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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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weiß!«
    Zufrieden und mit 95  Euro  20 in der Tasche trete ich in die kalte Winterluft. Phil wird zurechtkommen. Er hat Oxygrammophon, übergroße Kondome und ’ne iTunes-Karte.
     
    Vierzehn Bahnstationen später erreiche ich das Autohaus, wo mir ein rundgesichtiger Mann im Toyota-Overall meine Autoschlüssel in die Hand drückt und sagt, dass ich ihn jederzeit wiederbringen kann, wenn keiner mehr bietet. Ja, ich bekomme sogar noch eine Flasche Toyota-Sekt mit, vermutlich weil bald Weihnachten ist und ich ja offiziell noch Kunde bin. »Vielen Dank für Ihr Vertrauen!«, steht auf dem Etikett.
    Ich will gerade vom Hof fahren, da sehe ich, dass ich eine Nachricht von Phil bekommen habe.
    Respekt. Das ist die mit Abstand erbärmlichste Scheiße, die du je gebracht hast. Fick dich! Phil. (Mit meinem Schwanz gesendet)

Holland in Not
    »Pulheim-Sinthern. Nicht am Arsch der Welt, sondern am Hintern …«, murmle ich missmutig, als Annabelle und ich in Fliks Fertighaus-Favela rollen. »Sollte man echt auf das Ortsschild schreiben, ich meine, wir sind ja fast in Holland.«
    Wenn man auf den letzten Drücker eine Privatinsolvenz abwenden will, steht ein gefälliger Pärchen-Abend in Kölns fadem Neubau-Familien-Speckgürtel nicht an erster Stelle der To-do-Liste.
    »Da! Amselweg!«, ruft Annabelle und deutet auf ein Straßenschild. Mürrisch folgen meine Augen ihrem Finger. Es ist eine schlimme Welt da draußen: Selbst im kalten Licht der vermutlich vor einer Stunde fertigmontierten Straßenlampen wirkt alles so, als hätte die CDU hier einen Feldversuch für vollkommenes Familienglück aufgebaut – kein Garten ohne Kunststoffrutsche, keine Doppelgaragenauffahrt ohne Basketball-Korb, kein Küchenfenster ohne eine halogenbeleuchtete, fleißige Hausfrau dahinter, und ganz bestimmt liegt im Nachtschränkchen auch noch die Bibel.
    Annabelle tippt mich an. »Da war die Fünfzehn, Simon, du bist vorbeigefahren.«
    »Stimmt«, nuschle ich und gebe zu Bedenken, dass wir die Fünfzehn jetzt wohl auch nicht mehr finden werden, wo doch ein Haus wie das andere aussieht und es nicht den geringsten geographischen Bezugspunkt gibt wie zum Beispiel eine Kneipe, ein Waffengeschäft oder wenigstens einen Kiosk, so wie in einem echten Stadtviertel.
    »Ist halt nicht unsere Welt«, antwortet Annabelle schlichtend.
    »Nicht unsere Welt? Das ist nicht mal unser Sonnensystem.«
    »Da ist er wieder, der Amselweg!«
    »Depressive-Katze-tot-über-dem-Zaun-Weg, meinst du!«
    »Vorsicht, Bobby-Car!«
    »Danke, Schatz, hab ich gesehen.«
    Es macht kurz ›Klock‹, gefolgt von ein paar erbärmlichen Schleifgeräuschen, und schon bin ich drüber.
    Annabelle starrt mich mit offenem Mund an. »Hallo? Du bist nicht gerade wirklich über das Bobby-Car gefahren, oder?«
    Ich halte vor einem besonders schlimmen Doppelhaus mit der Nummer fünfzehn. »Es stand mitten auf der Straße und es hatte kein Licht an!«
    »Es hatte kein Licht an? Das Bobby-Car? Tickst du noch ganz richtig?«
    »Schau, liebes Feechen: In so einer hässlichen Doppelhaushälfte wohnen Flik und Daniela. Und damit man gleich sieht, dass es jetzt schon Streit gibt mit den Nachbarn, haben sie die eine Fassadenhälfte in Schiefer gemacht und die andere in Babyblau.«
    Annabelle hat ihre Augen noch immer auf mich gerichtet, und ein wenig von mir weggerutscht ist sie auch.
    »Simon, es ist nicht Fliks Schuld, dass du so aggro bist und auch nicht die von den Kindern hier!«
    Wenn Annabelle Simon sagt statt Schatz oder Schnuppes, dann ist sie richtig sauer.
    »Ich bin nicht aggro, ich will nur einfach nicht hier sein, weil ich zu tun habe.«
    »Was denn?«
    »Es ist … eine Überraschung!«
    »Und … hab ich da auch was von, von dieser Überraschung?«
    »Du hast da sogar ganz besonders was von!«, verrate ich verschwörerisch und quetsche meinen Hilux zwischen zwei bunte Kleinstwagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da planen sie eine Siedlung im Nichts, und es gibt wieder keine Parkplätze.
    »In dem Fall«, grinst Annabelle, »will ich ausnahmsweise mal ein Auge zudrücken.«
    Dann erst entdeckt sie die Risse im Dachhimmel. »Sag mal, was ist denn da passiert?«
    »Aber Feechen, das hab ich dir doch erzählt. Das ist wegen Dachsteifigkeit.«
    »Sieht eher so aus, als hätte da jemand nach Drogen gesucht.«
    »Haha!«, lache ich, »stimmt …!«
    Annabelle schaut mich dennoch eine gefühlte halbe Minute lang an, als habe mich irgendetwas verraten. Was hat sie bloß

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