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Überfällig

Überfällig

Titel: Überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sprung­be­rei­ten Un­ge­heu­er. Sei­ne großen Au­gen glüh­ten.
    Vor uns lag der ge­schwun­ge­ne Ein­gangs zu den obe­ren Stock­wer­ken des Turm­bau­es. Er oder es kam je­doch nicht aus dem Tor, son­dern von oben die Stra­ßen­spi­ra­le her­un­ter.
    Nein, es muß­te ein ›Er‹ sein; ein durch und durch men­schen­ähn­li­ches We­sen in ei­nem me­tal­lisch fun­keln­den Raum­an­zug.
    Wir stan­den in De­ckung der hier ab­stel­len Glei­ter. Sie war nur dürf­tig und diente mehr zur mo­ra­li­schen Stüt­ze denn als wirk­li­cher Schutz. Die Lin­sen wa­ren lei­der zu flach.
    Er schritt so gleich­mä­ßig und ge­las­sen aus, als hät­te er uns gar nicht ge­se­hen. Da­bei war er so über­ra­schend um die Bie­gung ge­kom­men, daß sein Blick un­wei­ger­lich auf uns ge­fal­len sein muß­te.
    Ich hör­te die har­ten, knal­len­den Schrit­te, de­ren Schall sich ir­gend­wo an den Wän­den brach.
    Man­zo be­gann plötz­lich zu stöh­nen. Ein un­be­greif­li­ches Grau­en stand in sei­nen Au­gen. Ich fühl­te je­den Nerv zu­cken. Mei­ne Knö­chel zeich­ne­ten sich deut­lich un­ter den dün­nen Hand­schu­hen des noch ge­öff­ne­ten Rau­n­an­zu­ges ab, so fest preß­ten sich die Fin­ger um den lan­gen Schaft der Waf­fe.
    »Nein, nein, nicht das«, stöhn­te der Mu­tant. Sei­ne ver­krümm­te Hal­tung lo­cker­te sich. »Das kann doch nicht sein. Nein – oh – Nar­ren sind wir, ver­fluch­te Nar­ren.«
    Dann stand er so­gar aus sei­ner De­ckung auf und ging auf schwan­ken­den Säu­len­bei­nen ei­ni­ge Schritt nach vorn.
    »Zu­rück«, for­der­te ich ner­vös. »Du ver­sperrst mir doch das Schuß­feld.«
    Er lach­te, wie ich es noch nie aus sei­nen Mund ge­hört hat­te.
    »Brau­chen Sie nicht, Sir. Dem Ding ver­bie­ge ich sämt­li­che Tei­le mit blo­ßen Hän­den. Es denkt nicht, ver­ste­hen Sie! Es denkt viel zu we­nig, um ein le­ben­des Ge­hirn zu ha­ben. Un­ser po­sitro­ni­sches Ge­dächt­nis konn­te ich auch nicht hö­ren.«
    Da be­gann ich zu ver­ste­hen.
    Stumm und zu­tiefst ge­de­mü­tigt schritt ich hin­ter dem Mu­tan­ten her. Ja, er hat­te recht. Das war ein Ro­bo­ter, ei­ne Ma­schi­ne, die dem Men­schen der­art le­bens­echt nach­ge­bil­det war, daß wir uns aus der Ent­fer­nung so hat­ten täu­schen las­sen. Das al­so wa­ren die ›Män­ner in den glän­zen­den Raum­an­zü­gen‹. Kein Wun­der, daß sie von Mrs. Fes­t­a­sa für Men­schen mit po­lier­ten Ta­ges­sei­ten-Mond­pan­zern ge­hal­ten wor­den wa­ren.
    »Und jetzt?« hör­te ich hin­ter mir die brü­chi­ge Stim­me des Klei­nen. »Der Kerl sieht uns nicht mal an. Für den sind wir gar nicht da. Was macht er denn jetzt?«
    Die phan­tas­ti­sche Ma­schi­ne, das Er­zeug­nis ei­ner vol­len­de­ten Tech­nik, blieb an ei­nem der Glei­ter ste­hen, fuhr aus dem Me­tall­kör­per zwei bieg­sa­me Me­tall­ar­me aus und be­nutz­te sie als All­zweck-Werk­zeu­ge. Die men­schen­ähn­li­chen Ar­me dienten nur als Hilfs­ge­rä­te.
    Nach ei­ni­gen Au­gen­bli­cken klapp­te die obe­re Scha­le des Fahr­zeu­ges zu­rück, und er nahm ei­ni­ge Kon­trol­len an den sicht­bar wer­den­den Schal­tun­gen vor. Das war schnell er­le­digt. Die Klap­pe wur­de wie­der ver­schlos­sen, und gleich dar­auf ging er zum nächs­ten Wa­gen.
    Da­bei kam er so dicht an uns vor­bei, daß er dem sprach­los star­ren­den Zwerg bald auf die Fü­ße trat.
    Ich be­gann hys­te­risch zu la­chen, ge­gen mei­nen Wil­len. Ich kam erst wie­der zu mir, als mir ein Preß­luft­ham­mer ins Ge­sicht don­ner­te.
    Nein, es war nur Man­zos Pran­ke ge­we­sen, mit der er mir – sei­ner Be­haup­tung nach – nur ganz zart die Wan­ge ge­strei­chelt hät­te. Ich sah lus­ti­ge Stern­chen, aber mein An­fall war vor­bei.
    So – al­so Ro­bo­ter hat­ten die all­wis­sen­de GWA an der Na­se her­um­ge­führt. Die Ma­schi­nen schie­nen so vol­len­det zu sein, daß sie sich von selbst kon­trol­lier­ten und er­hiel­ten. Da­her auch der vor­züg­li­che Zu­stand der to­ten Stadt. Sie ta­ten al­les so, wie es ih­nen ein­mal be­foh­len wor­den war.
    Nach al­lem, was ich bis­her an tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen ge­se­hen hat­te, war es für mich ei­ne fest­ste­hen­de Tat­sa­che, daß

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