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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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eine Kostümparty. »Man kann sich nicht nicht verkleiden«, betont Prof. Dr. Ilsebill Ilsö vom Institut für intelligente Inszenierungsstrategien (IfiI) in Ilfeld-Wiegersdorf. »Durch unser Äußeres treffen wir grundsätzlich eine Aussage.«
    Um 6:30 Uhr steht Kilian wieder am Spind. Der Rum liegt unangetastet, die Cola ist längst in seinem Leib, zusammen mit sechs Bechern Kaffee und zwei Dosen Red Bull. Eigentlich würde er sich jetzt umziehen, Helm wieder auf, Weste wieder an. Er hat Party-Outfits für dreißig verschiedene Samstage zu Hause, und bevor er in die U-Bahn stiege, würde er sich am Kiosk sein Feierabend-Bier kaufen, das man sonntagmorgens zwischen all den Party-Heimkehrern so unauffällig trinken kann und das ihn zugleich für ein paar Minuten zu einem von ihnen macht und nicht zu einem, der arbeitet, während die anderen feiern.
    Eigentlich …
    Eigentlich ist das doch Schwachsinn, denkt er aber nun, den Lippenstift von Hildegard noch auf der Wange. Er hat sich schließlich selbst ausgesucht, nachts um drei Bettpfannen zu leeren, während Florian Silbereisen wahrscheinlich um diese Zeit Sekt aus dem Bauchnabel der Produktionsassistentin schlürft. Er mag die Art und Weise, wie er seine Nächte herumbringt. Und, verdammt noch mal, das dürfen auch alle sehen! So schließt er den Schrank, bleibt, wie er ist, kauft sich am Kiosk Malzbier statt Pils und steigt in weißer Pflegekluft samt Gummischlappen in die U-Bahn.
    Nach zwei Stationen steigt ein Mädchen mit Pandabär-Ohren-Kapuze ein. Hinter ihr: der Rillenbrillenmann und sein Kumpel, der einen Edding aus der Tasche zieht und einer Frau, die für Jobs im Callcenter wirbt, einen Hitlerbart malt. Er schafft genau die Hälfte, dann döst er weg. Die Shutter Shades seines Kollegen sind heute mal hellblau.
    Kilian fühlt sich gut. Das ist also sein Coming-out. Nun sehen alle, was er wirklich nachts macht.
    Der Rillenbrillenmann erkennt ihn, nimmt das Gestell ab, weitet die Augen, schaut auf Kilians Kluft, schaut auf das Malzbier. Dann hebt er seine Bierflasche und sagt: »Stoß an, du alte Sau!«
    Kilian ist verwirrt, hebt aber die Flasche. Die Rillenbrille grinst und offenbart eine Zahnlücke wie Jürgen Vogel.
    »Hast heute Nacht Doktorspiele gemacht, wa? Kleine Fetischparty, hm? Geile Schwestern mit weißen Lackröckchen? Das gibt’s doch jetzt neu da in diesem Club …« – er tritt einem Kumpel, der gegenüber in den Sitz gesunken ist, vor den Fuß – »… ey, Keule, wie hieß das noch, diese versaute Party da?«
    Keule öffnet die bereits verklebten Augen und sagt: »Needs & Needles.«
    Die Rillenbrille nickt und strahlt Kilian an: »Ja, genau. Die servieren da die Drinks in Infusionsbeuteln. Gibt’s auch als Vampirvariante mit Blutkonserven. Und dann schön den Ladys in den Nacken beißen. Du alte Sau, du!«
    Kilian sucht nach Ironie in den Worten des Mannes, aber der meint das ernst. Der denkt wirklich, Kilians Altenpflegerkluft sei das Relikt einer Fetischparty.
    »Nach so einer Sexorgie bräuchte ich auch Malz statt Pils«, lacht die Rillenbrille.
    Kilian widerspricht ihm nicht.
    Die Rillenbrille würde ihm sowieso nicht glauben.
    Daheim fällt er, in Klamotten, aufs Bett. Stolz, wieder eine Nacht durchgemacht zu haben.
    •Die Hin- und Rückwegparty
    Alkoholpegel: ★ ★ ★
    Drama: ★
    Erotik: ★ ★
    Spaß: ★ ★ ★ ★
    Was man erwartet
    Sex. Der coole Typ, der jeden Samstagabend und jeden Sonntagmorgen in einem anderen Outfit die U-Bahn betritt, muss die krasseste Party-Sau der gesamten Hauptstadt sein. Und jedes Mal hat er die Spuren von Sexorgien an seinem Körper.
    Was tatsächlich passiert
    Der coole Typ simuliert und hat in Wirklichkeit die Knutschflecken von einer Rentnerin im Pflegeheim an der Wange, in dem er sich die Nächte in seinem Wunschberuf um die Ohren haut.
    Was man tun sollte
    Dazu stehen, wo und wie man die Nacht durchmacht. Gelassen bleiben, wenn das jemand sogar trotz öffentlich ausgestellter Berufskluft nicht begreift, weil er statt eines Bretts vorm Kopf Shutter Shades vor den Augen hat.
    Typischer Song
    »Du hast bei mir a Busserl guat« von Florian Silbereisen
    Typisches Getränk
    Pott Rum (ungeöffnet)

Der Junggesellinnenabschied
    Ja, wie?
    Ob ich meinen Junggesellinnenabschied nicht noch feiern möchte?
    So richtig schön mit all den Mädels und einem gemieteten Cop mit Sixpack und verspiegelter Sonnenbrille, der vor uns tanzt, sich auszieht und mit den Handschellen vor meiner Nase herumwedelt?

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