Überfällig
dicht vor meinen Augen und innerhalb des Helmes hing.
Nur ein kurzes, schwaches Summen klang auf. Der Wischer ruckte ein wenig, dann blieb er so hartnäckig in der Ruhestellung, wie schon einige Minuten zuvor.
Aus! Auch diese unschätzbare Hilfe war ausgefallen, da die total überlastete Strombank nicht mehr mitmachte. Diese Aggregate sind schwer, wenn sie über eine ausreichende Kapazität in den Zellen verfügen sollen. Auf dem Mond mit seiner weitaus geringeren Schwerkraft wurden viel stärkere Bänke mitgenommen; aber hier hatte man uns nicht mehr zumuten können.
Die Speicherbänke hatten vordringlich die Klimaanlagen zu versorgen. Da meine nun ausgefallen war, glich ich einem Mann in einer feuchtheißen Telefonzelle.
Mein Körper schien doch noch Feuchtigkeitsreserven zu haben. Es ist eben alles relativ. Ich hatte gedacht, die Tortur hätte mir jeden Wassertropfen entzogen, zumal unser mitgeführter Vorrat nur einen halben Liter betragen hatte.
Der Kanister faßte zwar mehr, das war klar. Aber zu Beginn des Marsches hatte Skupin süffisant lächelnd erklärt:
»Notfall, meine Braven! Extremer Notfall! Stellen Sie sich vor, Sie müßten mit diesem Vorrat fünfundzwanzig Meilen weit auf dem Mond marschieren. Auf der Tagesseite natürlich! Klarer Fall. Das Wasser ist verlorengegangen, okay? Also denn, ihr Lieben, wollen mal sehen, wie ihr euch beherrschen könnt.«
Das waren die Worte unseres Trainers gewesen. Mein Wasser war nach einer guten Stunde unter der Sahara-Sonne aufgebraucht gewesen. Watcher hatte es nur knapp fünfzehn Minuten ausgehalten. Das Saugmundstück hing zu verführerisch dicht vor den Lippen. Nur ein kleiner Zug, und dann noch einer und noch einer. So fing es an. Wir kannten das zur Genüge.
Nun, drei Stunden später, schwitzte ich immer noch. Meine Körperfeuchtigkeit wurde nicht mehr absorbiert. Das war die Hölle. Der Schweiß brannte auf der Haut. Leise fluchte ich vor mich hin.
Skupin lachte nur. Er hatte einen großen Kanister an der Seite baumeln; außerdem trug er keinen Raumanzug.
Das war ein Effekt, den unsere Ausbildungspsychologen auf das Programm gesetzt hatten. Man kann den ›eisernen‹ Willen eines Mannes sehr gut testen, wenn man ihn halbverschmachtet durch die Wüste wanken und wenige Schritte einen leichtbekleideten Mann mit genügend Wasser gehen läßt.
So etwas kann einen zum Wahnsinn treiben. Jede Vernunft schwindet. Blindwütiger Haß keimt auf. Man will sich gewaltsam nehmen, was der andere im Überfluß besitzt.
Kaum bezähmbar wurde dieser Drang, wenn Skupin den Kanister an die Lippen setzte und trank. Man konnte das im Helmgerät gut hören, da der gnadenlose Schleifer noch sein Mikrophon an die Lippen hielt.
Das war angewandte Psychologie in herausfordernder Form. Man beschwor damit ein nicht geringes Risiko herauf. Einmal war Skupin äußerst heftig von einem GWA-Agenten angegriffen worden, so daß wir eingreifen mußten, um eine Katastrophe zu verhindern.
Das also war das Mond-Spezialtraining im Sahara-Camp ›Höllentor‹.
»Skupin, ehe ich gehe, breche ich Ihnen sämtliche Knochen.«
Das war die röchelnde Stimme des Mannes, der dicht hinter mir über die Geröllhalde taumelte.
Ich drehte langsam und schwerfällig den Kopf. Skupin sah in mein aufgedunsenes Gesicht hinter den präparierten Klarsichtscheiben des Helmes.
Er grinste breit. Schon manche Drohung dieser Art hatte er gehört, aber keiner hatte sie jemals verwirklicht. Unser Trainer war daran gewöhnt.
»Sehr gut, Miller, sehr gut«, klang seine Stimme in den Lautsprechern auf. »Versuchen Sie es. Jetzt beginnt der schöne Weg, meine Lieben! Stellt euch vor, ihr hättet
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