Uebergebt sie den Flammen
Das Rot stach in die Augen, langsam trat der Scharfrichter ins Freie, hob sich wie ein Riese. Sofort schwieg das Brodeln, furchtsam wich die Menge zurück. »Was wollt ihr hier?« Der Henker wog jedes Wort. »Hier gibt es nichts zu gaffen. Verschwindet!«
Wendel hatte die Augen weit aufgerissen, die furchtbare Gestalt hatte keinen Platz in ihr, sie sah nur den wulstigen Mund. »Der hat meinen Johann so zugerichtet, der war es«, flüsterte sie.
Ein Speichelstrahl, mit dem roten Ärmel wischte er sich das Kinn. »Niemand wird ausgeliefert. Es gibt keine Hinrichtung. Geht nach Hause. Macht euch an die Arbeit!« Nach seiner Rede stellte er sich breitbeinig hin und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er will ihn für sich. Nein, sie rief sich zurück, nein, er sagt, dass es keine Hinrichtung gibt. »Hast du gehört, Greet. Es ist nicht zu spät, wir sind nicht zu spät gekommen.« Das wollte sie glauben, Wendel sank auf den Klotz, wenigstens, bis das Herz sich etwas beruhigt hatte.
Leise Gespräche lebten auf, doch niemand verließ seinen Platz.
»Was machen die Schmerzen, Kindchen?«
»Beim Sturz hab ich mein Knie angeschlagen, das schmerzt mehr, als der Junge mir in die Seiten treten kann.« Wendel schürzte den Rock, und Greet untersuchte das dick angeschwollene Bein. »Es blutet nicht. Blau wird es werden.«
Raunen, ein Aufatmen ging durch die Menge, alle Gesichter reckten sich zum Haus des Greven.
»Was ist? Hilf mir, schnell.« Wendel kletterte auf den Klotz, fest legte ihr die große Frau den Arm um die Hüfte und hielt sie.
Der Henker war zur Seite getreten. Die Tür stand weit offen, Gerichtsboten erschienen und stellten sich rechts und links zu den aufgepflanzten Spießen, aufrecht folgten zwei Gestalten, die Hände hinter dem Rücken gebunden, mit einer kurzen Halskette waren die Gefangenen aneinandergefesselt.
Wendel sah nur den einen Mann. Hager, die Wangen eingefallen, doch glatt, rotfleckig wie nach einer harten Rasur, er trägt keinen Bart, ging es ihr durch den Kopf, so groß die schwarzen Augen. Greet presste die Hand auf den Mund, sprach, ohne dass Wendel die Worte verstand.
Durchdringend blickte Adolph die gaffende Menge an, bis sie schwieg, und sah zum grauen Himmel. »Lob, Ehre und Dank sei Dir, Vater, dass Du den Tag hast erscheinen lassen, nach dem uns so verlangt hat.«
Einige kicherten, rieben sich die Hände. »Verrückt! Da kriegen wir heute noch was zu sehen.«
Adolph hörte sie nicht, seine mächtige Stimme war voller Inbrunst. »O Herr, sieh herab, denn es ist Zeit!«
Hinter ihnen trat der Greve ins Freie, sein Mantel, der samtbesetzte Hut, die Miene, er war mit der ganzen Würde des Amtes bekleidet, sein Finger drehte eine kurze Pirouette, und die Gefangenen wurden vorwärtsgestoßen.
Fassungslos tastete Wendel nach dem Kopf der Freundin und drückte ihn an ihren Leib. »Was meint er? Niemand wird ausgeliefert, das hat der Henker doch gesagt.«
»Gelogen hat der Kerl. Sie wollen keinen Aufruhr.«
Geübt in Umzügen und Prozessionen formierte sich das Volk, einige liefen voraus, andere drängten sich entlang der Hauswände neben den Gefangenen her, Spottrufe, nur manchmal Worte der Anteilnahme, grob schafften die Gerichtsboten Platz, die Masse zwängte sich hinter Greve, Henker und den Gefesselten durch die Gassen, das Ziel war die Hachtpforte am unteren Ende des Domhofes, der letzte Kerker für die Angeklagten vor der Urteilsverkündung.
So sehr das Herz rannte, Wendel konnte nicht Schritt halten, ihr Bein schmerzte, und das Kind nahm den Atem. Ohren und Augen versuchten, über die Menge hinweg bis zu Adolph und seinem Gefährten zu dringen, es war zu laut, der Blick versperrt.
Nein, der zweite Gefangene darf nicht Fabritius sein. Bitte, Herr, ich flehe zu dir. Warum willst du zwei nehmen für unser Glück? Der eine ist doch schon zu viel! O Johann, wie sollen wir diese Schuld tragen? Was hat Fabritius für dich gewagt, wie tapfer für Adolph gekämpft, er wollte doch siegen, geht er jetzt selbst in Ketten? »Wer ist der andere?« Sie musste Gewissheit haben. Stumm hob Greet die Schultern.
Ein Bettler wandte den Kopf. »Der gleich losgebetet hat, ist dieser Clarenbach. Der junge Kerl heißt Peter, der stammt aus Fliesteden, ein Studentchen«, und fordernd hielt er den Frauen die offene Hand hin. Heftig stieß ihn Greet vor die Brust. »Die Nase schlag ich dir ins Gesicht.« Den Bettler erschreckte sie nicht mit ihrer Kraft. »Egal, egal«, lachte er, »bis die Ketzer
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