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Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition)

Titel: Überleben oder Scheitern: Die Kunst, in Krisen zu bestehen und daran zu wachsen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Pieper
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der beste ist, wird sich im Einzelfall weisen. Es geht nicht darum, jeden, der etwas Schlimmes erlebt hat, auf die Couch zu legen und jahrelang zu analysieren. Wenn eine Traumatisierung vorliegt, ist es eher zielführend und heilsam, sich eine Zeit lang intensiv mit den Ursachen zu beschäftigen und dann anzuerkennen, dass dieses Ereignis eine tiefe Narbe hinterlassen hat. Im nächsten Schritt geht es darum, diese Narbe als Bestandteil des eigenen Lebens zu akzeptieren und daran zu arbeiten, wie man mit ihr am besten weiterleben kann. Es ist letztlich wie bei einem alten Baum: Man kann ihm ansehen, dass er viele Stürme durchgemacht hat, dass er Wunden davongetragen und harte Jahre überstanden hat, in denen kein aufrechtes Wachstum möglich war. Aber am Ende wächst er doch immer weiter, schmücken ihn Jahr für Jahr im Frühling neue Blüten und Blätter. Die alten Narben und das neue grüne Kleid machen die Einzigartigkeit dieses Baumes, seine unverwechselbare Schönheit aus.
Mutmacher 7
    Wenn Sie spüren, dass Sie ein unverarbeitetes Trauma mit sich tragen, das Sie an einem guten Leben hindert, trauen Sie sich, eine qualifizierte verhaltenstherapeutisch orientierte Traumatherapie aufzusuchen. Auch wenn das Trauma schon viele Jahre zurückliegt, gibt es gute Erfolgschancen!

11. Warum Verdrängen alles noch schlimmer macht
    Die häufigste Reaktion nach einem erlebten Trauma ist Rückzug und Vermeidung. Es handelt sich dabei zunächst einmal um einen natürlichen Schutzmechanismus, der unser Überleben sichert. Der Aufbau derartiger Angst- und Vermeidungsreaktionen ist ein normaler und kein pathologischer Prozess. Ohne die Fähigkeit, aus Gefahren zu lernen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen, hätte die Menschheit nicht überlebt. Ein Kind etwa, das sich an der Herdplatte die Finger verbrannt hat, wird die Berührung mit dieser Herdplatte in Zukunft meiden. Problematisch für das zukünftige Leben des Kindes würde es aber dann werden, wenn die Eltern es nicht schafften, ihm den sinnvollen Umgang mit einem Herd, seine Gefahren, aber auch seinen Nutzen zu vermitteln. Denn dann würde es diesem nützlichen Gerät fortan nur noch mit einer starken Angstreaktion begegnen.
    Dieses einfache Beispiel zeigt verschiedene Muster, denen wir immer wieder folgen: Wir tun etwas oder uns widerfährt etwas Unvorhergesehenes, das uns Leid zufügt. Wenn wir uns dem nicht stellen, uns mit der Quelle des Schmerzes nicht auseinandersetzen, sondern eine Vermeidungshaltung einnehmen, werden wir die Phase des Leids unnötig verlängern, im schlimmsten Fall ein Leben lang.
    Zunächst ist der Rückzug – wie bereits erwähnt – eine ganz natürliche Reaktion. Ich habe zum Beispiel eine Krankenschwester kennengelernt, die in einem Vollzugskrankenhaus arbeitete. Kurz vor unserer Begegnung war sie von einem ihrer Patienten als Geisel genommen, stundenlang bedroht und sexuell missbraucht worden und hatte schließlich mit ansehen müssen, wie dieser sich umbrachte. Nach diesen traumatischen Erlebnissen trat sie zunächst den vollkommenen Rückzug an. Sie verweigerte den Dienst, weil sie Angst hatte, so etwas könne ihr noch einmal passieren. Eine absolut nachvollziehbare Reaktion. Bedenklich wird es allerdings, wenn sie sich nicht nur weigert, die Krankenstation wieder zu betreten, sondern auch Gespräche über den Vorfall meidet, weil sie dadurch zu sehr aufgewühlt wird. Wenn sie den Anblick von Klebeband nicht mehr ertragen kann, weil dieser sie daran erinnert, wie ihr Peiniger ihr die Augen verklebte; wenn sie auf dem Weg in die Stadt einen großen Umweg um das Gebäude macht, oder wenn sie sexuelle Kontakte mit ihrem Mann meidet, weil sie durch diese Intimität an die Missbrauchssituation erinnert wird.
    All diese Vermeidungshandlungen verfolgen nur einen Zweck: der Erinnerung an das Trauma und der Auseinandersetzung mit den psychischen und physischen Folgen aus dem Weg zu gehen. Dieses Verhalten ist menschlich verständlich und hat zumindest kurzfristig durchaus Vorteile für die Betroffenen. Durch das Umgehen einer belastenden Konfrontation wird weniger Stress ausgelöst – und das ist in den Augen vieler Betroffener ein Segen. Denn sie sind überzeugt davon, eine zusätzliche Belastung nicht verkraften zu können. Sie schleichen sich gewissermaßen immer wieder um den Schmerz herum, der unweigerlich ausgelöst würde, wenn sie sich mit dem Erlebten auseinandersetzten.
    Mit der Zeit jedoch müssen sie erkennen, dass sie das

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