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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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dicht vor mei­nen Au­gen und in­ner­halb des Hel­mes hing.
    Nur ein kur­z­es, schwa­ches Sum­men klang auf. Der Wi­scher ruck­te ein we­nig, dann blieb er so hart­nä­ckig in der Ru­he­stel­lung, wie schon ei­ni­ge Mi­nu­ten zu­vor.
    Aus! Auch die­se un­schätz­ba­re Hil­fe war aus­ge­fal­len, da die to­tal über­las­te­te Strom­bank nicht mehr mit­mach­te. Die­se Ag­gre­ga­te sind schwer, wenn sie über ei­ne aus­rei­chen­de Ka­pa­zi­tät in den Zel­len ver­fü­gen sol­len. Auf dem Mond mit sei­ner weitaus ge­rin­ge­ren Schwer­kraft wur­den viel stär­ke­re Bän­ke mit­ge­nom­men; aber hier hat­te man uns nicht mehr zu­mu­ten kön­nen.
    Die Spei­cher­bän­ke hat­ten vor­dring­lich die Kli­ma­an­la­gen zu ver­sor­gen. Da mei­ne nun aus­ge­fal­len war, glich ich ei­nem Mann in ei­ner feucht­hei­ßen Te­le­fon­zel­le.
    Mein Kör­per schi­en doch noch Feuch­tig­keits­re­ser­ven zu ha­ben. Es ist eben al­les re­la­tiv. Ich hat­te ge­dacht, die Tor­tur hät­te mir je­den Was­ser­trop­fen ent­zo­gen, zu­mal un­ser mit­ge­führ­ter Vor­rat nur einen hal­b­en Li­ter be­tra­gen hat­te.
    Der Ka­nis­ter faß­te zwar mehr, das war klar. Aber zu Be­ginn des Mar­sches hat­te Sku­pin süf­fi­sant lä­chelnd er­klärt:
    »Not­fall, mei­ne Bra­ven! Ex­tre­mer Not­fall! Stel­len Sie sich vor, Sie müß­ten mit die­sem Vor­rat fünf­und­zwan­zig Mei­len weit auf dem Mond mar­schie­ren. Auf der Ta­ges­sei­te na­tür­lich! Kla­rer Fall. Das Was­ser ist ver­lo­ren­ge­gan­gen, okay? Al­so denn, ihr Lie­ben, wol­len mal se­hen, wie ihr euch be­herr­schen könnt.«
    Das wa­ren die Wor­te un­se­res Trai­ners ge­we­sen. Mein Was­ser war nach ei­ner gu­ten Stun­de un­ter der Sa­ha­ra-Son­ne auf­ge­braucht ge­we­sen. Wat­cher hat­te es nur knapp fünf­zehn Mi­nu­ten aus­ge­hal­ten. Das Saug­mund­stück hing zu ver­füh­re­risch dicht vor den Lip­pen. Nur ein klei­ner Zug, und dann noch ei­ner und noch ei­ner. So fing es an. Wir kann­ten das zur Ge­nü­ge.
    Nun, drei Stun­den spä­ter, schwitz­te ich im­mer noch. Mei­ne Kör­per­feuch­tig­keit wur­de nicht mehr ab­sor­biert. Das war die Höl­le. Der Schweiß brann­te auf der Haut. Lei­se fluch­te ich vor mich hin.
    Sku­pin lach­te nur. Er hat­te einen großen Ka­nis­ter an der Sei­te bau­meln; au­ßer­dem trug er kei­nen Raum­an­zug.
    Das war ein Ef­fekt, den un­se­re Aus­bil­dungs­psy­cho­lo­gen auf das Pro­gramm ge­setzt hat­ten. Man kann den ›ei­ser­nen‹ Wil­len ei­nes Man­nes sehr gut tes­ten, wenn man ihn halb­ver­schmach­tet durch die Wüs­te wan­ken und we­ni­ge Schrit­te einen leicht­be­klei­de­ten Mann mit ge­nü­gend Was­ser ge­hen läßt.
    So et­was kann einen zum Wahn­sinn trei­ben. Je­de Ver­nunft schwin­det. Blind­wü­ti­ger Haß keimt auf. Man will sich ge­walt­sam neh­men, was der an­de­re im Über­fluß be­sitzt.
    Kaum be­zähm­bar wur­de die­ser Drang, wenn Sku­pin den Ka­nis­ter an die Lip­pen setz­te und trank. Man konn­te das im Helm­ge­rät gut hö­ren, da der gna­den­lo­se Schlei­fer noch sein Mi­kro­phon an die Lip­pen hielt.
    Das war an­ge­wand­te Psy­cho­lo­gie in her­aus­for­dern­der Form. Man be­schwor da­mit ein nicht ge­rin­ges Ri­si­ko her­auf. Ein­mal war Sku­pin äu­ßerst hef­tig von ei­nem GWA-Agen­ten an­ge­grif­fen wor­den, so daß wir ein­grei­fen muß­ten, um ei­ne Ka­ta­stro­phe zu ver­hin­dern.
    Das al­so war das Mond-Spe­zi­al­trai­ning im Sa­ha­ra-Camp ›Höl­len­tor‹.
    »Sku­pin, ehe ich ge­he, bre­che ich Ih­nen sämt­li­che Kno­chen.«
    Das war die rö­cheln­de Stim­me des Man­nes, der dicht hin­ter mir über die Ge­röll­hal­de tau­mel­te.
    Ich dreh­te lang­sam und schwer­fäl­lig den Kopf. Sku­pin sah in mein auf­ge­dun­se­nes Ge­sicht hin­ter den prä­pa­ri­er­ten Klar­sichtschei­ben des Hel­mes.
    Er grins­te breit. Schon man­che Dro­hung die­ser Art hat­te er ge­hört, aber kei­ner hat­te sie je­mals ver­wirk­licht. Un­ser Trai­ner war dar­an ge­wöhnt.
    »Sehr gut, Mil­ler, sehr gut«, klang sei­ne Stim­me in den Laut­spre­chern auf. »Ver­su­chen Sie es. Jetzt be­ginnt der schö­ne Weg, mei­ne Lie­ben! Stellt euch vor, ihr hät­tet

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