Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)
Wechselmantel, den man so rum oder so rum tragen kann. Wobei man auf der indischen Seite dann eher das indische Muster trägt.«
Bea beugt sich zum Tisch und drückt ihre Zigarette aus.
»Also auf keinen Fall zwei Paar Schuhe?«
»Nein. Die Nordsee ist ja auch Teil des Atlantiks und man nennt sie Nordsee dort, wo sie an die Nordseeküste grenzt. Zu sagen, an der Küste von Indien brande das Arabische Meer, wäre dann so, wie zu sagen, dass an der Westküste Frankreichs die Nordsee liegt, weil sie zum selben Ozean gehört wie Borkum und Sylt.«
Verena grinst.
Sie ist so zufrieden wie Angela Merkel, als sie damals gegen Gerhard Schröder siegte, der nach der Auszählung immer noch behauptete, sie würde niemals dieses Land regieren. Ihre Mutter hätte jetzt gesagt: »Kind, ich sehe es dir an, das ist für dich wieder ein innerer Reichsparteitag.« Aber Verena sagt so was natürlich nicht.
Verena bedankt sich: »Wir stehen in Ihrer Schuld, Professor Wiener. Ich werde so frei sein, Ihnen ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk zu senden. Ich schicke es an Ihr Büro an der Uni.«
Der Professor lacht wie über ein paar verrückte Kinder: »Feiern Sie noch schön.«
»Sie auch.«
Verena legt auf.
Bea steht auf und holt ihre Jacke.
Die Mädels prüfen die Gleichmäßigkeit der Raufasertapete. Corinna weiß nicht, zu wem sie halten soll. Allerdings … Verena hat recht, traut sich, um Mitternacht am Wochenende einen Professor zu stören und hat keine rissigen Regenwurmlippen.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, sagt Verena, doch Bea steht schon angezogen in der Tür.
»Die Damen …«
»Ach, Bibi, komm schon«, beschwichtigen die Mädels.
»Ein Professor«, sagt Verena. »Gib doch einfach zu, dass du dich vertan hast. Ein einziges Mal.«
Bea sieht Verena an, von Kopf bis Fuß, als frage sie sich, was sie eigentlich an ihrer besten Freundin findet.
»Du hast drei Wochen nicht angerufen«, setzt Verena nach, nun gar nicht mehr so souverän. Nicht mehr innerer Reichsparteitag, sondern eher 7. Mai. »Und warst dran damit, dich zu melden!«
Bea sagt nichts mehr und verschwindet wie ein schmaler Schatten in der Nacht, direkt hinaus aus der Terrassentür.
Die Mädels bleiben sitzen, während die Nachtluft von der Terrasse traurig durch die Ritzen fegt.
In Kiel mischt sich der Professor wieder unter seine Gästeschar.
Verena seufzt und fragt, ob sie den Mädels noch etwas Gutes tun kann.
Corinna wüsste ganz genau was, sagt es aber nicht, hebt ihr Glas und skipt zu Track sieben auf ihrer mitgebrachten CD. »I Kissed A Girl« von Kate Perry.
Verena versteht es nicht.
Sie trauert jetzt schon Bea hinterher.
Jetzt ist sie zwar dran und kann sie anrufen, aber Bea wird sie schmoren lassen und den AB vorschicken, den Verena dann vollspricht, während Bea lauschend daneben sitzt und sich die Zigarette zwischen die Regenwurmlippen steckt.
André wird Verena raten, einfach bei Bea vorbeizufahren, eine Pulle Campari und zwei, drei Bollywood-DVDs im Gepäck. Dann würde schon alles gut.
Männer!
Die stellen sich die Welt so einfach vor …
•Der Mädelsabend
Alkoholpegel: ★ ★
Drama: ★ ★ ★ ★ ★
Erotik: ★ ★ ★
Spaß: ★ ★ ★
Was man erwartet
Sex. Nach ausreichend vielen Gläsern Campari Orange und einigen wohl platzierten Liedern für Insiderinnen werden Bea und Verena spätnachts als letzte übrig bleiben und sich endlich dazu bekennen, dass sie es schon längst mal miteinander und vor allem mit Corinna ausprobieren wollten. André kommt schließlich erst Sonntagmittag wieder.
Was tatsächlich passiert
Streit. Im fundamentalistisch ausgefochtenen Kampf um Recht und Fakten wird ein unschuldiger norddeutscher Professor angerufen, dessen Antwort Bea aus dem Haus treibt und Corinna die Chance zerstört, dass heute wenigstens noch mit Verena etwas läuft.
Was man tun sollte
Sich belehren lassen, wenn man unrecht hat. Sich das Belehren verkneifen, wenn man recht hat. Gemeinsam mit Corinna in die Kiste steigen und mal schauen, was sich statt eines Streits Schöneres aus dem femininen Feuer machen lässt.
Typischer Song
»I Kissed A Girl« von Kate Perry
Typisches Getränk
Campari Orange
Die Hausparty
Die Hausparty ist das Fest der Fremden. Eine Feier der umfassenden Verfügbarkeit von Bier, Knabberkram und Raum. Eine Besetzung des Anwesens. Ungünstig ist nur, dass mancher Keller dunkle Geheimnisse birgt …
Wenn es keine Hauspartys gäbe, wäre Paul vollständig obdachlos. So
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