Ueberdosis
aus.
Markesch lachte. »Sicher. Was ist passiert? Spuck’s schon aus.«
»Nichts. Verdammt, ich habe dir schon viel zuviel gesagt. Meine Gutmütigkeit wird mir noch einmal das Genick brechen. Okay, Markesch, ich gehe davon aus, daß du dich an unsere Abmachung hältst. Nebenbei, vielleicht solltest du den Fall für eine Weile ruhen lassen.«
»Sollte ich? Interessant. Du bist der dritte, der mir das rät.«
Enke atmete schwer. »Ah … ja? Darf ich fragen, wer …«
»Lukas Hommberg. Er meinte, die Sache wäre zu groß für mich.«
»Hm«, machte Enke. »Und wer noch?«
Möglicherweise täuschte er sich, aber Markesch hatte das Gefühl, daß Enke seiner Antwort entgegenfieberte. Er ließ sich Zeit, trank einen Schluck Scotch und fragte sich, was, zum Henker, in Enke gefahren war.
»Warum antwortest du nicht?« fragte Enke nervös.
»Ich lecke gerade meine Wunden. Ich hatte eine Begegnung der gewalttätigen Art mit zwei Spaniern, die der Meinung waren, ich sollte meine Nachforschungen über Michael Maaßens Tod einstellen. Und jetzt schlägst du mir ebenfalls vor, den Fall ruhen zu lassen. Das gibt mir zu denken.«
Enke hustete. »Spanier, sagtest du?«
»Spanier«, bestätigte Markesch. »Was hältst du von einem kleinen Geschäft? Ich verrate dir, warum diese Spanier so empfindlich auf meine Nachforschungen reagieren, und du sagst mir, was dich so in Panik versetzt hat.«
»Panik? Wie kommst du auf Panik?«
»Zum Henker, ich bin kein Idiot! Was ist los? Was soll diese Geheimnistuerei? Ich bin dein Freund, Enke. Mit mir kannst du offen reden.«
»Ich kann dir nicht mehr verraten«, sagte Enke heiser. »Ich kann dir nur sagen – laß die Finger von dem Fall. Hier sind Dinge im Gang, die … Nun, du würdest einiges verderben, wenn du dich weiter einmischst. Und du wirst Ärger bekommen, verstehst du? Und ich auch, wenn bekannt wird, daß ich dich mit polizeilichen Informationen versorgt habe.«
»Ich bin Ärger gewohnt«, entgegnete Markesch. »Ich lebe davon.«
Enke seufzte. »In Ordnung. Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Wenn du nicht auf mich hören willst, hast du dir die Konsequenzen selbst zuzuschreiben.«
»Konsequenzen? Was meinst du …«
Klick.
Enke hatte aufgelegt.
Wütend starrte Markesch den Hörer an. Verdammt, was war passiert? Warum wollte Enke, daß er den Fall aufgab? Hatte die Polizei endlich begriffen, daß Michael Maaßen ermordet worden war? Aber warum lehnte Enke dann jede Zusammenarbeit ab?
Er stürzte den Whisky hinunter.
Nun, er würde es herausbekommen. Er würde sich nicht einschüchtern lassen; weder von Enke, noch von Hommberg oder den Spaniern.
Das Telefon klingelte, und er nahm ab. »Ja?«
»Markesch? Sind Sie es?«
Elvira Maaßen. Was wollte sie? Sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen? Markesch schnitt eine Grimasse. Wenn es etwas gab, das er haßte, dann waren es Klienten, die ihn nicht in Ruhe arbeiten ließen.
»Am Apparat«, knurrte er. »Was gibt es?«
»Ich versuche schon den ganzen Tag, Sie unter dieser Nummer zu erreichen«, sagte Elvira Maaßen ärgerlich, »aber es meldete sich jedesmal nur eine Verrückte, die behauptete, Sie wären schon vor längerer Zeit verstorben. Ich schätze diese Scherze nicht, Markesch.«
Er schloß für einen Moment die Augen. Sophie! Dieses verdammte Weibstück!
»Tut mir leid«, sagte er, »aber ich war unterwegs, Recherchen anstellen. Zweifellos haben Sie mit Sophie gesprochen; sie ist tatsächlich verrückt. Es wird nicht wieder vorkommen. Ich unterschreibe gerade ihre Einweisung in die Nervenklinik. Was kann ich für Sie tun, Frau Maaßen?«
»Ein Mann hat sich bei mir gemeldet.« Ihre Stimme klang flach vor unterdrückter Erregung. »Er sagte, er hätte Michaels Mörder gesehen. Er ist bereit, mir eine Beschreibung des Täters zu geben, aber er verlangt Geld dafür.«
»Wieviel? Und sind Sie sicher, daß er …«
»Er muß im Intercity-Restaurant gewesen sein. Er muß alles beobachtet haben. Er wußte, was Michael trug, wo und wie man ihn gefunden hat. Er sagte, er hätte gesehen, wie ein Mann die Toilette verließ, unmittelbar bevor Michael gefunden wurde. Er verlangt zwanzigtausend Mark für die Beschreibung.«
»Reizend«, brummte Markesch. »Und? Wollen Sie zahlen? Wie sind Sie mit ihm verblieben?«
»Ich habe ihm gesagt, er soll heute abend noch einmal anrufen. Um acht. Ich wollte zuerst mit Ihnen sprechen. Wenn Sie es für richtig halten, werde ich zahlen. Zwanzigtausend sind nicht
Weitere Kostenlose Bücher