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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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muss erst lernen loszulassen, wenn unsere Tochter mit einundzwanzig Jahren nach Adelaide auswandern möchte, weil sie sich in einen Australier verliebt hat! Und auch nur dann, wenn dieser Australier eine Farm besitzt, die größer ist als Texas. Oder einen fünfzigprozentigen Anteil an Quicksilver hat, die mit den Schnellfähren die Leute zum Tauchen aufs Great Barrier Reef rausfahren. Eines sag ich dir nämlich, Sandra: Mit einem erfolglosen Straußenzüchter lasse ich unsere Tochter nicht nach Australien ziehen!«
    Sandra steht vom Wohnzimmertisch auf, legt die Arme um Holgers Hüfte, schaut ihm mit dem Hochzeitsnachterinnerungsblick in die Augen und sagt: »Alles wird gut. Wir bereiten es vernünftig vor, packen die Katzen aufs Dach und scheuchen die Kids von Nachmittag bis Abend. Glaub mir: Nach dem Vollprogramm mit Schnitzeljagd, bergeweise Essen und einem Turnier in Singstar werden die paar, die zum Übernachten bleiben, müde und friedlich sein.«
    Holger seufzt.
    Müde und friedlich …
    Er weiß nicht, ob er sich auf solch naive Hoffnungen verlassen soll.
    Merke ➙ Der 13. Geburtstag ist der Moment, an dem sich der »Kindergeburtstag«, den die Eltern bislang kannten, in einen Teenager-Geburtstag verwandelt. Nur, dass die Teenager immer noch Kinder sind. Kinder mit Hormonschüben … und dem Stoffwechsel eines Kolibris.
    »Jetzt haben wir auch die dritte gefunden!«, ruft Julian, als er mit seinem blonden Schopf und den blauen Augen durch die Hintertür die große Küche betritt, die anderen Kids im Schlepptau. Er hält die kleine Schatzkiste in die Luft. Schwarze Erdkrumen kleben noch daran. Seine Fingernägel sind dreckig. Sonst ist alles an ihm perfekt. Er sieht aus wie der vierzehnjährige Justin Bieber. Holgers Tochter Kira sieht ihn verliebt an. Sandra hat die Schnitzeljagd modern konzipiert, als Geocaching. Gemeinsam mit Holger hat sie kleine Schatztruhen vom Trödel in einem Radius von fünf Quadratkilometern im Wald, im Park und in der groben Furche eines Ackers vergraben, welche die Kids dann mittels GPS-Koordinaten und Handy auffinden konnten. Sandra wollte den Radius zunächst auf zwei Quadratkilometer beschränken, aber Holger bestand auf fünf, damit sie schneller müde werden. Es scheint zu funktionieren. Brav und gesittet verteilen sich die zwanzig Kids am Tisch, auf dem nach der Frischluftstrapaze das Essen bereitsteht. Spaghetti Bolognese mit Würstchen, und extra Pommes für Cheyenne, die Vegetarierin ist und eine Muschel am Lederbändchen um den Hals trägt. Außerdem hat Sandra eine riesige Schüssel Bowle aus Ananassaft mit Stückchen und alkoholfreiem Sekt hingestellt. Eine gewisse Ruhe breitet sich in Holger aus. Für ein paar Sekunden, einen Augenblick himmlischen Friedens lang, hat er den Eindruck, da säßen wirklich noch Kinder an seinem Küchentisch. Harmlose, unschuldige Kinder und keine Brut, in deren jungen Leibern gerade die ersten Hormone des Lebens hochkochen.
    »Knutschen! Knutschen! Knutschen!«, skandieren die Kids, kaum, dass Holger kurz den Raum für einen schnellen Toilettengang verlassen hat. Er stürzt in die Küche zurück. Zwischen den Lippen Julians und seiner Tochter spannt sich eine Spaghettinudel auf. Sie wird immer kürzer. Cheyenne skandiert nicht mit im Knutschchor. Der Blick unter den braunen Strähnchen ihres Haars verfinstert sich mit jedem Millimeter, den die Nudel kürzer wird.
    Holger hastet ins Wohnzimmer, schaltet so schnell er kann die Videospielkonsole an und dreht den Fernseher auf volle Lautstärke.
    »Das Singstar -Turnier beginnt!!!«, ruft er, und alle Kids springen auf, sogar Julian und Kira. Die Brut hastet ins Wohnzimmer und wirft Teller mit Tomatensoße auf den Boden. Niemand hat nach dem Geocaching seine Schuhe ausgezogen. Dicke Brocken vom Acker verteilen sich auf dem Teppich und dem Sofa, auf dessen Lehne einige Platz nehmen, weil Kira als Geburtstagskind als Erste das Mikro bekommt. Sie tritt mit Julian an. Die beiden singen »I got a hangover!!!«, obwohl sie noch nie einen hatten. Im Flur geht eine Vase zu Bruch.
    Was sagt die Wissenschaft? ➙ »Sicher lassen sich junge Teenager kurzfristig durch Outdoor-Aktivitäten ermüden«, sagt Professor Dr. Elke Engelbrecht vom Institut für ehrbare Ernährungswissenschaft (IfeE) in Engelswies. »Fügt man ihnen allerdings Kohlenhydrate zu, drehen sie zehnfach wieder auf.« Untersuchungen des Instituts haben ergeben, dass die Verwertung von Kohlehydraten im Alter von dreizehn bis fünfzehn

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