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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Wohnzimmer gegen die diskothekengleiche Lautstärke an, welche die Party hier angenommen hat. Ihre zwei Dutzend Gäste tanzen begeistert zum alten Trockennebeldüsterkracher »Temple Of Love« von den Sisters Of Mercy. Die Plastikspinnen wippen in den dichten Dekorationsnetzen, die Frank entlang der Oberkante der großen Bibliothek zwischen den dort aufgeschraubten Regallampen gespannt hat. Das Zeug ist verdammt widerstandsfähig. Die halbe Zimmerpalme blieb darin hängen, als er es an ihr entlang auf der kleinen Leiter nach oben hob.
    Ein Gast beugt sich mit einem Glas in der Hand neben dem Hausbesitzerpärchen zum Wohnzimmertisch und tunkt die Kelle kraftvoll in die Glubschaugenbowle. Sie ist der Hit der Party, obwohl sie viel einfacher war als die Abgeknipsten Finger ©, und die Kunstfertigkeit, sie herzustellen, zu gering für eine Markenanmeldung ist. Weißweinschorle mit Kirschlikör mischen und einen halben Zentner halb ausgehöhlte Litschis hineinschmeißen kann schließlich jeder. Aber es knallt …
    Der Gast schwankt, als er die Bowle in sein Glas schaufelt. Ein Auge entkommt, plumpst über den Rand des Tisches auf den Wohnzimmerteppich und rollt unter das Sofa. Der Gast – ein miserabel geschminkter Freddy Krueger im roten Ringelpulli, der zu faul war, sich Klingen an die Finger zu kleben und stattdessen auf Strohhalme auswich – rollt mit den Augen und lacht. Dann torkelt er mit dem halb vollen Glas, die Zeilen der barmherzigen Schwestern grölend, in die tanzende Menge auf dem schwedischen Laminat.
    »Wer war das überhaupt?«, fragt Alice.
    »Ulrich aus der Buchhaltung«, antwortet Frank, »von der Arbeit.«
    Alice nickt. In der Anlage folgen nun Depeche Mode. »People Are People«. Ulrich aus der Buchhaltung aka Freddy Krueger mit Strohhalmen rastet völlig aus. Weißweinschorlekirschblutspritzer landen auf dem Regal. Auf der Terrasse wirft ein Torkelnder einen Zigarettenstummel in den Teich, den die herbeigeschwommenen Goldfischkolosse augenblicklich verspeisen. Frank und Alice bemerken es nicht.
    Simon eilt hinzu.
    »Die Kundschaft bleibt aus! Keine Kinder an der Haustür. Kein einziges seit Anbruch der Dunkelheit! Das kann doch nicht wahr sein! Würde ich einen Stand mit frischem Lebertran auf dem Wochenmarkt aufmachen, hätte ich mehr Kundschaft. Und oben, da oben laufen sie, eine Straße drüber. Und keiner macht ihnen auf. Dem armen Bademantelmann haben sie gerade die Tomatenstauden ausgerissen.«
    »Dann geh doch rauf und hol sie …«, sagt Frank.
    »Nein«, empört sich Simon, »das verbietet die Ehre. Der Bauer vom Kartoffelstand verlässt auch nicht sein Angebot und zerrt dem Kollegen die Kunden von seinem Tisch weg. Man muss sie anlocken, nicht entführen.«
    Simon legt nachdenklich den Finger an sein spitzes Kinn. Mit der linken Hand greift er sich derweil ein Auge aus der Bowle, steckt es in den Mund, kaut das glitschige Ding durch und hat eine Idee, als es runtergeschluckt ist.
    »Fackeln. Habt ihr Gartenfackeln da? Mit Lampenöl?«
    »In der Garage«, sagt Frank.
    Die Männer gehen nach draußen, und Simon staunt nicht schlecht, als sich das Tor vor ihm wie von Geisterhand öffnet, auf einen Knopfdruck des Schlüssels in Franks Hand.
    »Soso«, kommentiert Simon in seiner Psychogärtnerkluft, »nun hat der Herr also schon eine Garagenautomatik. Da dauert es nicht mehr lange, bis das Haar grau wird.« Simon huscht hinein und inspiziert das Innere der Garage, sehr genau, als suche er mehr als bloß Gartenfackeln. Das Auto steht draußen auf dem Parkplatz im Wendehammer.
    Einen Augenblick später stecken fünf Fackeln im Blühpflanzenstreifen vor Franks und Alices Haus. Außerdem rennt Simon – soweit es ihm seine Marktschreierehre erlaubt – an den Fuß des Hügels und winkt den Kids dort oben mit den Fackeln wie ein Flugzeugeinweiser dem Kapitän auf der Landebahn mit den gelben Signalstangen. Sie bemerken es nicht. Stattdessen reißen sie – schwarz umrissen vor dem blauen Licht des Mondes – dem Bademantelmann die Radieschen aus dem Garten.
    »Er versucht immer wieder von Neuem zu baden«, sagt Alice in ihrem leisen, traurigen Bella-Tonfall, und Frank findet es schade, dass sie den Satz nicht im schallisolierten Zimmer gesprochen hat.
    Simon kommt mit den Fackeln zurück und steckt sie neben die anderen in die Erde. Das Lampenöl riecht nach Zitrone, denn es dient im Sommer dazu, die Mücken zu vertreiben.
    Merke ➙ An Halloween klingeln die Kinder grundsätzlich bei den Leuten,

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