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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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in­fol­ge­des­sen nicht ver­wun­der­lich, daß die Swit­chin-Ber­ge wie ein von zahl­lo­sen Schrot­schüs­sen zer­narb­ter und durch­sieb­ter Napf­ku­chen aus­sa­hen.
    Über die­sem scharf­kan­ti­gen Cha­os aus to­tem Ge­stein brü­te­te die lang­sam hö­her stei­gen­de Son­ne. Der Mond­tag war an­ge­bro­chen. Das in der lan­gen Nacht aus­ge­kühl­te Ge­stein be­gann sich zu er­wär­men. Hier ent­stand je­ne Höl­le, auf die man uns im Sa­ha­ra-Camp vor­be­rei­tet hat­te.
    Von Sü­den her kehr­ten wir in Rich­tung Al­ba­ra-Sen­kung zu­rück. Ehe je­doch die Schüs­sel auf­tauch­te, lan­de­te Han­ni­bal zwi­schen der­art schrof­fen, spitz­nad­li­gen und zer­klüf­te­ten Fels­mas­sen, daß ich un­se­re letz­te Stun­de na­hen fühl­te.
    Schließ­lich stand die Ma­schi­ne in tiefs­ter Dun­kel­heit in ei­ner Schlucht, die sich in en­gen Win­dun­gen durch die Wild­nis zog.
    Weit über uns glüh­ten die Berg­spit­zen im Licht der Son­ne. Hier un­ten war Nacht. Die Kli­ma­an­la­ge der Raum­an­zü­ge schal­te­te so­fort um.
    In un­se­rer Ka­bi­ne brann­te die schwa­che Not­be­leuch­tung. Drau ßen sah ich nichts. Die na­hen Fels­wän­de wa­ren nur zu erah­nen.
    Lang­sam dreh­te sich der Klei­ne um. Sein stän­di­ges Grin­sen wirk­te ge­küns­telt. Die wäß­ri­gen Au­gen blin­zel­ten im schwa­chen Schein der Ar­ma­tu­ren. Der pri­mi­ti­ve Feu­er­he­bel der rät­sel­haf­ten Waf­fe schi­en un­hör­ba­re Im­pul­se aus­zu­sen­den.
    »Da wä­ren wir«, sag­te er lei­se. »Hat ei­ner von euch ge­se­hen, ob die bei­den Pi­lo­ten da­von­ge­kom­men sind? Teu­fel auch – so hät­te ich mir die Wir­kung des Strahl­schus­ses nicht vor­ge­stellt.«
    Ich fuhr hoch. Mei­ne Lip­pen ver­krampf­ten sich.
    »Wie, du hast das Ding vor­her nicht er­probt?«
    »Be­fehl vom Al­ten. Viel­leicht funk­tio­niert es nur ein­mal. Wer kann das wis­sen. Pro­fes­sor Scheu­ning trau­te sei­nen ei­ge­nen Hän­den nicht. Du mußt dir das Mon­s­trum mal an­se­hen, mein Lie­ber! Da wird dir flau in der Ma­gen­ge­gend. Ge­nau das Ge­gen­teil von den ver­hält­nis­mä­ßig leicht be­greif­ba­ren Hand­waf­fen, die auch nicht zu un­ter­schät­zen sind. Da hat man we­nigs­tens et­was, das wie ein Feu­er­knopf und wie ei­ne Schal­tung für die Quer­schnitts­ver­stel­lung aus­sieht. Es geht auch ganz gut. Mit der Ka­no­ne ist das an­ders. Al­les glat­te Flä­chen und zahl­lo­se An­schlüs­se, die al­le ih­ren Sinn ha­ben mö­gen. Klei­ne Kon­takt­lö­cher, ver­stehst du. Was pas­siert nun, wenn man die Drah­ten­den ins falsche Loch steckt, eh? Mit wel­chen Span­nun­gen ist über­haupt zu ar­bei­ten? Was ha­ben die Er­bau­er die­ser Waf­fe un­ter Elek­tri­zi­tät ver­stan­den? Scheu­ning hat graue Haa­re be­kom­men, das kann ich dir ver­ra­ten. Auf­ma­chen kann man das Ding auch nicht. Das ist MA-Me­tall, wie wir das Zeug ge­nannt ha­ben. Nur ei­ne ato­ma­re Schwei­ßung hilft da; aber geh du mal mit ei­nem Kern­bren­ner an ei­ne Ka­no­ne her­an, in der so et­was wie ein Mi­kro-Fu­si­ons-Re­ak­tor sit­zen muß. Die Kräf­te müs­sen ja ir­gend­wie frei­ge­macht wer­den, und das kann nur durch einen un­heim­lich hoch­wer­ti­gen Kern­pro­zeß pas­sie­ren. Von nichts kommt eben nichts. Oh­ne die ent­spre­chen­den Spe­zi­al­werk­zeu­ge aus ei­nem noch här­te­ren Me­tall läßt sich dar­an we­der et­was schnei­den noch frä­sen oder boh­ren. Schrau­ben sind auch kei­ne vor­han­den. So et­was schei­nen die al­ten Mar­sia­ner gar nicht ge­kannt zu ha­ben. Das Ding ist in der Au­ße­num­hül­lung ent­we­der aus ei­nem Stück oder so phan­tas­tisch in den Näh­ten ge­schweißt, daß man nichts da­von sieht.«
    »Me­tall­durch­leuch­tung?« frag­te ich ge­preßt.
    Er lach­te rauh.
    »Noch nicht ein­mal mit här­tes­ter Gamr­na. Rönt­gen ist aus­sichts­los. Das Zeug hat Mo­le­kül­ver­bin­dun­gen und oben­drein noch ei­ne Atom­struk­tur, daß un­se­ren bes­ten Leu­ten die Au­gen trä­nen. Kön­ner wie Scheu­ning kom­men sieht vor wie die Af­fen­men­schen in der Schalt­zen­tra­le ei­nes Atom­kraft­wer­kes. Ein ganz ver­teu­fel­ter Kram, großer Vor­ge­setz­ter!

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