußte ein paar Minuten mit dem sterbenden Jungen allein gewesen sein, ehe der Krankenwagen eintraf. Ein Mann, der dringend Geld brauchte, allein mit einem sterbenden Junkie, der am Handgelenk eine Zweitausend-Mark-Uhr trug.
    Man benötigte nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, was in diesem Moment in Laschkes Kopf vorgegangen war.
    »Na warte«, murmelte Markesch. »Du verdammter Fledderer.«
    Er sah aus dem Fenster. Es regnete wieder, und der Regen wusch den Nebel aus der Luft.
    Das Telefon klingelte.
    »Himmel!« sagte Markesch. Er griff nach dem Hörer.
    »Alter? Hier ist Barny. Ich muß dich sehen.«
    Markesch atmete tief durch. »Hast du was herausgefunden?«
    »Ja, aber … nicht am Telefon. Können wir uns irgendwo treffen?«
    »Wo und wann?«
    »Bei mir. In einer Stunde. Hast du das Geld?«
    »Sicher. In einer Stunde bin ich bei dir.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln warf Markesch den Hörer auf die Gabel. Der gute alte Barny! Er winkte Sophie zu und gab ihr einen Zettel mit dem Kennzeichen des roten Porsche.
    »Archimedes soll sich darum kümmern«, knurrte er. »Ich brauche den Namen des Besitzers. Und noch etwas – mir gefällt es nicht, wie du mit meinen Klienten redest. Wenn du noch einmal irgend jemand erzählst, daß ich gestorben bin, drehe ich dir den hübschen Hals um. Ist das klar?«
    Sophie sah ihn mit großen Augen an. »Aber ich habe doch nur gesagt, was sowieso jeder in der Zeitung lesen kann. Doch wenn du meinst – bitte.«
    Sie schwebte davon. Markesch runzelte die Stirn. Zum Henker, was hatte das schon wieder zu bedeuten? Vermutlich nichts. Vermutlich wollte sie ihn nur provozieren. Er stand auf und verließ das Café.
    Nach ein paar Metern hielt mit quietschenden Bremsen ein BMW neben ihm am Straßenrand. Die hintere Tür schwang auf.
    »Markesch?« Im Fond saß ein bulliger, finster dreinblickender Mann und zeigte ihm seinen Dienstausweis. »BKA. Steigen Sie ein, Markesch. Ich habe mit Ihnen zu reden.«

 
9
     
    Im Wagen war es so warm, daß Markesch der Schweiß ausbrach. Der Finstermann vom Bundeskriminalamt roch betäubend nach einem herben After-Shave, und der junge Bursche am Steuer mit dem militärisch kurzen Bürstenhaarschnitt rauchte eine Art Gasgranate. Schon nach wenigen Sekunden hatte Markesch das Gefühl, ersticken zu müssen.
    Mit mäßiger Geschwindigkeit rollte der BMW durch den Regen. Gedämpft brummte der Motor, leise surrten die Scheibenwischer. Niemand sagte etwas.
    Schließlich brach Markesch das Schweigen. »Wohin fahren wir?«
    »Spazieren. Ich sagte doch, ich habe mit Ihnen zu

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