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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Lebensgefahr, macht uns völlig kaputt: Gunter und mich. Mag ja sein, daß
ihr das aushaltet. Aber wir Elternteile sind nicht so stabil.“
    „Möchte
wissen, Mütterchen“, grinste Tom, „warum du’s wieder nicht geschafft hast — zum
Theater! War wieder ein Notfall, oder hat sich der Rehm verspätet?“
    „Der Rehm
war pünktlich, du Sargnagel“, sagte Gunter. „Aber deine pflichtbewußte Mutter,
der kein Opfer für die Kreaturen (Geschöpfe = Tier und Mensch) zu
groß ist, war in ihrer Praxis unabkömmlich. Ein großer Hund hatte einen kleinen
gebissen, und der wäre fast verblutet — ohne Operation. Jetzt verzichten wir
gern aufs Theater und gehen essen. Griechisch.“
    „Guten
Appetit!“ wünschte Locke. „Wären wir nicht satt bis zur Halskrause, würden wir
uns anschließen.“
    „Wovor uns
der Himmel bewahre“, stöhnte Gunter. „Wozu gebe ich euch Geld? Muß ich euch
auch noch ins Nachtlokal schicken, damit ihr uns verschont. Helga, merkst du,
wie die beiden von der Mafia lernen?“
    Das
Geplänkel wäre noch weitergegangen. Aber im Hause klingelte das Telefon, wie
durch ein Kippfenster deutlich zu hören war.
    Nicki
spitzte die Ohren. Tom zerrte seinen Hausschlüssel aus der Tasche.
    „Bist du
noch da?“ fragte er Helga.
    „Nur, wenn
es ein Notfall ist. Aber es könnte auch Frau Schrader sein. Sie sorgt sich,
weil ihr Sittich während der Tagesschau das Singen einstellt.“
    Tom
marschierte mit Nicki ins Haus. Die drei warteten am Tor. Helga hatte Locke
einen Arm um die Schulter gelegt. Die beiden mochten sich, wie es besser nicht
sein konnte.
    Gunter
spielte mit dem Autoschlüssel und benutzte ihn auch, um in seiner Pfeife
herumzustochern. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Tochter und Freundin; und
die Wärme um sein Herz hatte nichts zu tun mit der Sommernacht, sondern kam
ganz tief aus der Seele.
    Sie hörten,
wie Tom telefonierte, verstanden aber nicht, was er sagte. Gemeldet hatte er
sich harsch wie ein Feldwebel, dann aber seinen freundlichsten Freundschaftston
angeschlagen.
    Jetzt kam
er zurück.
    „War Mike“,
sagte er, „hm, komisch.“
    Mike, der
dritte der Rehms — 19jährig, Abiturient und Eroberer aller Mädchenherzen — saß
vermutlich zu Hause.
    „Du hast
dich schon klarer ausgedrückt“, sagte Gunter. „Was ist — hm, komisch?“
    „Der
Anruf.“ Tom kratzte in seinen blonden Locken, die jedem Versuch, sich frisieren
zu lassen, erfolgreich widerstanden. „Also: Carlo Marano, der Vater von Gina
Marano, hat Kathie angerufen — im Trastevere. Eben zum zweiten Mal. Gina ist
noch nicht zu Hause. Der Papa sorgt sich. Denn Gina muß ja mit dem Rad die
Klenzburger Straße entlang. Das heißt, dort darf sie nicht strampeln, weil dort
die Benzinkutschen rasen und nebenan — im Klenzburger Moos — der Radweg ist.
Schaurige Gegend — jedenfalls zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Kathie
hat Carlo gesagt, daß wir zuletzt mit Gina zusammen waren — vor dem Lokal.
Kathie hat Carlo eure Rufnummer gegeben“, er meinte die Rehmsche, „und Carlo
hat Mike erreicht, der von nichts weiß, sondern — angeblich — fürs Abi paukt.
Immerhin ruft er hier an, denn wir könnten ja hier sein, was wir auch sind.“
    „Wer ist
Gina Marano?“ fragte Helga. „Und wieso muß sie durchs Klenzburger Moos? Da
geht’s doch zur Autobahn.“
    Tom
erklärte die Gründe.
    „Ihr wißt
also nicht, wo Gina ist“, stellte Gunter fest.
    Tom und
Locke verneinten.
    „Ruf Herrn
Marano an!“ sagte Gunter. „Er soll nicht zögern, die Polizei zu verständigen,
falls das Ausbleiben seiner Tochter ungewöhnlich ist. Wir können nichts tun.“
    Locke küßte
Helga auf die Wange, dann ihren Papi.
    Während die
ältere Generation in den Saab stieg und zum Griechen fuhr, ging das jüngere
Pärchen ins Haus.
    Nicki
begrüßte die beiden, als hätte er sie seit Tagen nicht gesehen.
    Tom
blätterte im Telefonbuch wie in einem Vokabelheft und fand schließlich: Carlo
Marano, Klenzburger Straße 248 — die entlegendste Adresse auf dieser Seite der
Stadt.
    Locke
setzte sich neben ihn aufs Telefonbänkchen, und er schlang den Hörer-Arm um
ihre Schultern. Bei aneinandergeschmiegten Köpfen genügte seine Reichweite, um
den Hörer zwischen sie zu halten — so daß beide verstanden.

    „Marano“,
meldete sich eine schweratmende Stimme.
    „Hier
spricht Tom Conradi! Sie wissen, wer ich bin, Herr Marano. Ich bin hier mit
Locke. Leider wissen wir nichts. Als wir uns vor dem Trastevere von

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