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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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die er heimlich einschaltet. Dirk arbeitet mit ihnen jeden Tag. Er hat Stress unter der Woche, und jetzt strahlt er und lacht, zappelt sich einen ab zu Rednex, die Arne auf dem Trödelmarkt exakt 25 Cent gekostet haben. Dirk ist nun ein freier Mensch, denkt Arne. Unter dem fröhlichen Winken des Kolosses mischt er als Nächstes »What Is Love« von Haddaway hinter die Hillbillies.
    •Die 90er-Jahre-Party
    Alkoholpegel: ★ ★
    Drama: ★ ★
    Erotik: ★
    Spaß: ★ ★ ★ ★ ★
    Was man erwartet
    Treue. Nachdem man selber sämtliche Überzeugungen und Prinzipien der Vergangenheit abgeworfen hat, baut man auf den letzten konsequenten Koloss, der unbeirrt seiner Wege geht.
    Was tatsächlich passiert
    Verrat. Selbst der letzte Koloss der Konsequenz tanzt plötzlich freiwillig zu Rednex und hat Spaß mit dem, was er damals bekämpfte. Mit anderen Worten: Er ist nun auch ein freier Mann. Und das gönnt man ihm dann doch.
    Was man tun sollte
    Die Lebensphase mit offenen Armen empfangen, in der man Whigfield direkt nach Weezer hören kann, weil einem danach ist. Und weil man verstanden hat, dass die Dinge mit der Weltveränderung nicht so einfach liegen.
    Typischer Song
    »Hyper! Hyper!« / »Smells Like Teen Spirit« von Scooter feat. Nirvana
    Typisches Getränk
    Prosecco für die Ladys

Der Männerabend
    Ein Gastbeitrag von Tobias Keller
    Der Männerabend ist ein Fest der Geselligkeit. Eine Feier des unkomplizierten Beisammenseins und gemeinsamen Fieberns. Ein Genuss der wortkargen Wonne. Ungünstig ist nur, dass man vor dem Anpfiff so unruhig ist …
    Es ist wie immer so kurz vor wichtigen Spielen. Wir sitzen zu viert bei Sebi, Schenkel an Schenkel auf der leicht abgeriebenen Ledercouch. Bei mir zu Hause macht Verena ihren Mädelsabend. Das heißt, sie wird sich spätestens ab zwölf wieder mit Bea zerstreiten und danach wochenlang jammern, dass sie sich nicht meldet. Mit Sebi ist es da unkomplizierter. Er hat einen ziemlich großen Fernseher.
    Auf dem Tisch stehen sechs halb volle und zwölf leere Flaschen Bier. Ich fokussiere das Etikett. Original Rezeptur seit 1887 , steht da. Die Seiten sind abgeknibbelt, die Fetzen liegen in vielen kleinen Kügelchen zwischen den Zigarettenpackungen und den vier Flaschenöffnern. Ich lehne mich leicht nach vorne. Die Couch knarrt. Dann picke ich mit meinem Zeigefinger auf ein Knübbelchen, sodass es kleben bleibt und schnippe es mit dem Daumen auf den Teppich. Alle sehen mich an. Ich schaue kurz in jedes Augenpaar, und ihre Köpfe schwenken wieder zum Fernseher. Erleichtert lehne ich mich zurück und sehe, wie Sebi noch einmal kurz zu mir herüberblickt. Sein Brustkorb wölbt sich nach vorn, Rauch stößt aus seinem Mund, und er sagt: »Boah, bin ich nervös, Leute.«
    Gibbel leckt sich über die Lippen und nickt langsam. Ich wende meinen Blick von Gibbel ab und schaue erneut auf das Etikett. Original Rezeptur seit 1887 , lese ich. Die anderen rühren sich nicht, ich vernehme nur aus dem Augenwinkel, wie Ben vor sich hin nickt. Wahrscheinlich eine verspätete Reaktion auf Sebis Aussage. Ich greife nach der Flasche vor mir und weiß nicht, ob es meine ist. Sie fühlt sich kalt an und schwer. Gibbel tut es mir gleich, setzt aber ebenfalls noch nicht zum Schluck an. Ich drehe den Kopf nach rechts, schaue in seine Augen, er in meine. Dann blickt er herunter auf das Etikett seiner Flasche. Er beginnt mit dem Daumen langsam darüber zu reiben und zieht mit dem Nagel des Zeigefingers einen Streifen quer über dem Schriftzug ab, knubbelt ihn mit Daumen und Zeigefinger zu einem Bällchen und schnippst es auf den Tisch. Sein Haaransatz ist feucht, und er wischt einen Tropfen an seinem Hals mit der linken Handfläche weg. Erst jetzt atme ich den Rauch von Sebis Zigarette ein. Mein Hals brennt, und ich merke, dass ich noch immer die Flasche in der Hand halte, ohne getrunken zu haben. Ich setze an. Es schmeckt bitter und schon etwas schal, unterdrückt aber ein Husten. Stattdessen hustet Gibbel. Alle sehen ihn an, und Sebi fragt: »Alles klar?« Gibbel nickt und ich nicke auch. Ich weiß nicht warum. Dann nickt Sebi.
    »Kerl, gleich geht’s los …«, vernehme ich aus seiner Richtung. Gibbel und ich nicken wieder. Ben auch. Dann nickt Sebi und dreht seinen Kopf zurück zum Fernseher. Währenddessen reibe ich meine Hände aneinander und spüre Feuchtigkeit. Wische sie an der Hose ab, doch sie bleiben feucht. Ich wische noch einmal. Man hört das Reiben an meiner Jeans, und ich gerate

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