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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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europäischen Halloweengebäckmarkt bleibt allerdings, wie die Kinder vor der Türe reagieren.
    »Meinst du, es kommt hier draußen am Ende der Straße überhaupt jemand vorbei?«, fragt Alice.
    »Mhmmmm … gut«, antwortet Frank, auf ihrem Köpfchen brummend.
    »Was ist das denn für eine Antwort? Hmmm … gut?«
    »Es war gut, wie du gerade eben die Frage gestellt hast. Das passte perfekt zum Twilight -Raum. So leise und nachdenklich. Wie, wenn Kristen Stewart ätherisch in die Stille philosophiert.«
    »Du bist doch nur rattig auf unseren Vampirsex heute Nacht.«
    Jetzt schnurrt Frank nicht mehr auf dem Köpfchen, sondern er grinst. Die beiden haben sich vorgenommen, wenn alle Gäste weg sind, Edward und Bella zu spielen. Er freut sich schon darauf, ständig »Bella, wir dürfen das nicht …« zu hauchen, während sie langsam immer begieriger ineinanderschmelzen. Halloween bringt der Beziehung Würze.
    »Na ja«, sagt Alice, »wenigstens die Annabelle wird irgendwann mit ihrem Papa klingeln.«
    Frank brummt bestätigend.
    Annabelle ist Alices kleine Nichte und ihr Ein und Alles. Fast wie eine Ersatztochter, da sie beide noch keine Kinder haben. Alice’ Bruder Frederik zieht mit ihr heute durch das Viertel, es ist das erste Halloween für die Sechsjährige. Frederik musste seine Frau lange überreden, es zu erlauben, »da viele Leute sich heute ganz fürchterliche, fürchterliche Tricks« ausdächten, aber Alice beruhigte ihn, dass sie, sobald er mit ihr vor der Tür stände, die Abgeknipsten Finger © beiseitelassen würden. Niemals würde Alice der zarten Seele von Klein-Annabelle solche Wunden zufügen.
    Merke ➙ Ein echter Abgeknipster Finger © aus Marzipan kann schädigender auf Kinderseelen wirken als ein falscher abgeknipster Finger aus einem Horrorfilm.
    Die Tür springt auf und aus dem Wohnzimmer schwappt eine laute Woge »Pictures Of You« von The Cure in den Raum. Simon steht im Rahmen. Er hat sich als Gärtner verkleidet, mit Strohhut, Pfeife, einer blutbespritzten Schürze und der Rosenschere in der Hand, mit welcher er angeblich die Abgeknipsten Finger © produziert.
    »Wann kommen denn bei euch endlich die Kinder zum Erschrecken?«
    Frank dreht sich um und hält die Handfläche Richtung Teppich: »Gemach, gemach, du Ungeduldiger.«
    »Da oben, eine Straße höher, sind sie schon.«
    Simon kommt zu ihnen ans Fenster und deutet über den unbebauten grünen Hügel auf die Häuser der nächsten Spielstraße. Eine Gruppe kleiner Hexen und Trolle zieht dort entlang und klingelt an einer Tür. Niemand öffnet. Die Kleinen klingeln noch mal, sie rufen und drohen, doch das Haus bleibt still. Einer der Trolle greift in seinen Sack, holt einen Beutel heraus und pfeffert ihn mit voller Wucht gegen die Küchenfensterscheibe. Ein blauer Fleck zeichnet sich ab. Zwei Hexen krallen ihre Hände in einen Hängeblumentopf, der vom Giebel neben der Tür baumelt, und reißen ihn aus der Verankerung.
    »Die haben Farbbeutel dabei«, sagt Simon, »wie Demonstranten.«
    »Ach, du liebe Zeit«, sagt Alice, »die randalieren ja richtig, wenn keiner aufmacht.«
    Frank mahnt: »Pssst. Ihr müsst im Twilight -Zimmer ruhiger sprechen.«
    Simon ignoriert es, öffnet das Fenster und ruft: »Hier unten, Kinder! Kommt hierher. Hier leben Menschen, die sogar wollen , dass ihr klingelt!!!«
    Aber sie hören es nicht. Boshaft wie kleine Schattenrisse zwischen Mondlicht und Laterne zucken sie durch die Nacht davon, in die falsche Richtung, weiter in die höhergelegene Parallelstraße hinein. Als sie eine Minute lang weg sind, geht im Obergeschoss des Hauses das Licht an, und ein Mann in Bademantel stapft die Treppe hinab an die Tür. Er findet seinen Blumentopf zerbrochen vor der Treppe und das Küchenfenster farbverschmiert wie sonst nur ein Politikergesicht.
    »O mein Gott«, haucht Alice, »seht doch, er war die ganze Zeit zu Hause.« Sie sagt es so, als hätte man dem armen Mann im Erdgeschoss die Familie abgeschlachtet, während er oben mit dem Kopfhörer in der Wanne lag.
    »Super«, sagt Frank, »das war jetzt wieder die richtige Betonung für den Twilight -Raum. Als hättest du den Satz in Zeitlupe in ein Vakuum gesprochen.«
    Alice schüttelt ihr süßes Köpfchen. Sie freut sich auf den Sex mit Edward, aber diesen Klangfetischismus nimmt Frank dann doch ein bisschen zu ernst.
    Vor der Tür geschieht nichts. Kein Kind verirrt sich in den Wendehammer.
    »Das haben wir nämlich jetzt von unserer ruhigen Lage«, bellt Alice im

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