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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Scheiße«, meckert die junge Frau und stapft durch die automatische Schiebetür in die Oktoberkälte.
    »Was die sich immer denken, oder?«, sagt die Kassiererin zu ihrer Kollegin, die in aller Ruhe Eintrittschips nach Farben sortiert.
    »Als ob wir uns hier im Bad nicht um Anderes zu kümmern hätten.«
    An der Scheibe hinter ihr sinkt der Gast quietschend zu Boden.
    Die junge Frau im weißen Bademantel schafft es bis zur Ampel. Dann rafft die Herbstkälte auch sie dahin. Lautlos plumpst sie zu Boden wie ein weißer flauschiger Fleck in der Schwärze der Nacht.
    •Die Schaumparty
    Alkoholpegel: ★ ★
    Drama: ★ ★ ★
    Erotik: ★ ★ ★
    Spaß: ★ ★
    Was man erwartet
    Sex. Nach vier Stunden exzessivem Tanzen und Feiern im glitzernden Schaum des Wellenbeckens verschwindet man mit Anouar in der dunklen Drachenhöhle und zerfließt gemeinsam ineinander.
    Was tatsächlich passiert
    Ohnmacht. Die Geruchsnerven zersetzen sich auf dem Weg zur Drachenhöhle in Rekordtempo, bis es zum Kollaps kommt und man auf einer kalten, ledernen Liege im grellen Licht des Sanitäterzimmers neben einem Mann mit Fußpilz im Gesicht wieder erwacht.
    Was man tun sollte
    Anouar nach zwei, drei Tracks des DJs und einer Menge auf den Brüsten verteilten Schaums so schnell wie möglich ins Solebecken an die frische Luft zerren und dort bis zum nächsten Morgen heimlich in der Salzgrotte verbleiben.
    Typischer Song
    »Titanium« von David Guetta
    Typisches Getränk
    Namenloser neongelber Cocktail

Das Dorfplatzfegen
    Das Dorfplatzfegen ist das Fest der Schmach. Eine Feier der öffentlichen Demütigung und der Gaudi. Eine Begegnung von Mann und Mutter. Ungünstig ist nur, dass selbst die Peinlichkeit unerwartete Erregung produziert …
    »Hubi! Viel Glück morgen!«
    Frisör Mertens steht in der Tür seines kleinen Salons und drückt symbolisch die Daumen, die Schere im Gürtel und die Augenlider jovial runtergeklappt. Hubi zieht einen Karren mit zwei Kästen Bier, einer Kiste Sekt und zwei Stangen Plastikbechern vom Supermarkt heim. Der Proviant für seine eigene, morgige Schmach. Alle im Dorf wissen davon, denn Hubi hängt als laminiertes DIN-A4-Plakat an jedem Laternenmast und jeder Ulme. Ein peinliches Foto, das unvorteilhafteste, das seine Freunde finden konnten. Er sieht darauf aus wie ein sturzbetrunkener Oliver Welke, der gerade die Pocken hinter sich hat. Darunter stehen Hubi wird 30! und der Termin fürs öffentliche Dorfplatzfegen, ein Ereignis für die ganze Familie. Wie Hubi gehört hat, hängen die Plakate bis rauf zum Rasthof an der Autobahn. Neulich, als Stau war und die PKWs sich zur Umgehung durchs Dorf schoben, sirrte in einem Audi das Fenster herunter und der Fahrer erkannte ihn, als er gerade im Garten das Unkraut rupfte. »Hubi! Viel Glück!«, rief er hinüber, und wären seine Arme lang genug gewesen, hätte er sich aus dem Fenster gelehnt und ihm auf die Schulter geklopft. Sogar in einer Bauernschaft ganz am Ende des Landkreises soll ein Hubi wird 30! -Schild gesichtet worden sein, versteckt zwischen Kornbrennerei und Baumschule.
    Merke ➙ Wer in der Großstadt schon mit dreißig heiratet, gilt als neuer Spießer und macht sich des Rückfalls in altdeutsche Verhältnisse schuldig. In Berlin ist das Heiraten vor dem dreißigsten Lebensjahr sogar behördlich verboten. In Köln ist es nur erlaubt, wenn es sich um ein gleichgeschlechtliches Paar handelt. Auf dem Land ist es umgekehrt. Wer hier bis zum Dreißigsten noch nicht geheiratet hat, wird zur Strafe öffentlich gedemütigt.
    Da liegen sie auf dem Bett, die Kleidungsstücke, die Hubi gleich überstreifen wird. Vor der Haustür unten krakeelen schon die Freunde und stoßen an. Alle Ausgänge sind bewacht. Hubi steht in Boxershorts vor der schwarzen Reizwäsche. Er seufzt, zieht sich die Netzstrümpfe über die behaarten Beine und schließt die ersten BH-Häkchen seines Lebens am eigenen Leib. Der BH hat ein Fell aus schwarzen Fransen, und die künstlichen Brüste, mit denen er ihn ausstopft, sind die größten, die die Freunde bekommen konnten. Hubi wird jetzt schon rot, unbeobachtet in seinem Zimmer, immerhin passt die Gesichtsfarbe zur Perücke, die er auch noch aufzusetzen hat. Er steigt in den Minirock. Fehlt nur noch die Stola. Er will sie sich gerade um den Hals werfen, da poltert seine Mutter durch die Tür. Sie hält eine dünne Halskette in ihrer Hand und legt sie ihm trotz Gegenwehr an.
    »Die hat die Tante Gertrud schon getragen«, sagt sie, und

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