Überfällig
ging noch weiter aufwärts, doch dann bog die seltsame Straße wieder in die Waagerechte ein.
Tief unter uns lag der Boden einer uralten Stadt, die jedoch einen so sauberen Eindruck machte, als wäre sie eben gereinigt worden. Obwohl wir jetzt wenigstens vierzig Meter hoch mit ansteigender Fahrt an den Wänden wuchtiger Gebäude entlangglitten, konnte ich den vorgetäuschten Himmel nicht erkennen. Die Kunstsonnen blendeten so stark, als hinge die alte Sol in verkleinerter Form über uns. Die einzelnen Tageslichtkörper schienen genau aufgeteilt zu sein, da sie sich an den Wirkungsrändern überlagerten. Um uns war heller Tag. Das gefiel mir überhaupt nicht.
In der Siedlung Albara-Senkung gab es solche Atomsonnen nicht. Um etwas anderes konnte es sich nicht handeln.
Vor uns tauchte ein mächtiger Turmbau auf, aus dem tiefes Röhren und Brummen klang. Es waren stabile Mauern, entweder aus Metall oder Kunststoff. Jedenfalls waren sie makellos glatt und keineswegs verwittert.
Eine breite Spiralbahn umlief den sich verjüngenden Turm.
Ich fühlte, daß es jetzt allerhöchste Zeit wurde. Schon legte ich den Finger auf den bekannten Halteschalter, als sich die schnelle Fahrt von selbst mäßigte.
»Abwarten«, riet Hannibal hastig. »Erst mal sehen, wo das Ding hält Der Bau da vorn sieht mir ganz nach einem Kraftwerk aus. Vielleicht haben wir den Lebensnerv der Stadt getroffen.«
Ich gab Manzo ein Zeichen, da die zehn Minuten um waren. Laut rief ich ihm zu:
»Mitteilen, daß der Wagen gerade hält. Umgebung schildern. Atomsonnen nicht vergessen. Vor uns offensichtlich ein Turmbau, in dem laufende Maschinen aufgestellt sind. Laufende, verstanden? Los schon, gib durch.«
Während er den Blick in sich kehrte, hielten wir dicht vor einer breiten Metallplattform weit über den Boden. Das Gebilde hing freischwebend in der Luft, als wäre es schwerelos.
Obwohl alles so zerbrechlich und elegant wirkte, schien es doch sehr stabil zu sein.
Wir blieben sitzen und sahen uns gegenseitig an. Hannibal zeigte eine unnatürlich blasse Nasenspitze. Er krächzte unterdrückt:
»Mein lieber Freund, erdgebundene Einsätze waren entschieden einfacher. Da wußte man wenigstens im äußersten Notfall, wie man sich zu verhalten hatte. Wo schießt man aber hin, wenn hier ein Ding mit Fangarmen auftaucht?«
»Fang nicht an zu phantasieren«, rügte ich ihn. »Mrs. Festasa hat Männer in glänzenden Raumanzügen gesehen, aber keine Tintenfische mit Fangarmen. Selbst wenn solche Lebewesen Intelligenz entwickelten, wären sie wohl kaum fähig, Raumschiffe und Atomreaktoren zu bauen. Bleiben wir mal in den Grenzen der Wahrscheinlichkeit, ja!«
»Meldung bestätigt«, grollte hinter mir Manzos Stimme. »Auswertung läuft an, Truppenverschiebungen in unauffälliger Form werden befohlen. Wir sind dicht unter dem Bohrschacht drei mit der darin lagernden C-Bombe. Über uns müssen wenigstens viertausend Meter stabiler Fels sein.«
»Demnach liegt die Bombe noch tausend Meter über uns«, überlegte ich. »Ob diese Riesenhöhlungen stabil genug sind, den unheimlichen Druck und die Temperaturen bei einer Explosion auszuhalten? Glaube ich nicht! Nicht bei zweihundert Megatonnen. Aussteigen, Kleiner. Nicht nervös werden. Mir scheint, als wären wir hier völlig ungestört. Oder hörst du etwas?«
Ich drehte den Kopf, aber Manzo verneinte.
Entschieden langsamer als geplant verließen wir den Wagen. Nun war es so weit.
»Wenn du den Zeigefinger nicht ruhig hältst, sind wir geliefert«, sagte ich zu meinem besten Freund. Er verstand meine Worte richtig.
9.
Wir hielten die Thermo-Rak-Pistolen trotzdem schußbereit. Manzo glich einem
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