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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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»gerade dran« ist. Lässt eine Freundin sich wiederholt zu lange bitten, scheidet sie aus der Runde aus wie ein bröselig gewordener Ziegel, der aus der Mauer fällt.
    Bea kommt natürlich zum Mädelsabend. Sie hat am Vormittag angerufen und das Gespräch mit dem Satz begonnen: »Ich weiß, dass ich dran bin.« Das hat Verena beschwichtigt. Außerdem hat Bea zwei Flaschen Campari mitgebracht. André ist längst weg, er hat heute Abend Männerabend bei Sebi. Im Wohnzimmer lachen bereits die anderen Mädels. Sie quietschen und fiepen wie früher in der Schule, als sie Bea begrüßen, mit dem Unterschied, dass sie sich nun gegenseitig Wangenküsse geben, anstatt auf und ab zu springen. Gehauchte Küsse, bei denen die Arme vorsichtig auf Beas schmalen Schultern abgelegt werden, während die Hände noch ein Glas in der Luft halten. Nur Corinna umarmt Bea richtig. Sie streichelt ihr den Rücken, sagt »Schön, dich zu sehen« in einem Tonfall warm wie Zimtsterne und berührt kurz ihre Wange mit der Rückseite ihres Zeigefingers. Bea lässt es zu, denn Corinna war schon immer etwas anhänglich.
    Manche beugen sich zum niedrigen Tisch und reden dabei mit ihrem Gegenüber auf dem Sofa, den Kopf im Nacken, um ihr auch beim Aufklauben der Knabberei noch in die Augen sehen zu können. Verenas Tisch ist so niedrig wie die Möbel für asiatische Teezeremonien im Schneidersitz, nur leider mit ganz normalen Sofas statt mit Bodenkissen kombiniert. In der silbernen Kompaktanlage, die an der Wohnzimmerwand hängt, laufen selbst gebrannte Mix-CDs der 80er mit ABC, Camouflage, Duran Duran oder Visage. »We fade to grey«, hauchen sie gerade, und zwei Frauen lehnen melancholisch ihre Köpfe an das Terrassenfenster. Verena weiß, was dieses melancholische Terrassenfensterstehen bedeutet. Die Frauen wollen rauchen.
    »Bali???«, ruft Verena ihre Katze und findet sie zwischen den Pflanztöpfen mit den großen Zimmerpalmen. »Komm mal her, Süße, du musst jetzt hier raus.« Sie wuchtet das Tier auf den Arm. Es wiegt mehr als Bea. Die Katze beschwert sich, nach oben gesperrt zu werden, aber die Mädels wollen rauchen, und somit muss die Terrassentür auf, damit André später nicht merkt, wie viele Slim Lines hier abgebrannt wurden. Bea hat schon die Aschenbecher aus dem Versteck geholt, das sie im Gegensatz zu André kennt. Verena mischt Campari Orange in Gläser und trägt die orange Wonne auf einem Tablett zwischen die Mädels.
    »Unsere Heldinnen!«, rufen sie.
    Verena und Bea sind wieder vereint, ein Quell der Freude füreinander. Corinna schaut Verena beim Schlürfen des Camparis mit ihren türkisblauen Augen an, ohne einmal zu blinzeln.
    Merke ➙ Mädels bemerken nicht, wenn eine der ihren sich längst in das gleiche Geschlecht verliebt hat. Sie nehmen die Männerflaute im Leben ihrer Freundin als »corinnatypisch« hin und raten ihr, den burschikosen Matrosenschnitt aufzugeben und ihr glänzend schwarzes Haar wieder wachsen zu lassen.
    Die offene Terrassentür entlässt blauen Dunst in die angebrochene Nacht, begleitet vom rhythmischen Pumpen Depeche Modes. Ein paar Mädels tanzen, wie sie es in der »Das sehe ich gar nicht ein«-Lebensphase tun: Sie bleiben auf der Stelle, nur der Körper schlängelt sich, der Kopf ist leicht nach links unten geneigt, die Augen halb geschlossen, die Lippen singen das Lied der Jugend mit. Die Arme sind dabei vom Körper abgespreizt. Einer nach schräg unten, die Zigarette haltend, einer schrankengerade, mit dem Glas zwischen den Fingern.
    Nach ein paar Liedern setzen sich wieder alle, seufzen zufrieden und beginnen die Klage über ihre Männer, die bei jedem Mädelsabend sein muss. Heute mit der Folge: Sie wollen nicht reisen.
    »Mit Peer kannst du gar nicht wegfahren. Der nimmt sein iPad mit und beantwortet fünf Stunden am Tag die Post.«
    »Jochen versteckt sich hinter seiner Angst vorm Fliegen.«
    »Und André will immer nur an die Nordsee.«
    Die Mädels schütteln den Kopf und stoßen an auf ihr Leid. Die Gefangenschaft mit Raum-Zeit-beschränkten Männern. Nur Corinna beteiligt sich nicht an der Lästerei. Sie hat das Mischen der Drinks übernommen und bemüht sich, bei der Übergabe der Gläser Beas und Verenas Finger länger als nötig zu berühren. Sie bemerken es nicht. Denken sich nichts dabei. Corinna fragt sich, wie deutlich sie noch werden muss. Sie wechselt die CD und legt ihren Mix ein. Er stellt einen entschiedenen Kontrapunkt zu den hedonistischen Männerbands dar. Skunk Anansie,

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