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Überfall nach Ladenschluß

Überfall nach Ladenschluß

Titel: Überfall nach Ladenschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Mundwinkel und zog die Lippen auseinander. „Die
drei eben. Zu elegant
    für
Gastarbeiter. Zu protzig für Touristen. Der Wagen hat ein hiesiges Kennzeichen.
Weißt du was, Tom: So stelle ich mir Mitglieder der Mafia vor.“
    „Mafiosi.
Ich habe das gleiche gedacht.“
    „Wäre irre!
Wir forschen nach dem Roten und stoßen auf Mafiosi. Aber ich spinne. Das sind
Wunschträume. Bleiben wir mal mit den Füßen auf dem Boden. Was machen wir
jetzt?“
    „Wen wollen
sie rausschleifen? Warum? Und wohin? Verziehen wir uns ein Stück. Ich glaube,
wir kriegen noch was zu sehen.“
    Sie stiegen
auf ihre Roller, fuhren bis zur nächsten Ecke, bogen in eine dunkle Gasse und
hielten.
    Vor ihnen parkte
ein Wagen. Aber den beachteten sie nicht. Tom lugte um die Hausecke. Vor der
Taifun-Bar rührte sich nichts.
    „Wenn da
was Übles abrollt, Liebling, werden sie ihren Kerl nicht durch den Haupteingang
rausschleifen. Zur Zeit flaniert (bummelt) zwar niemand. Aber es könnte
wer kommen. Die Bar hat doch sicherlich einen Hinterausgang. Vielleicht sehen
wir dort mehr.“
    Jenseits
der Friedrichs-Straße setzte sich die Gasse fort. Das Pärchen fuhr bis zur
Parallel-Straße, die hinter der Taifun-Bar verlief: ein dunkler Schlauch, den
auf einer Seite die Rückfronten einengten, auf der andern die Mauern eines
Industrie-Betriebes.
    Das
Taifun-Bar-Gebäude verfügte über einen Hinterhof. Dort wurde in diesem Moment
ein altersschwacher Motor gestartet. Scheinwerfer blendeten auf. Das Fahrzeug
setzte sich in Bewegung. Es klapperte, ratterte, toste und zeigte ihnen dann
die Rücklichter. Das linke war kaputt.
    „Ein
Pritschenwagen“, sagte Tom. „So alt wie Methusalem (sehr alter Mann). Der hängt uns nicht ab.“
    Sie folgten
ihm. Der Pritschenwagen kroch. Er konnte nicht schneller und fuhr auch nicht
weit. Nach fünf Minuten hielt er an einer Großbaustelle am Rande des
Industriegeländes, wo es jetzt zuging wie in der Silvesternacht am Nordpol. Es
war absolut nichts los.
    Die Scheinwerfer
erloschen.
    Locke und
Tom waren hinter eine Baubude gerollert und hatten Lampen und Motore
ausgeschaltet. Sie peilten zum Pritschenwagen. Die Entfernung betrug mehr als
100 Meter. Aber die Nacht war klar, der Mond ließ sich nicht lumpen, und auch
die Sterne bemühten sich.
    „Es sind
zwei“, sagte Locke.
    Sie lehnte
sich an Tom. Er hatte beide Arme um sie geschlungen.
    „Der Blonde
leuchtet, als hätte er Phosphor im Haar.“
    „Wer weiß.“
Sie kicherte, aber nur ganz leise. Denn der Nachtwind wehte mal hierhin, mal
dorthin. Und er trug die Geräusche mit.
    Sie sahen,
wie die beiden Männer die Heckklappe der Ladepritsche öffneten. Sie zerrten was
Dunkles herunter, schleppten es ein Stück und ließen es neben einem
Zementmischer fallen.

    Die
Heckklappe wurde geschlossen. Beide stiegen ein. Der Pritschenwagen wendete und
rumpelte zurück.
    Locke
zitterte. „Wenn... das ein Mensch ist, den sie da abgeladen haben, Tom, dann...
dann könnte er tot sein.“
    „Hm. Bleib
mal hier. Ich sehe nach.“
    Er rannte
los, stolperte über einen Eimer, fluchte halblaut und sah, als er den
Zementmischer fast erreicht hatte, daß dort tatsächlich jemand lag.
    Den also
hatten sie rausgeschleift. Das war der ,Kerl’.
    Er beugte
sich über die reglose Gestalt. Der Mann lag auf dem Rücken. War er tot? Nein!
Er atmete.
    Toms Augen
hatten sich an das Mondlicht gewöhnt. Verblüfft starrte er auf das feiste
Gesicht.
    Zum Henker!
Das war doch...
    Er richtete
sich auf. „Locke! Kannst kommen...“
    Als sie
neben ihm war, sagte er: „Erkennst du den Typ? Das ist der, den wir im
Trastevere gesehen haben. Der Kassierer der Mafia. Carezzo heißt er, hat Kathie
gesagt.“
    „Tatsächlich!
Du, er regt sich.“
    „Ob er sich
an uns erinnert? Egal! Wir haben ihn zufällig gefunden!“
    „Ich möchte
wissen, Tom, was das zu bedeuten hat. Er gehört zur Mafia. Und die drei Typen
aus dem Straßenkreuzer... Vielleicht ist unsere Vermutung gar nicht so falsch.
Aber warum bringen sie ihren Kumpel nicht nach Hause, wenn er sich sinnlos betrinkt?
Ihn hier abzuladen, ist doch irgendwie roh.“
    „Pst!“
    Carezzo sog
stöhnend die Luft ein. Sein Kopf rollte auf den Schultern. Sie sahen, wie er
die Augen öffnete. Er roch nach Schnaps. Blöde starrte er zum Nachthimmel.
    Tom beugte
sich vor. „Können wir Ihnen helfen? Wir sind über Sie gestolpert. Hier können
Sie nicht liegen bleiben.“
    Carezzo
schob die Zunge aus dem Mund. Langsam richtete er sich

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