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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ging noch wei­ter auf­wärts, doch dann bog die selt­sa­me Stra­ße wie­der in die Waa­ge­rech­te ein.
    Tief un­ter uns lag der Bo­den ei­ner ur­al­ten Stadt, die je­doch einen so sau­be­ren Ein­druck mach­te, als wä­re sie eben ge­rei­nigt wor­den. Ob­wohl wir jetzt we­nigs­tens vier­zig Me­ter hoch mit an­stei­gen­der Fahrt an den Wän­den wuch­ti­ger Ge­bäu­de ent­lang­glit­ten, konn­te ich den vor­ge­täusch­ten Him­mel nicht er­ken­nen. Die Kunst­son­nen blen­de­ten so stark, als hin­ge die al­te Sol in ver­klei­ner­ter Form über uns. Die ein­zel­nen Ta­ges­licht­kör­per schie­nen ge­nau auf­ge­teilt zu sein, da sie sich an den Wir­kungs­rän­dern über­la­ger­ten. Um uns war hel­ler Tag. Das ge­fiel mir über­haupt nicht.
    In der Sied­lung Al­ba­ra-Sen­kung gab es sol­che Atom­son­nen nicht. Um et­was an­de­res konn­te es sich nicht han­deln.
    Vor uns tauch­te ein mäch­ti­ger Turm­bau auf, aus dem tie­fes Röh­ren und Brum­men klang. Es wa­ren sta­bi­le Mau­ern, ent­we­der aus Me­tall oder Kunst­stoff. Je­den­falls wa­ren sie ma­kel­los glatt und kei­nes­wegs ver­wit­tert.
    Ei­ne brei­te Spi­ral­bahn um­lief den sich ver­jün­gen­den Turm.
    Ich fühl­te, daß es jetzt al­ler­höchs­te Zeit wur­de. Schon leg­te ich den Fin­ger auf den be­kann­ten Hal­te­schal­ter, als sich die schnel­le Fahrt von selbst mä­ßig­te.
    »Ab­war­ten«, riet Han­ni­bal has­tig. »Erst mal se­hen, wo das Ding hält Der Bau da vorn sieht mir ganz nach ei­nem Kraft­werk aus. Viel­leicht ha­ben wir den Le­bens­nerv der Stadt ge­trof­fen.«
    Ich gab Man­zo ein Zei­chen, da die zehn Mi­nu­ten um wa­ren. Laut rief ich ihm zu:
    »Mit­tei­len, daß der Wa­gen ge­ra­de hält. Um­ge­bung schil­dern. Atom­son­nen nicht ver­ges­sen. Vor uns of­fen­sicht­lich ein Turm­bau, in dem lau­fen­de Ma­schi­nen auf­ge­stellt sind. Lau­fen­de, ver­stan­den? Los schon, gib durch.«
    Wäh­rend er den Blick in sich kehr­te, hiel­ten wir dicht vor ei­ner brei­ten Me­tall­platt­form weit über den Bo­den. Das Ge­bil­de hing frei­schwe­bend in der Luft, als wä­re es schwe­re­los.
    Ob­wohl al­les so zer­brech­lich und ele­gant wirk­te, schi­en es doch sehr sta­bil zu sein.
    Wir blie­ben sit­zen und sa­hen uns ge­gen­sei­tig an. Han­ni­bal zeig­te ei­ne un­na­tür­lich blas­se Na­sen­spit­ze. Er krächz­te un­ter­drückt:
    »Mein lie­ber Freund, erd­ge­bun­de­ne Ein­sät­ze wa­ren ent­schie­den ein­fa­cher. Da wuß­te man we­nigs­tens im äu­ßers­ten Not­fall, wie man sich zu ver­hal­ten hat­te. Wo schießt man aber hin, wenn hier ein Ding mit Fang­ar­men auf­taucht?«
    »Fang nicht an zu phan­ta­sie­ren«, rüg­te ich ihn. »Mrs. Fes­t­a­sa hat Män­ner in glän­zen­den Raum­an­zü­gen ge­se­hen, aber kei­ne Tin­ten­fi­sche mit Fang­ar­men. Selbst wenn sol­che Le­be­we­sen In­tel­li­genz ent­wi­ckel­ten, wä­ren sie wohl kaum fä­hig, Raum­schif­fe und Atom­re­ak­to­ren zu bau­en. Blei­ben wir mal in den Gren­zen der Wahr­schein­lich­keit, ja!«
    »Mel­dung be­stä­tigt«, groll­te hin­ter mir Man­zos Stim­me. »Aus­wer­tung läuft an, Trup­pen­ver­schie­bun­gen in un­auf­fäl­li­ger Form wer­den be­foh­len. Wir sind dicht un­ter dem Bohr­schacht drei mit der dar­in la­gern­den C-Bom­be. Über uns müs­sen we­nigs­tens vier­tau­send Me­ter sta­bi­ler Fels sein.«
    »Dem­nach liegt die Bom­be noch tau­send Me­ter über uns«, über­leg­te ich. »Ob die­se Rie­sen­höh­lun­gen sta­bil ge­nug sind, den un­heim­li­chen Druck und die Tem­pe­ra­tu­ren bei ei­ner Ex­plo­si­on aus­zu­hal­ten? Glau­be ich nicht! Nicht bei zwei­hun­dert Me­ga­ton­nen. Aus­stei­gen, Klei­ner. Nicht ner­vös wer­den. Mir scheint, als wä­ren wir hier völ­lig un­ge­stört. Oder hörst du et­was?«
    Ich dreh­te den Kopf, aber Man­zo ver­nein­te.
    Ent­schie­den lang­sa­mer als ge­plant ver­lie­ßen wir den Wa­gen. Nun war es so weit.
    »Wenn du den Zei­ge­fin­ger nicht ru­hig hältst, sind wir ge­lie­fert«, sag­te ich zu mei­nem bes­ten Freund. Er ver­stand mei­ne Wor­te rich­tig.
     
     

9.
     
    Wir hiel­ten die Ther­mo-Rak-Pis­to­len trotz­dem schuß­be­reit. Man­zo glich ei­nem

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