Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)
ich vernehme ein lautes Furzen. Dann nimmt er wieder eine komfortablere Stellung ein, sieht mich ausdruckslos an. Ich nicke. Ein erquickender Wohlgeruch steigt in aller Fülle der warmen Luft zu mir auf. Gibbel lehnt sich über das Geländer und stützt sich auf den Ellenbogen. Sein Blick durchdringt die Gegend.
Er sieht gen Himmel,
dann auf mich,
pustet Rauch in mein Gesicht
und meine Augen werden tränenvoll.
Ich lege meine Hand auf seine und sage: »Klopstock!« Gibbel wendet den Blick zu mir, zieht die Augenbrauen zusammen und sagt: »Hä, wat?!«
Ein Tropfen Schweiß rinnt seine linke Wange hinunter und verschwindet in seinem schwarzen Bart. Juristen und Literatur, denke ich.
»Ich sagte: ›Ostblock‹, Gibbel. Ist hier wie im Ostblock …«
Gibbel nickt, und während meine schweißnasse Hand noch auf der seinigen ruht, hören wir hinter uns eine laute Stimme: »Geht los jetzt!«
Dann etwas leiser: »Boah, bin ich nervös, Leute …«
•Der Männerabend
Alkoholpegel: ★ ★ ★
Drama: ★
Erotik: ★
Spaß: ★ ★ ★ ★ ★
Was man erwartet
Nichts. Nicht mal von der Nationalmannschaft. Das ist ja das Schöne.
Was tatsächlich passiert
Nichts. Nicht mal bei der Nationalmannschaft. Das ist ja das Schöne.
Was man tun sollte
Immer alles so lassen, wie es ist. Und Sebi neue Vorhänge schenken, bevor seine Mutter das tut.
Typischer Song
»Einigkeit und Recht und Freiheit« von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Typisches Getränk
Knibbelbier
Der 13. Geburtstag
Der 13. Geburtstag ist das Fest des Eintritts in die Pubertät. Eine Feier der ersten eigenen Schritte und der erwachenden Liebe. Ein unvergessliches Erlebnis. Ungünstig ist nur, dass die Emotionen brandgefährlich sind …
»Hier«, sagt Holger und tippt auf das hellblaue Prospekt. » Feuchter Spaß zwischen Wellenbad und Wasserrutsche. Für bis zu dreißig Kinder. Das ist das Erlebnisbad drüben in Hamm. Die machen auch Schaumpartys für Erwachsene. Na ja, was man so Erwachsene nennt. Aber vor allem, Sandra, Kindergeburtstage. Wasserrutsche, Wellenbad – darauf stehen die doch auch noch mit dreizehn!«
Holger redet und redet, aber Sandra bleibt hart. Sie verfasst bereits die Einkaufsliste für Kuchen, Nudeln, Würste und Backofenpommes.
»Holger, wir richten Kiras Geburtstag hier aus, in unserem Haus. Und später am Abend, nach dem Unterhaltungsprogramm, gehen wir beide zu den Nachbarn und lassen die Kids alleine übernachten. So läuft das, wenn man dreizehn wird. Das wichtigste Geschenk, das wir unserer Tochter machen können, ist Vertrauen.«
»Es ist totaler Wahnsinn, Teenager nachts alleine zu lassen!«
»Dreizehn ist ein Einschnitt, Holger. Ein feuchter Spaß zwischen Wellenbad und Wasserrutsche ist zu kindlich für diesen Anlass.«
»Sandra, wenn wir Mädchen und Jungs ohne Aufsicht gemeinsam übernachten lassen, dann wird das der feuchte Spaß.«
»Sie sind dreizehn, Holger!«
»Ach, in dem Fall ist dreizehn wieder kindlich, oder was?«
Holger wirft seinen Oberkörper nach hinten, legt die Hände auf den Hinterkopf und lässt sie dann wieder nach vorn schießen, als hätte er einen schweren Medizinball geworfen: »Weißt du, was die Jungs seit Beginn des Schuljahrs machen? Was jetzt die neueste Mode ist, Sandra? Abrammeln!«
Sandra runzelt sachte die Stirn. Viel zu sachte, findet Holger.
»Sandra? Hörst du mich? Abrammeln ist die neue Sitte unter Dreizehnjährigen. Weißt du, was das ist?«
Sandra seufzt: »Die Jungs stellen sich hinter die Mädchen und reiben ihren Unterleib spielerisch an deren Hose. Meistens berühren sie sie dabei nicht einmal. Sie machen nur die Geste und lachen dabei dreckig.«
»Und du willst diese Jungs hier bei uns auf die Mädchen loslassen? Auf meine Tochter?«
» Unsere Tochter, Holger.«
Holger schnauft. Er fühlt sich alt, obwohl er nicht mal vierzig ist. Die Jugend von heute ist völlig entfesselt. Neulich hat er am Körper einer Fünfzehnjährigen ein T-Shirt des Rappers Bushido gesehen, auf dem für Gang Bang geworben wird.
»Wir haben früher Wahrheit oder Pflicht gespielt, Sandra. Weißt du, was unsere Tochter heute spielt? Wahrheit, Pflicht, Konsum. Konsum bedeutet: Man darf sich eine von drei Optionen aussuchen, wenn man dran ist. Und eine der drei Optionen ist immer, mit jemandem herumzufummeln. Du weißt, dass unsere Kleine in Julian verliebt ist. Dann weißt du auch, was sie bei Konsum wählen wird …«
»Du musst lernen loszulassen, Holger.«
»Ich
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