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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Jahren um 300 Prozent gesteigert ist. »Schon eine einzige Nudel wirkt auf den Stoffwechsel eines jungen Teenagers so aufputschend wie beim Erwachsenen eine Tasse Kaffee.« Junge Teenager mit Bergen von Spaghetti zu füttern gleiche somit dem Nasenbüfett eines erwachsenen Bankers, der für seine Gäste klopapierbreite Linien von Koks auf seinem Glastisch ausgebreitet hat.
    Dustin mag sein Geschenk nicht, das auf dem Teller gelegen hat. Dustin ist das absolute Gegenteil von Julian. Kantig und böse, mit schwarzem Haar und schwarzen Augen. Ein Junge wie ein Gebüsch aus einem Gruselfilm. Wenn Julian Justin Bieber ist, ist Dustin Marilyn Manson. Manson plärrt und tobt. Er tritt gegen die Wand und zerrt an einer Türklinke. Womöglich war er es auch, der im Bad auf die Klobrille geschissen hat.
    Kira singt schon das dritte gemeinsame Lied mit Julian und lässt ihre eigenen Gäste nicht mitspielen. Sie sieht Julian bei jedem Refrain an, als seien die beiden schon jetzt ein Popduo, das bald in Begleitung von RTL auf den Malediven seine Hochzeit feiert. Als sie das vierte Lied anfangen, springt Cheyenne vom Sofa, reißt ihr das Mikro aus der Hand und klopft ihr mit der Spitze kraftvoll aufs Jochbein. Holgers Tochter geht blutend zu Boden. Julian schubst Cheyenne zur Seite. Sie stolpert rückwärts gegen Dustin, der ins Straucheln gerät und sich an der Türklinke festhält. Da diese von seinem Gezerre zuvor ermüdet ist, rutscht sie vom Stift, und der Junge fällt mit Schwung gegen Holger, der herbeigeeilt ist, weil er seine Tochter weinen hörte. Er fällt gemeinsam mit dem Jungen ins Bücherregal, dessen Bretter sich sofort lösen. Der Buchbestand der Familie regnet auf den Mann und den Teenager nieder. Die Bretter klappern, als zöge man einen Baumstamm über die Sprossenwand in der Turnhalle. Holger schiebt den Jungen und die sieben Bände Harry Potter von seiner Brust. Dustin gräbt sich seinerseits aus den Büchern. Sandra stürzt herbei und führt derweil ihre Tochter ins Badezimmer, um ihre Platzwunde zu begutachten. »Alles halb so wild, Schatz«, beruhigt sie Kira in beunruhigtem Tonfall.
    Holger rappelt sich auf und folgt Tochter und Frau ins Bad. Sandra hockt dort mit Kira auf dem Boden und presst ihr ein Kühlkissen an die Braue. Sie hebt es kurz an, damit Holger das Ausmaß der Tochterbeschädigung sieht. Es scheint nichts gebrochen zu sein, aber das Gesicht der Kleinen sieht aus, als sei ihr eine Feldmaus unter die Haut über dem rechten Auge gekrochen.
    Holger ist bereit, mit Kira gemeinsam alttestamentarische Rache an Cheyenne zu üben, doch seine Tochter sieht ihn an und sagt: »Papa, meinst du, die anderen sind böse auf mich?«
    Holger stutzt.
    »Wie, böse auf dich? Du wurdest doch gerade gehauen.«
    »Aber nur, weil ich sie nicht habe mitspielen lassen. Ich will nicht, dass sie jetzt gehen oder so! Ich muss doch beliebt bleiben!«
    Sie springt auf, lässt ihre Eltern auf den Flauschvorlegern im Bad sitzen, rennt in ihr Zimmer und greift sich ein paar Tierfiguren aus ihrer Schleich -Sammlung. Dustin bekommt einen Schäferhund und Cheyenne einen kleinen Adler.
    Holger erreicht mit Sandra die Tür und versteht die Welt nicht mehr.
    »Lass sie …«, flüstert Sandra, »das müssen sie unter sich ausmachen. Darum geht es ab jetzt in ihrem Leben. Dass sie lernen, es unter sich auszumachen.«
    Holger protestiert: »Aber das ist ja so, als würden uns die Niederländer bombardieren und dann fährt Frau Merkel rüber zu Herrn Rutte und schenkt ihm als Entschuldigung dafür, dass er uns zerschossen hat, fürs Erste schon mal den gesamten Kreis Aachen!«
    Dustin und Cheyenne nehmen die Tierchen an. Die Party geht weiter. Ein Junge schnappt sich ein Buch aus dem Regalhaufen und steckt es unter seinen Pullover.
    Merke ➙ Der 13. Geburtstag bewegt sich in Wellen. Kehrt kurzfristig Ruhe ein, ist es lediglich die Ruhe vor dem Sturm.
    »So, Kinder!«, ruft Sandra um 21 Uhr ins Wohnzimmer. Die größeren Klumpen Erde, die aus den Sohlen gefallen sind, haben mittlerweile bunte Gesichter bekommen. Ein paar Kids haben Augen, Nasen und Münder aus M&M’s hineingedrückt. An der Tapete neben dem Fernseher klebt ein Muffin, der als Wurfgeschoss verwendet wurde.
    »Wir gehen jetzt rüber zu den Nachbarn. Das Haus gehört euch. Macht euch eine schöne Nacht und lasst es stehen, ja?«
    Kira stürmt herbei und umarmt ihre Mutter, bis sie bemerkt, dass zu viel Enthusiasmus uncool ist. Schnell schnappen ihre Arme wieder

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