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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auf.
    „Wo...
wo... Ach so! Ja, wo bin ich hier?“
    „Auf einer
Baustelle beim Industriegelände.“
    „Ah, ja!
Erinnere mich. Habe einen Spaziergang gemacht und... bin wohl umgekippt, wie?
Mein... Wagen steht in der Nähe der Friedrichs-Straße. Ist es weit bis
dorthin?“
    „Nö“, sagte
Locke. „Zweimal Umfallen — und Sie sind da.“
    Carezzo
stellte sich auf die Füße. Sein Stirnrunzeln war sogar im Mondlicht zu
erkennen.
    „Heh! Kenne
ich euch nicht?“ Er glotzte Tom an. „Du bist doch der mit dem Köter?“
    „Köter?
Sehen Sie hier vielleicht einen Köter?“
    „Jetzt weiß
ich’s!“ Die Erinnerung machte Carezzo munter. „Im Trastevere hast du deinen
Köter auf mich gehetzt.“
    Auch Toms
Stirn bezog sich mit Runzeln.
    „Erstens,
Sie Freiluftpenner, ist mein Hund ein Klasse-Wauwi und kein Köter. Zweitens
habe ich ihn nicht auf Sie gehetzt. Er verfügt nämlich über Menschenkenntnis,
und Sie wurden unter ferner-liefen eingestuft. Was die Sympathie betrifft.“
    „Trotzdem
Mistköter!“
    „Wenn Sie’s
noch einmal sagen, wird Sie hier, an diesem Fleck, die Morgenröte wachküssen.
Daß Sie solange pennen, mindestens, dafür sorge ich.“
    Carezzo —
damit beschäftigt, den Staub von seinem Anzug zu klopfen — wollte abermals
schimpfen, besann sich aber und zerbiß nur ein paar italienische Flüche
zwischen den Backenzähnen.
    „Dort
geht’s zur Friedrichs-Straße“, meinte Tom hilfreich und wies in die Richtung.
    Dann nahm
er Lockes Hand, und beide gingen zu den Rollern zurück.

9. Der Henker wartet zehn Tage
     
    Irgendwie
fand Carezzo die Friedrichs-Straße. Das Betäubungsmittel kreiste noch in seinem
Blut. Er hatte Beine wie Blei und einen Kopf wie ‘ne Eckkneipe. Nur von Ferne
sandte er einen Blick zur Taifun-Bar.
    Die
Lichtreklame war erloschen. Offenbar glaubten Sigi und Grottole, sie hätten
heute den Reibach gemacht. 6 000 Mark... Na, schön... Für die war das
wohl was. Für ihn nur ein Trinkgeld. Er dachte an das Geld im Schließfach. Daß
ihm der Schlüssel noch an der Wade klebte, davon hatte er sich überzeugt.
    Er
schleppte sich zu seinem Wagen und fuhr ins Zentrum zurück. Den Hauptbahnhof
mied er. Das hatte Zeit.
    Zuhause
schlief er einige Stunden. Als der Sonntagmorgen wolkengraues Licht über die
Stadt goß, stellte er sich minutenlang unter die Dusche.
    Unentwegt
mußte er an das Geld denken. 122 000! Endlich mal ein lohnendes Geschäft. Er
trank seinen Espresso. Plötzlich zogen vor seinem inneren Auge die Gesichter
der Komplicen vorbei: Cordone, Palena, Leonessa...
    Ihm
schauderte. Wenn die Verdacht schöpften, konnte er sich einsargen lassen. Aber,
nein, das war unmöglich. Cordone würde Palena und Leonessa in die Taifun-Bar
schicken. Sigi und Grottole würden auf Knien versichern, daß die Aktentasche
nicht 128 000, sondern nur 6 000 enthalten hatte. Aber wer würde das glauben?
    Er grinste.
Noch einen Espresso mit viel Zucker. Vor dem Spiegel probte er eine
zerknirschte Miene. Dann fuhr er zu Cordone.
    Der
Mafia-Boss hatte sich als Makler getarnt und in der Innenstadt eine Villa
gemietet, wo er hauste und wo auch sein Büro war.
    Carezzo
hoffte, ihn allein anzutreffen. Aber Palena öffnete, nachdem er geläutet hatte.
    „Buon
giorno (Guten Morgen) , Enrico“, grüßte er den Leibwächter.
    Palena
nickte, wedelte mit dem Sandwich, an dem er kaute, und verzog keine Miene.
    Auch
Leonessa war da. Er stand in der geräumigen Diele, die sich Cordone als Hausbar
eingerichtet hatte, grinste mit langen Zähnen und sah aus, als hätte er zum
Frühstück Kinder verspeist.
    „Der Chef
ist schon auf, ja?“
    Leonessa
deutete mit dem Daumen über die Schulter. Carezzo klopfte an die nächste Tür,
hörte eine Stimme und trat ein. Seine Haltung drückte Niedergeschlagenheit aus.
    Cordone saß
am Schreibtisch. Rasierwasserduft füllte den Raum. Ein Radio brabbelte leise.
Nur mit einem Auge blickte der Chef auf. Das andere war auf Zahlenkolonnen
gerichtet.
    „Setz dich,
Giuseppe. Moment, wir können gleich abrechnen.“ Dann schien er die Veränderung
zu bemerken und hob den Kopf. „Wo hast du die Tasche?“
    „Chef,
es... ich... ich habe sie nicht mehr.“
    Cordone
lehnte sich zurück. „Was heißt das?“
    Carezzos
Herz dröhnte wie ein Hammer gegen die Rippen. In diesem Moment hätte er gern
alles ungeschehen gemacht. Plötzlich wurde ihm klar, wie feige er war. Seinen
Verein, die Mafia, zu bestehlen — das erforderte eiserne Nerven. Seine waren
wie Spaghetti

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