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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Junggesellenabschied.
    »Ich bin für Amsterdam«, wirft Jörg ein, froh über seine verwegene Idee. »Da stehen die Nutten in den Schaufenstern genau um den Kirchplatz herum.«
    Ulf seufzt.
    »Ich will eigentlich gar keinen Junggesellenabschied.«
    » Eigentlich nicht heißt bei dir ›Ja!‹«, sagt Alexander. Er schließt hinter seiner randlosen Brille halb die Augen und lässt seine Stimme ein wenig kratzen. Ganz so, als habe er seiner Sekretärin wieder mal etwas doppelt erklären müssen. Seit sieben Jahren ist er nun schon Arzt, denkt Ulf. Wie die Zeit vergeht …
    Boris reicht noch eine Runde Bierflaschen herum. Er ist der Maulfaule aus der Gruppe, kommentiert die Lage aber mit einem T-Shirt. Ein Paar ist darauf zu sehen, als Cartoonfiguren, eingerahmt von einem Quadrat mit abgerundeten Ecken. Sie: Hochzeitskleid, Brautstrauß, Mundwinkel nach oben. Er: Anzug, Erstarrung, Mundwinkel nach unten. Darunter der Slogan: GAME OVER.
    Die Männer stoßen an.
    Neben dem Tisch liegt Lawrence auf dem Teppich, die Bourdeauxdogge des Hauses. Ihr faltig zufriedenes Gesicht erinnert an Keith Richards.
    Jörg sagt: »Ulf! Der Junggesellenabschied ist die letzte echte Party deines Lebens! Da muss was passieren.«
    Er steht auf und malt Bilder in die Luft, seine Flasche schwenkend.
    »Wir sollten aufwachen in einem Hotelzimmer mit einem Puma im Badezimmer. Das Bettgestell hängt draußen über einer Laterne, und du trägst ein Plastikband aus dem Krankenhaus ums Handgelenk. Oder besser noch: einen Schlauch in der Nase. Ja, und in der Schublade schreit ein Säugling.«
    »Das Leben ist kein Hangover «, brummt Ulf.
    Er baut gerade für seine Verlobte das Haus fertig, in dem die Männer sitzen. Es geht schleppend voran. Streng genommen ist der Tisch das Einzige, was bislang fertig ist.
    Jörg beugt sich zu Ulf über das Holz und sagt mit zitterndem Ziegenbart: »Wenn du so weitermachst, wirst du einsam sterben.«
    »Nicht einsam«, sagt Ulf. »Nur ungestört.«
    Merke ➙ Wenn die besten Kumpels über den Junggesellenabschied in Anwesenheit des Junggesellen reden, kann das zweierlei bedeuten. Entweder es wird schlimmer, als er es befürchtet, oder sie sind einfach nicht gern zu Hause.
    »So, guckt euch das hier an!«
    Alexander dreht den Laptop auf Ulfs altem Esstisch herum. Auf dem Bildschirm prangt in rosa Schrift vor einer dunkelblauen Mustertapete das Wort Pascha . Ulfs Verlobte wirft eine Etage höher den Warmwasserboiler der Dusche an und lässt das Hausfragment erzittern. Der Arzt schiebt seinen Kopf koboldig hinter dem Monitor hervor und kichert wie ein Junge. In seinen Brillengläsern spiegeln sich die halb nackten Damen, die vor den Türen auf dem Hotelflur sitzen.
    »Du willst in den Puff?«, fragt Jörg. Er tut so, als halte er den Vorschlag ernsthaft für erwägenswert. Als sei es eben das, was man auf einem Junggesellenabschied so macht, auch wenn man Arzt ist und eine Frau mit zwei Kindern hat. Oder, wie Jörg, eine feste Freundin.
    Der Doktor zitiert die Homepage: »Über hundert Damen auf sieben Etagen. Sex schon ab dreißig Euro. Die haben Themenzimmer, Ulf! Arztpraxis, Darkroom, Dominastudio …«
    Jörg lacht und hebt die Flasche. »Guck mal, Ulf«, sagt er und zeigt auf den Bildschirm. »In dem Puff liest sogar Tommy Jaud aus seinem neuen Roman. Wie schlimm kann schon ein Puff sein, in dem Lesungen veranstaltet werden?«
    »Klick mal auf Pascha Club 11. Etage «, brummt Boris, und Alexander öffnet das Bild eines kleinen, runden Whirlpools mit Kerzen, um den herum sich die nackten Frauen wie böse Evas ohne Schlangen ranken.
    Alexander zitiert den Text: »Der Gast findet hier zu jeder Zeit eine große Auswahl an Markenspirituosen und internationalen, tabulosen Spitzenmodellen vor. Erotisches Beisammensein geht nahtlos in Wellness und freizügige Sexabenteuer über.« Er lässt die Zunge über seine Lippen fahren.
    Ulf schaut zur Decke, als könne seine Verlobte durch den Duschwannenboden mit Röntgenblick erspähen, was seine Freunde hier unten treiben: »Ich sagte doch: Ich will eigentlich keinen Junggesellenabschied.«
    »Da war es wieder, das eigentlich! «, sagt Alexander.
    » Eigentlich heißt: Wann geht’s endlich los zu den tabulosen Spitzenmodellen?«, sagt Jörg.
    »Genau so ist das, guck!«, deutet Alexander mit seinem langen Chirurgenfinger am Klappbildschirm vorbei auf Ulf. »Man sieht schon förmlich die Lust in seinem Gesicht. Er will die Orgie. Er will sie! Ja!«
    Ulf steht auf, stellt seine

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