Ueberleben als Verpflichtung - den Nazi-Moerdern entkommen
ermöglichen, in Kürze Stolpersteine für 24 der ehemaligen Mitarbeiter der Werkstatt vor ihrem letzten Wohnort verlegen zu lassen. Schulkinder werden die nötigen Recherchen durchführen.
Wir gingen in kurzer Zeit einen langen, nicht immer leichten Weg. Ich bin ein bißchen stolz darauf. Dabei erfreut mich die Tatsache, daß viele junge Leute zu uns kommen, deren Interesse an unserer Ausstellung und deren Neugier, die Wahrheit über die Vergangenheit zu erfahren, erstaunlich und erfreulich groß ist. Es läßt die Hoffnung zu, daß sie verstehen, was unsere Ausstellung ihnen sagen will, und daß sie die Maxime verinnerlichen, nach denen Otto Weidt lebte, nämlich, daß jeder Mensch auf dieser Erde ein Recht auf Leben hat, ganz gleich, welcher Hautfarbe, ganz gleich, welcher Religion, ganz gleich, welcher politischen Bindung.
In diesem Sinne wünsche ich uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit, die auch den heutigen Tag prägen soll.
Endspurt – Überleben in Berlin 1943 – 1945
Man schrieb den 27. März 1945. Die Armeen der westlichen Alliierten und der Sowjetunion stießen unaufhaltsam innerhalb Deutschlands in Richtung Berlin vor. Ihr Sieg über das nationalsozialistische Deutschland war nur noch eine Frage von wenigen Wochen. An jenem 27. März gelang es der Gestapo zum letzten Mal, Juden in Verstecken aufzustöbern und sie – 42 an der Zahl – aus Berlin ins Lager Theresienstadt zu befördern.
Zwei Jahre zuvor hatte der Reichsminister für Propaganda, Joseph Goebbels, Berlin für judenrein erklärt und dies als einen großen Sieg nationalsozialistischer Politik gefeiert. Seinem Tagebuch vertraute er an, daß es Juden gegeben habe, „die uns durch die Hände gewischt sind. Aber wir werden ihrer noch habhaft werden.“ Und tatsächlich – in letzter Minute konnten die Nazis noch einige dieser Menschen dem von ihnen für sie bestimmten Schicksal zuführen.
Der Wendepunkt im von den Nazis angezettelten Krieg war schon Anfang des Jahres 1943 überschritten. Die deutsche Armee hatte in einer der längsten und grausamsten Schlachten um die Stadt Stalingrad eine ihrer folgenschwersten Niederlagen erlitten. Die letzten Soldaten der 6. Armee hatten sich ergeben und waren mit Generalfeldmarschall Paulus den Weg in die sowjetische Gefangenschaft angetreten. Von da an trieben sowjetische Truppen deutsche Soldaten aus ihrem Land dahin zurück, wo sie hergekommen waren. Als Frontbegradigung stellte das Oberkommando der Wehrmacht den um ihre Männer und Söhne bangenden Frauen diese Operation dar.
Zur gleichen Zeit verstärkten die nationalsozialistischen Machthaber die Zahl der Deportationen von Berliner Juden in Richtung Auschwitz. Am 27. Februar 1943 holten sie die noch in der Stadt lebenden Juden ab. Sie holten sie von den Werkbänken, an denen sie zur Herstellung von Munition und Materialien für Hitlers Krieg gezwungen worden waren. Sie holten sie aber auch vor aller Augen der Hausbewohner aus ihren Wohnungen oder griffen sie auf der Straße auf. Für den Transport von über 7.000 Menschen in die Konzentrationslager hatten sie erstaunlicherweise Waggons zur Verfügung, die ihnen zu jener Zeit für den Nachschub ihrer Soldaten an die Front häufig fehlten. Dieser 27. Februar 1943 ist als „ Fabrikaktion “ in den beschämendsten Teil zeitgenössischer deutscher Geschichte eingegangen.
An jenem 27. Februar 1943 endete das Leben und Wirken jüdischer Menschen in dieser Stadt. Von den einst 160.000 Einwohnern jüdischen Glaubens hielten sich nur noch jene in Berlin und Umgebung auf, denen es gelungen war, sich zu verstecken. Ihre genaue Zahl ist unbekannt. Schätzungen zufolge handelte es sich um 7.000 bis 10.000 Menschen, die den Versuch unternahmen, den Nazi-Häschern zu entkommen. Wenige Tage nach der Fabrikaktion , in der Nacht vom 1. zum 2. März 1943, flogen englische Bomberverbände einen der ersten schweren Luftangriffe auf Berlin. Er konzentrierte sich, wohl rein zufällig, auf einen Bezirk, in dem viele Juden ihre Wohnungen hatten. „Die Juden rächen sich“, so flüsterten Berliner einander zu.
„Sie ermorden sie alle.“ Die das unter Tränen sagte, war Emma Gumz. Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie eine Wäscherei mit Heißmangel im Westen Berlins (Knesebeckstr. 17). Der Nachbarsjunge sei auf Heimaturlaub von der Ostfront. Dort habe er gesehen, was sie mit den Juden machen, berichtete die Frau. Der junge Soldat hätte unterschreiben müssen, daß er nicht darüber spricht, was er gesehen habe.
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