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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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sich her. Petra achtet auf Seitengassen, die sind wichtig in Grand Theft Auto . Doch auch in Grand Jeck Auto geschehen darin seltsame Dinge. Die jungen Männer mit dem Einkaufswagen sind als Krankenpfleger verkleidet und haben eine riesige Spaßspritze dabei. Sie ziehen damit das Bier aus den geöffneten Flaschen im Kasten auf und spritzen es sich dann gegenseitig mit solch einer Wucht ins Gesicht, dass der ganze Kopf im Schaum verschwindet. Ihr Anführer hat trotz der kühlen Februartemperaturen einen nackten Oberkörper, der geformt ist wie der Torso von Poseidon. Glitzernd läuft der Schaum an den Muskeln des zwanzigjährigen Bürschchens herunter. Petra beobachtet es hypnotisiert. Dann trifft sich ihr Blick für einen Moment mit dem des jungen Mannes.
    Wiebke rüttelt an ihr.
    »Du musst auch mal rufen!«, sagt sie, und es prasseln wieder Kamellen auf sie herunter. Vor einer Kneipe steht ein Dutzend Eingeborener und schmettert aus voller Kehle ein Stimmungslied: »Läv d’r Tünnes un d’r Schäl, nüngzehnhundert Johr wehs do nit, leeve Kääl. Stell die Fläsch op d’r Desch, noch han mer jet en d’r Täsch, dobei d’r kölsche Klaaf! Alaaf! Alaaf! Alaaf!«
    »Alaaaaaaaaaaaaaaf!«, krakeelt Wiebke zurück und stupst Petra an: »Regel Nummer sieben des neuen Kölschen Grundgesetzes: Man muss unter offenem Himmel krakeelen! Das tut gut!«
    Petra winkt ab: »Ich krakeele nicht.«
    »Doch. Mach mal. Alaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaf!«
    »Nein, ich will nicht!«
    »Was willst du denn?«
    Petra überlegt: »Ich will einem Kind die Kamellen klauen.«
    »Was?«
    »Ja, Open-World-Game. Alles ist erlaubt, oder? Ich will einem Kind die Kamellen klauen!« Petra schaut sich um. In der Menge am Straßenrand steht ein kleiner Junge, der sich als Spiderman verkleidet hat. Sinnend schaut er in seine geöffnete Stofftasche mit der Beute des Tages. Petra schleicht sich an ihn heran, reißt ihm den Beutel aus den Händen und läuft davon. Der Junge weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Dann fängt er an zu heulen, aber das Geräusch wird nach einer halben Sekunde von der Pauke einer vorbeiziehenden Kapelle abgeschnitten.
    Wiebke folgt Petra um ein paar Ecken. Dann bleiben sie japsend stehen und sehen sich an.
    »Du hast einen kleinen Jungen bestohlen.«
    »Grand Jeck Auto«, sagt Petra.
    Mit Geräuschen wie im Seehundbecken des Kölner Zoos schwankt eine Gruppe älterer Männer mit Walrossschnauzbärten vorbei, wie sie fast nur noch in Köln getragen werden. Einer der Herren bleibt stehen, bittet seinen Kumpel, das leere Kölschglas zu halten, hebt die Hände und wringt sich so viel Schaum aus dem Schnauzer, dass daraus ein neues Kölsch wird.
    Petra schüttelt sich.
    Wiebke sagt: »Das ist die andere Art des Kölschen Refill.«
    Was sagt die Wissenschaft? ➙ »Der klassische Kölner Walrossschnauzer, wie ihn etwa die Musiker der Höhner tragen«, erklärt Professor Klaus Kahlenberg vom Institut für Kölsche Konzeptforschung (IfKK) in Königsdorf, »bemisst sich nach der sogenannten Reissdorf-Skala, dem Fassungsvermögen in Einheiten von 0,2 Litern Kölsch. Als optimal gilt ein Walrossschnauzer, wenn er fähig ist, mindestens eine Reissdorf-Einheit vollständig einzulagern und jederzeit als Notration zum Auswringen verfügbar zu machen.«
    »Gibt es eigentlich auch einen anderen Karneval als den Kölner?«, fragt Petra Wiebke durch den Lärm.
    Bevor diese antworten kann, macht es Rumms! und eine große Packung Merci landet auf dem Stehtisch einer Kneipe am Straßenrand und fegt Petra ein paar Gläser direkt vor die Füße. Alles splittert. Der unablässige Kamellehagel prasselt zwischen die Köpfe. Petra geht das fürchterlich auf die Nerven. Ständig hat sie das Gefühl, sich ducken zu müssen. Und dann werfen sie auch noch mit Schokoladegebinden, die so groß sind wie Küchenbrettchen. Die nächste Ladung Merci trifft sie am Hinterkopf.
    »Au!«
    Sie schnauft, hebt das Teil vom Boden auf und wirft es, angetrieben von mittlerweile vierzehn Kölsch in der Blutbahn, mit voller Wucht wie einen Diskus in Richtung des Festwagens zurück, von dem es geflogen kam. Sie trifft den Mann darauf genau an der Schläfe. In Sekunden geht er zu Boden. Niemand hat gesehen, dass der Wurf von ihr kam.
    »Der Poldi ist getroffen!«, schreit ein Mann. »Anschlag auf den Poldi!« Die Menge gerät in Tumult.
    Wiebke schaut zum Wagen und wird bleich: »Hast du eben Lukas Podolski mit einer Pralinenschachtel niedergestreckt?«
    »Wen?«
    Petra interessiert

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