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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hals.“ Er wandte sich an den
blonden Sigi. „Du hast mich vorhin angerufen, weil die Kripo hier war. Es ging
um den Roten?“
    Der Kellner
nickte. „Der Dreckskerl hat heute wieder einen Coup gelandet, aber dabei ‘ne
Spur gelegt. Am Tatort, einem Uhrenfachgeschäft in Keppelsdorf, hat er eins
unserer Streichholzbriefchen verloren.“
    Cordones
Augen wurden schmal. „Dann ist er mindestens einmal hier gewesen.“
    „Oh, Chef“,
stöhnte Sigi, „Tausende waren hier. Und die wenigsten kommen wieder. Wir
konnten der Kripo nicht helfen.“
    Cordone
lutschte an der Oberlippe, auf der ein strichdünner Schnurrbart wuchs.
    „Trotzdem.
Vielleicht kommt er wieder. 10 000 Mark Prämie dem, der diesen Hund findet. Wie
haben ihn die Bullen beschrieben?“
    „Die wußten
nur, was die Überfallenen aussagen. Das Übliche: mittelgroßer, kräftiger Typ,
rote Strumpfmaske, Pistole, heisere Stimme. Die Kleidung wechselt. Wir werden
auf jeden Gast achten, der ‘ne heisere Stimme hat.“
    Leonessa
grinste mit fleischlosen Lippen. „Ein ziemlich dürftiger Hinweis. Heiser sind
viele. Ich bin heiser. Enrico hat ‘ne rauhe Stimme. Die Stadt ist voll von
strapazierten Stimmbändern und Typen mit Raucherhusten. Um den Roten zu
erwischen, müssen wir anders Vorgehen. Ich baue darauf, daß er nochmal
versuchen wird, unsere Schutzgelder abzuharken. Dann kaufe ich ihn mir, den
Teufel.“
    „Falls du
nicht abermals zu spät kommst“, sagte Cordone.
    Leonessa
schwieg. Was er dachte, war ihm nicht anzusehen.
    Kurze Zeit
später kam Palena mit dem geldgefüllten Karton zurück.
    Alle
starrten auf die Geldbündel.
    „Ich bin
fair“, sagte Cordone. „Will Carezzo nur vorsichtig sein, oder will er mich
betrügen? Daß ihr“, gemeint waren Sigi und Grottole, „zu uns gehört, weiß er
nicht. Aber er könnte wissen, wie ich schon sagte, was ihr mit euren
K.O.-Tropfen treibt. Vielleicht denkt er, daß es seinen Kopf nicht kostet, wenn
das Geld weg ist, daß es euch aber an den Kragen geht. Denn wem würde ich wohl
glauben, wenn ihr nicht auch meine Leute wärt?“
    „Wie wäre
es, du spielst Katze und Maus mit ihm“, schlug Leonessa vor. „Er ist im
Zugzwang. Morgen sehen wir, was er tut.“
    Cordone
nickte. „Klebt ihm den Schlüssel wieder ans Bein, nehmt sein Geld und werft ihn
dann irgendwo in die Gosse.“
     
    *
     
    Sie
rollerten nebeneinander. Die Straßen waren leer. Laternen klecksten gelbes
Licht in die Sommernacht; und es wäre dem Pärchen nicht im Traum eingefallen,
sich in ein Kino zu hocken.
    Locke hatte
keine Gewissensbisse wegen der Notlüge, meinte sogar, Gunter und auch Helga
hätten sie durchschaut, aber keine Einwände gemacht, wohlwissend, daß es
ohnehin zwecklos war. Abenteuerlust, wie sie in den beiden schäumt, läßt sich
nun mal nicht eindämmen.
    „Mein Papi
versteht mich“, sagte Locke. „Er ist ja genauso. Wäre ich ein Junge, würde er
sämtliche Augen, einschließlich der Hühneraugen, zudrücken. Bei Mike war es so.
Aber einem Mädchen gebührt eben — nur weil es ein Mädchen ist — besondere
Obhut. Das meint alle Welt. Und davon kann sich auch Papi nicht freimachen —
noch dazu als alleinerziehender Vater.“
    Tom
verscheuchte Mücken, die vor seiner Nase tanzten.
    „Mußt aber
zugeben: Als Mädchen bist du stärker gefährdet.“
    „Wie meinst
du das? Sittlich?“
    „Nein. Ganz
allgemein. Du kannst nicht so um dich hauen, wenn dir einer zu nahe kommt.“
    „Deshalb
nehme ich ja dich mit.“
    „Ach so.
Der Leibwächter bin ich. Und ich bildete mir ein, du würdest die Stunden
zählen, die ich fern von dir weile.“
    Sie
lächelte. „Zählst du denn die Stunden?“
    „Die
Stunden? Die Minuten!“ Sein Ton blieb spaßig, obwohl die Behauptung der
Wahrheit entsprach. „Aber ich werde weniger unter Sehnsucht leiden, wenn wir
erstmal unter einem Dach leben.“
    „Himmel,
hilf! Ist das ein Heiratsantrag?“
    „Nö, noch
nicht! Ein bißchen müssen wir noch warten. Ich meine nur, wenn unsere
Elternteile irgendwann mal heiraten, werden wir doch alle zusammenziehen.“
    „Das gibt
was! Die Tierärztin mit der Riesenpraxis und den vielen Notfällen, der
Journalist, der Tag und Nacht unterwegs ist, der Fußball-Libero, der die
Übersicht über seine Freundinnen verliert, sowie Nicki, Mausi und wir.“
    „Vergiß
Mit-Ha nicht. Sie wird für uns kochen.“
    „Wir
brauchen dann mindestens vier Telefone und drei Bäder.“
    „Drei
Bäder?“
    „Eins für
Helga, eins für mich und eins

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